Vom Wasser und Geld sparen
Viele Hausbesitzer denken angesichts stetig steigender Energie- und Wasserkosten über die Möglichkeiten nach, ihren Verbrauch zu minimieren und damit letztendlich bares Geld zu sparen. Nicht selten geht der Schuss dabei aber nach hinten los, was auch das Vertrauen in das beratende Sanitär- oder Heizungs- Unternehmen ankratzt.
Die vierköpfige Familie Sparsam bewohnt ein freistehendes Einfamilienhaus mit einem kleinen Garten. In den Sommermonaten werden fleißig der Rasen gesprengt und die Blumenbeete gewässert. Schließlich möchte man sich in seinem mühsam erarbeiteten Paradies auch wohlfühlen und nicht in einer Steppenlandschaft das Sonnenbad genießen. Jedoch hat der Wunsch nach saftigem Grün und leuchtenden Blumen auch seinen Preis, der einmal jährlich schwarz auf weiß ins Haus flattert. Wenn man doch einfach das Regenwasser vom Dach zum Gießen auffangen könnte.
Internetrecherche
Bei der Suche im Internet wird schnell klar, dass sich Regenwasser einfach auffangen und nutzen lässt. Sogar für die WC-Spülung und die Waschmaschine lässt sich Regenwasser einsetzen. Nur gut, dass der Installateur beim Umbau des Hauses mitgedacht hat und zusätzliche separate Trinkwasserleitungen zu den Toiletten verlegt hat. Glaubt man den Statistikern werden gut 51% des Trinkwassers für die Toilettenspülung, das Wäsche Waschen und die Gartenbewässerung benötigt. Wasser welches nicht aufwändig aufbereitet wird und nicht über viele Kilometer durch die Stadt gepumpt werden muss spart letztlich Strom und damit CO2 ein. Neben der Entlastung für den Geldbeutel verbuddelt man also zusätzlich einen Gewinn für die Umwelt in seinem Garten. Auf den ersten Blick eine klassische Win-Win Situation. Auch der ortsansässige Installateur ist begeistert. „Das ist gar kein Problem so eine Zisterne nachzurüsten. Wir haben ja beim Umbau alles vorbereitet um sogar die Klospülung kostensparend zu betreiben. Die Investition werden Sie bei den immer weiter explodierenden Nebenkosten nicht bereuen. Ein befreundeter Bauunternehmer macht Ihnen bestimmt ein gutes Angebot für die Schachtarbeiten. Dann brauchen Sie sich nicht mit Schüppe und Hacke im Garten quälen.“
Kosten/Nutzen
Der Installateur hat wenige Tage später schon ein Angebot erstellt. Zum Einsatz soll ein 5300 Liter fassender Erdtank und eine Regenwasserstation kommen. Sollte es mal lange nicht geregnet haben und der Tank leer sein schaltet diese Anlage sogar voll automatisch auf Trinkwasser um. Die Sparsams sind begeistert, und das „Wunschlos-glücklich-Angebot“ über 4500€ klingt fair. Wenn man langfristig sparen will, muss man halt auch erst einmal Geld in die Hand nehmen. Einzig Opa Sparsam ist skeptisch. Der alte Fuchs ist nicht so recht überzeugt von der Idee. Er lässt sich von seinen Liebsten die letzten Trinkwasserabrechnungen zeigen und rechnet nach. Die Familie hat in den letzten Jahren durchschnittlich 190 m³ Trinkwasser im Jahr verbraucht. Damit liegt die Familie gut im Schnitt. An die Stadtwerke mussten sie für Trinkwasser 1,43 €/m³ zahlen und an die Stadt 1,70 €/m³ für angefallenes Abwasser entrichten. Das macht zusammen 3,13 €/m³ verbrauchtes Trinkwasser. Im Jahr fallen so Kosten von rund 595 € für Trink- und Abwasser an. Opa Sparsam rechnet weiter und ermittelt bei einem Einsparpotenzial von 51% eine mögliche Wassereinsparung von 97 m³ im Jahr. Neben dem Umweltschutz möchten Sparsams aber auch ihren Geldbeutel schonen. Der Großvater rechnet aus, dass eine Einsparung von 97 m³ die Portokasse um 304 € pro Jahr entlasten würde. Das mit Fäkalien angereicherte Regenwasser muss aber ebenso in einer Kläranlage aufbereitet werden wie andere Abwässer auch. Aus diesem Grund beschränkt sich die Ersparnis normalerweise auf den Trinkwasseranteil womit die Entlastung der Haushaltskasse auf 139€ pro Jahr sinkt.
Amortisationszeit
Wie bereits angedeutet sind die Sparsams nicht mit endlosem Reichtum gesegnet. Deswegen möchte die Familie mit Hilfe ihrer Zisterne langfristig nicht nur Wasser sondern auch Geld einsparen. Würde das für die Waschmaschine und die Toiletten genutzte Regenwasser nicht korrekt abgerechnet, ergäbe sich vielleicht noch eine Amortisationszeit von 15 Jahren. Allerdings darf dann der Wasserverbrauch der Familie nicht weiter sinken und nichts an der Anlage kaputt gehen bzw. professionell gereinigt werden müssen. In diesem Zeitraum sollte auch keine durch anhaltende Trockenheit bedingte Umstellung auf Trinkwasser erfolgen. Sobald die Familie die korrekten Gebühren für ihr Abwasser entrichtet steigt die Amortisationszeit beim aktuellen Wasserpreis bereits auf 32 Jahre. Das setzt jedoch voraus, dass der Wasserverbrauch konstant bleibt und sich keine anderen Zwischenfälle ereignen. Der konstante Verbrauch für die folgenden 30 Jahre dürfte allerdings mehr als fraglich sein. Wenn die Kinder das elterliche Heim verlassen haben, wird sich die Zisterne höchstwahrscheinlich niemals rechnen.
Fazit
Diese Berechnung von Opa Sparsam, ist natürlich sehr grob und sicherlich nicht allgemein gültig. Regionale Preisunterschiede, Nutzeranzahl- und verhalten können eine Zisterne auch wirtschaftlich sinnvoll erscheinen lassen. Kosten für Wartung, Filter, Reinigung und Reparaturen müssen dabei aber ebenso berücksichtigt werden wie solche für eine Finanzierung der Anlage. Stellt sich am Ende heraus, dass nicht nur der Kunststofftank, sondern auch das Geld vom Kunden unter der Grasnarbe versenkt wurde hat man als beratender Sanitärbetrieb das Vertrauen mit Sicherheit verspielt und kann sich einen Folgeauftrag, wie beispielsweise die Installation einer Solaranlage, von der Backe putzen…