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Mindestversorgungsdruck

Über Nacht wären irre hohe Drücke im Trinkwassernetz, daher könnte ein zu geringer Druck wohl nicht die Ursache sein für die nur tröpfelnde Dusche.

Wenn es aus der Dusche nur tröpfelt, ist der Ärger vorprogrammiert
(Bild: Thinkstock)
Wenn es aus der Dusche nur tröpfelt, ist der Ärger vorprogrammiert (Bild: Thinkstock)

Was für einen Quatsch man sich immer wieder anhören muss. Je nachdem, wer da gerade was beweisen will, werden Argumente hin- und hergeschoben und Einflüsse klein geredet oder aufgeblasen. Fakt ist jedoch, wenn es aus einer Dusche im Neubau nur tröpfelt, dann stimmt etwas nicht. Aber so geht es manchmal zu bei einem Ortstermin.

Was war passiert?

Der Hausherr hat einen Neubau erstellen lassen und eine eifrige Installateurfirma hat die Sanitärarbeiten ausgeführt. Die Erlebnisduschanlage im ersten Obergeschoss des Hauses will den Bauherrn aber nicht so richtig überzeugen. Es tröpfelt mehr, als dass es wirklich fließt, geschweige denn rauscht. Die Untersuchung des Hausherrn erfolgte dann ganz einfach mit einem Eimerchen und einer Stoppuhr. Es wurde die Zeit genommen für das Füllen des Fünf-Liter-Eimers und dieser Wert hochgerechnet. Ergebnis 12 Liter pro Minute (l/min). Im Prospekt stehen allerdings 22 l/min Da steht der Installateur erstmal recht dumm da. Sein Argument, diese Variante sei sparsamer kann da nicht richtig überzeugen.

Was kann passiert sein?

Ich lasse mir das Spülprotokoll zeigen um ausschließen zu können, dass die Anlage erhebliche Verschmutzungen aufweist und deshalb gewissermaßen verstopft ist. Aber das Protokoll liegt vor und der Bauherr kann sich sogar noch an das Spülen der Anlage erinnern. Im Keller schauen wir dann nach dem Hausanschluss und dem dort montierten rückspülbaren Filter. Prima, alles im grünen Bereich. Aber mein Blick auf den Druckminderer verrät ein Indiz. In Fließrichtung hinter dem Druckminderer stehen nur 2,4 bar an. Der Versorgungsdruck in diesem Gebiet ist also in diesem Augenblick ungewöhnlich niedrig. Ein Anruf beim Wasserversorger bringt dann kurzfristig die Lich ins Dunkel. Man habe sich in diesem reinen Wohngebiet darauf beschränkt in Spitzenzeiten nur noch die notwendigen Drücke zu halten.

Diese sind im DVGW Merkblatt 403 angegeben

 

Versorgungsdruck neue Netze (bar) bestehende Netze(bar)
für Gebäude mit EG 2,00 2,00
für Gebäude mit EG und 1. OG 2,50 2,35
für Gebäude mit EG und 2. OG 3,00 2,70
für Gebäude mit EG und 3. OG 3,50 3,05
für Gebäude mit EG und 4. OG 4,00 3,40

Jetzt glauben die Beteiligten endlich den Schuldigen ausgemacht zu haben. Diese Spaßverderber vom Wasserwerk brauchen also nur den Druck erhöhen und schon könnte der Eine prima duschen und der Andere wieder ruhig schlafen. Aber leider ist das nicht so einfach.

Jedes Wasserwerk ist anders. Die Drücke in fremden Versorgungsgebieten 
sollte man daher im Zweifel erfragen
(Bild: Thinkstock)
Jedes Wasserwerk ist anders. Die Drücke in fremden Versorgungsgebieten sollte man daher im Zweifel erfragen (Bild: Thinkstock)

Was macht der Versorger?

Unsere Trinkwassernetze vertragen nicht überall beliebig hohe Drücke. Insbesondere die in die Jahre gekommenen Rohrleitungen werden daher schon mal geschont. Unsere europäischen Nachbarn können ein Lied davon singen. In England sind die Rohre zum Teil so marode, dass in Einfamilienhäusern bereits Druckerhöhungsanlagen montiert werden.

In Deutschland sind die Zustände deutlich besser, trotzdem muss man diesen geringen Drücken in einzelnen Fällen entsprechend begegnen.

Wie begegnen?

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Ich will sagen, zuerst muss ich mich schlau machen, welche Drücke denn vor Ort herrschen. Das Versorgungsgebiet, in dem ich hauptsächlich tätig bin, habe ich natürlich im Griff. Aber wenn ich in andere Versorgungsgebiete wechsle, dann ist ein Anruf beim jeweiligen Versorger schnell gemacht und schützt vor unangenehmen Überraschungen. Wenn ich dann tatsächlich ein Versorgungsgebiet mit sehr niedrigen Drücken vorliegen habe, dann muss entsprechend die Rohrleitung größer dimensioniert werden. Dann höre ich natürlich die Hygieniker wieder quieken: „Große Dimensionen erhöhen das Verkeimungsrisiko“ Meine Antwort: „Stimmt!“ Und zwar so was von!

Aber ich kann den Bauherrn ja über diese Umstände und Zusammenhänge unterrichten und mir diese Unterweisung schriftlich bestätigen lassen. Wenn er dann weiterhin auf seine Erlebnisdusche oder ähnliches besteht, dann kriegt er sie auch.

Auch kann man durch druckverlustarme Armaturen und Einbauten insgesamt den Fließdruck an den Entnahmearmaturen entsprechend günstig beeinflussen. Kritisch sind meistens die Duschen, insbesondere dann, wenn diese einen Regentanz oder ähnliche Erlebnisse versprechen. Aber eben diese Kunden mit gehobenen Ansprüchen sind oft auch pingelig.

Morgen hier im Blog: Für mehr Power im Rohr!

Der Autor

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