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Tipps für die Praxis

Regenwassernutzung lohnt sich

Eine Genehmigung zur Nutzung von Regenwasser ist in Deutschland nicht erforderlich. Allerdings besteht vor dem Bau einer Anlage Anzeigepflicht durch den Betreiber beim Wasserversorger und beim Gesundheitsamt. Das ist ganz einfach, denn Vordrucke dafür sind Bestandteil der 18-seitigen Broschüre „Betriebsanleitung Regenwassernutzungsanlagen“, die für 3 Euro inklusive Porto beim Fachverband Betriebs- und Regegenwassernutzung e. V. unter www.fbr.de/publikationen bestellt werden kann. Darin enthalten sind auch ein Übergabe- und Einweisungsprotokoll sowie Hinweise für Betrieb, Inspektion und Wartung.

In Deutschland erlaubt: Regenwasser für WC spülen, Wäsche waschen und Garten bewässern. Voraussetzungen für gute Wasserqualität: Nur Dachflächen anschließen, im Speicher beruhigten Zulauf und schwimmende Entnahme installieren.

Bild: König

In Deutschland erlaubt: Regenwasser für WC spülen, Wäsche waschen und Garten bewässern. Voraussetzungen für gute Wasserqualität: Nur Dachflächen anschließen, im Speicher beruhigten Zulauf und schwimmende Entnahme installieren.
Der Jahresertrag an Regenwasser ist das Produkt aus Jahresniederschlag des Ortes x Auffangfläche (Grundriss mit Dachüberstand bzw. horizontale Projektion zwischen den Regenrinnen) x Minderungsfaktor für Benetzungsverluste und gelegentlichen Speicherüberlauf.

Bild: König

Der Jahresertrag an Regenwasser ist das Produkt aus Jahresniederschlag des Ortes x Auffangfläche (Grundriss mit Dachüberstand bzw. horizontale Projektion zwischen den Regenrinnen) x Minderungsfaktor für Benetzungsverluste und gelegentlichen Speicherüberlauf.

Tipp:

Im Zuge der Beratung diese Betriebsanleitung den Interessenten aushändigen, mit ihnen nach Auftragserteilung die beiden Formulare zur Mitteilung ausfüllen und abschicken. Nach der Installation die Einweisung und Übergabe bescheinigen und gegebenenfalls Inspektion und Wartung als preiswerte Serviceleistung anbieten. Das hilft Betriebsstörungen zu vermeiden (die immer das Image des Ausführungsbetriebes schädigen) und im Kundenkontakt zu bleiben.

Garten bewässern, WC spülen oder Wäsche waschen?

Wir dürfen in Deutschland von Gesetzes wegen für alle drei Zwecke Regenwasser verwenden, wenn die Anlagen zur Regenwassernutzung normgerecht gebaut sind, d.h. die technischen Vorgaben der DIN 1989-1 (1), zukünftig der DIN EN 16 941-1 (2) eingehalten werden. Dazu gehören u. a. der freie Auslauf bei Nachspeisung aus dem Trinkwassernetz und die Kennzeichnung von Leitungen und Entnahmestellen. Kommt regelmäßig genug Regenertrag in den Speicher, weil vor Ort überdurchschnittlich viel Niederschlag fällt oder sehr große Dachflächen vorhanden sind, können maximal 50 % des Trinkwassers ersetzt werden.

Tipp:

Übersteigt der Ertrag den Bedarf Monat für Monat deutlich, würde ein preiswerter kleiner Speicher genügen, denn er füllt sich schnell wieder. Allerdings muss dann mit häufigen und großen Überlaufmengen gerechnet werden. Und für Trockenperioden ist keine Reserve vorhanden. Deshalb immer Regenspeichergröße fachlich korrekt auslegen.

Dauerhafte Kennzeichnung von Anschlüssen, die kein Trinkwasser liefern

Bild: König

Dauerhafte Kennzeichnung von Anschlüssen, die kein Trinkwasser liefern
Filter halten Partikel ab ca. einem Millimeter vom gespeicherten Wasservorrat fern. Sie sollen mehrmals jährlich, je nach Ort und Jahreszeit unterschiedlich oft, durch den Betreiber gereinigt werden. Seifenlauge und feine Bürste genügen dafür.

Bild: Mall

Filter halten Partikel ab ca. einem Millimeter vom gespeicherten Wasservorrat fern. Sie sollen mehrmals jährlich, je nach Ort und Jahreszeit unterschiedlich oft, durch den Betreiber gereinigt werden. Seifenlauge und feine Bürste genügen dafür.

Bild: ZVSHK

Nach Vorgabe der DIN müssen einmal jährlich alle Anlagenteile inspiziert werden. Die Handwerkerrechnung dafür wird in der Regel dem Empfänger als haushaltsnahe Dienstleistung vom Finanzamt anerkannt.
Lieferung eines Regenspeichers aus Beton zum nachträglichen Einbau bei Modernisierung und Renovierung

Bild: Roland Sigwart Photographie

Lieferung eines Regenspeichers aus Beton zum nachträglichen Einbau bei Modernisierung und Renovierung

Regenspeichergröße berechnen

Vor dem Erstellen eines Angebotes sollte man mit der Bauherrschaft unterschiedliche Varianten der Nutzung durchspielen und diskutieren, bevor die Entscheidung für die Verwendung fällt. Diesen Aufwand darf man durchaus vorab in Rechnung stellen und bei Erteilen des Auftrags als Anzahlung gutschreiben. Die überschlägige Bemessung der Anlagengröße kann nach folgendem Beispiel erfolgen:

Das Speichervolumen wird mit 6 % vom kleineren der beiden Jahreswerte ermittelt und ergibt einen etwa drei Wochen reichenden Vorrat, wenn der Speicher voll war und es in dieser Zeit nicht regnet. Das ist vom Kosten-/Nutzenverhältnis her die sinnvollste Formel. Genaue Berechnungen bieten Speicher- und Anlagenhersteller kostenlos im Internet an, alternativ die unabhängige Fachvereinigung fbr unter https://regenwasser-experten.fbr.de/.

Tipp:

Den letzten Tropfen von Starkregenfällen zu sammeln gelingt nicht und ist ökonomisch nicht sinnvoll. Anzustreben ist, dass Ertrag und Bedarf etwa gleich groß sind. Dann ist der Nutzungsgrad optimal, d. h. wenig Regenwasser geht in den Überlauf und wenig Trinkwasser muss nachgespeist werden.

Nicht genug Regenertrag?

Wer kalkuliert stellt schnell fest, dass die Toilettenspülung im Wohnhaus viel mehr Trinkwasser spart als der Hausgarten, weil ganzjährig in Betrieb; so auch die Waschmaschine, bei der im Regenwasserbetrieb noch zusätzlich Waschmittel und damit Geld gespart wird. Denn das weiche Niederschlagswasser ermöglicht bei allen Vollwaschmitteln die Minimaldosierung, bei Baukastenwaschmitteln das Weglassen des Enthärters. Damit wird das Abwasser weniger mit Tensiden belastet, die Kläranlage muss weniger reinigen.

Tipp:

Bei nachträglicher Installation der Regenwassertechnik und sehr hartem Trinkwasser, falls nicht genug Niederschlagswasser für alle Verwendungszwecke zur Verfügung steht, der Waschmaschine der Vorzug geben. Neben Wasser wird dabei viel Waschmittel gespart. Außerdem ist der Anschluss an das separate Leitungsnetz meist einfacher und kürzer, als an die Spülkästen der Toiletten in mehreren Geschossen des Hauses.

Planung und Ausführung

Regenwassernutzungsanlagen sind „low-tech“, benötigen wenig Wartung im Betrieb, allerdings fundiertes Wissen bei Planung und Bau. Für eine gute Wasserqualität gelten u. a. folgende Voraussetzungen:

Tipp:

Was es sonst noch zu beachten gilt, zeigen die Informationen der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. (fbr) auf www.fbr.de/publikationen/fbr-top-reihe/. Wer sich vorab grundsätzlich über einzelne Komponenten orientieren möchte, dem sei die fbr-Marktübersicht (3) empfohlen. Sie bietet einen Überblick über fast 400 Produkte.

Quellen/Literatur:

(1) DIN 1989-1:2002-04. Regenwassernutzungsanlagen, Teil 1: Planung, Ausführung, Betrieb und Wartung. Beuth Verlag. Berlin, April 2002

(2) DIN EN 16941-1:2018-06. Vor-Ort Anlagen für Nicht-Trinkwasser — Teil 1: Anlagen für die Verwendung von Regenwasser. Diese europäische Norm legt Planung, Bemessung, Einbau, Kennzeichnung, Inbetriebnahme und Wartung von Regenwassernutzungsanlagen zur Verwendung von Regenwasser für verschiedene Nutzungen vor Ort als Ersatz für Trinkwasser fest. Beuth Verlag, Berlin, 2018.

(3) fbr-Marktübersicht. Ein Produktkatalog von Fabrikaten und Typen unterschiedlicher Hersteller, u. a. zu Regenwasser- und Grauwasserrecycling. Hrsg.: Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr). Darmstadt, 2019.

Ertrag/Bedarf

Jahresertrag in Liter:

Jahresniederschlag des Ortes in mm (= l/m²) x Auffangfläche in m² (Grundriss mit Dachüberstand bzw. horizontale Projektion zwischen den Regenrinnen) x Minderungsfaktor 0,8 (= 20% Abschlag für Benetzungsverluste und gelegentlichem Speicherüberlauf)

Jahresbedarf in Liter:

Personenzahl x Tagesbedarf pro Person x 365 Tage (gelegentliche Abwesenheit gleicht gelegentliche Besucher aus). Tagesbedarf/Person: WC ganztägig zuhause 24 l, Waschmaschine 10 l. Pro m² Nutzgarten addiert man einen Jahresbedarf von 60 l, bei automatisch beregneter Grünfläche bis zu 200 l.

Voraussetzungen

  • Als Sammelflächen nur Dachflächen nutzen. Doch Vorsicht bei Gründachabflüssen: Sie enthalten in der Regel Huminstoffe, die das Wasser färben, und sind daher für das Wäschewaschen nicht geeignet.
  • Filter zwischen Sammelfläche und Wasservorrat sind unbedingt nötig, um grobe Verunreinigungen vom Speicher fern zu halten. Je nach Fabrikat sitzen sie in der Fallleitung, in der Grundleitung oder im Speicher am Ende des Zulaufrohres.
  • Wartung: Filter müssen mehrmals jährlich manuell gereinigt werden. Die Säuberung der Zisterne genügt dann alle 10 Jahre. Einmal jährlich sollten Sammelflächen und Regenrinnen inspiziert werden.
  • Im Speicher Licht und Wärme vermeiden. Zulauf, falls dies nicht durch einen Filter innerhalb des Speichers geschieht, durch Formstücke beruhigen sowie Betriebswasser nahe der Wasseroberfläche mit schwimmender Entnahme ansaugen – beides, um das Aufwirbeln des Sediments zu vermeiden.
  • Anekdote

    Von Christian Rusche, Hamburg

    „Eine neuinstallierte Regenwassernutzungsanlage in einem Altbau bereitete von Anfang an Probleme: Ständig rief die Kundin den Installateur an, dass kein Wasser zu den Toiletten käme. Stundenlang suchten wir den Fehler: Pumpe wurde ausgetauscht, Modul wurde erneuert, im Speicher wurde alles kontrolliert. Kein Fehler war zu finden. Während unserer Anwesenheit lief die Anlage einwandfrei. Bis mir die neuinstallierte Steckdose, an der die Pumpe im Keller angeschlossen war, auffiel. Ich verfolgte die Stromleitung und musste feststellen, dass seitens der Bauherrschaft die Steckdose an den Lichtschalter für den Kellerflur angeschlossen war, sodass man jedes Mal beim Verlassen des Kellers die Pumpe stromlos machte.“

    DICTIONARY

    AUTOR

    Zum Autor

    Dipl.-Ing. Klaus W. König lebt in Überlingen am Bodensee. Er ist Fachjournalist sowie von der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Bewirtschaftung und Nutzung von Regenwasser. Klaus W. König ist Mitarbeiter im DIN-Ausschuss NA 119-05-08 AA Wasserrecycling/Regen- und Grauwassernutzung. Seit 2006 lehrt er Regenwasserbewirtschaftung in englischer Sprache an der Hochschule Reutlingen (ESB Business School).

    www.klauswkoenig.com

    König

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