Deutschland ist ein wasserreiches Land: Wir verfügen über eine sich jährlich erneuernde Wassermenge von 188 Milliarden Kubikmetern. Von diesen verfügbaren Ressourcen werden lediglich 17 Prozent tatsächlich verbraucht. 83 Prozent bleiben ungenutzt. Das liegt nicht nur an den innovativen Technologien der Sanitärindustrie und an der Tatsache, dass Deutschland über zahlreiche Wasserquellen verfügt, sondern auch an der Wasserspar-Mentalität der Deutschen. Im internationalen Vergleich gehört die Bundesrepublik mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 121 Litern pro Kopf und pro Tag zur Spitze der Wasserspar-Nationen. In einer aktuellen Umfrage von Blue Responsibility geben knapp drei Viertel aller Befragten (72,8 %) an, dass sie im Alltag bewusst auf ihren Wasserverbrauch achten. Gerade Frauen sind Extrem-Sparerinnen: 29,7 Prozent sagen aus, dass sie sehr darauf achten, Wasser zu sparen, während es bei den Männern nur 21,6 Prozent sind. Nur ein Bruchteil der Deutschen (1,1 %) schenkt dem Wasserverbrauch keinerlei Beachtung.
Die ältere Generation auf Sparkurs
Besonders bei den älteren Deutschen über 60 Jahren hat der Wasserhahn eine kürzere Laufzeit: 85,1 Prozent vermeiden bewusst den hohen Wasserverbrauch. Bei den 14 bis 19-Jährigen hingegen ist das Bewusstsein für Wassersparen viel niedriger (42,4 %) und fast jeder Zehnte (9,2 %) gibt sogar an, gar nicht darauf zu achten. Mit Sicht auf die deutschlandweite Verteilung sind Rheinland-Pfalz / Saarland (92,3 %) und Sachsen (93,8 %) absolute Vorreiter beim Wasserhaushalten – beide mit circa 20 Prozent über dem Durchschnitt. Weniger auf den Wasserverbrauch achten die Bürger in den bevölkerungsreichen Ländern Nordrhein-Westfalen (64,3 %) und Bayern (63,9 %) sowie Berlin (63,9 %).
Umweltbewusstsein als Top-Beweggrund für Wassereinsparungen
Die Ressource Wasser ist in Deutschland ausreichend vorhanden, daher ist ein übermäßiges Sparen nicht notwendig. Ein nachhaltiger Umgang ist jedoch sinnvoll, da die Einsparung von Warmwasser auch die Einsparung von Energie bedeuten kann. Das sehen auch die Deutschen so: Blue Responsibility hat die Beweggründe für Wassereinsparungen herausgefunden: Mehr als zwei Drittel (67 %) der Wassersparer führen ihr Umweltbewusstsein ins Feld.
Auf Platz zwei folgt der Blick in das Portemonnaie, denn 58,8 Prozent der Befragten achten auf ihren Wasserverbrauch, um weniger Geld auszugeben. Die größten Sparfüchse befinden sich in der Berufsgruppe der Arbeiter (71,5 %), für die der Kostenaspekt beim Wasserverbrauch entscheidend ist. In Deutschland ist Mecklenburg-Vorpommern klarer Vorreiter bei der Kostenreduzierung: Mit 33 Prozent über dem Durchschnitt und enormem Abstand zu allen anderen Bundesländern treten die Einwohner dort besonders kostenbewusst auf (91,8 %).
Darüber hinaus ist das Bewusstsein, Wasser zu sparen, fest in den Köpfen verankert. Knapp die Hälfte der Befragten (44,5 %) gibt an, es „so gelernt“ zu haben. Besonders ausgeprägt ist diese Einstellung bei jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 19 Jahren, von denen 60,1 Prozent angeben, dass sie Wasser sparen, weil sie es so gelernt haben.
Einige Befragte achten sogar auf den Wasserverbrauch, weil sie mit Lebensmitteln sorgsam umgehen möchten (38,5 %). Hier sind die Selbstständigen, Freiberufler und Landwirte an der Spitze (52,4 %).
Insgesamt legen die Frauen mehr Wert auf Umweltbewusstsein (+8 %) und den finanziellen Aspekt (+6 %) als die Männer. Insgesamt machen sich Frauen mehr Gedanken um die Nutzung der Ressource Wasser, da sie deutlich mehr Gründe anführen als die männlichen Wassersparer.
Sinnvoll: Bewusste Wassernutzung, aber kein Extremsparen
Was viele Deutsche nicht wissen: Trinkwasser hat, wie jedes andere Lebensmittel, ein Verfallsdatum. Stagnation in Rohrleitungen durch übermäßiges Wassersparen kann zu einer Verschlechterung der Trinkwasserqualität führen. Daher ist die Wasserspar-Mentalität der Deutschen differenziert zu betrachten. „Wasser muss fließen“, bestätigt Wolfgang Burchard, Sprecher der Initiative Blue Responsibility. Stagnation führt zu Verunreinigungen durch Keime.
Folglich müssen die Wasserwerke Zwangsspülungen vornehmen, die das eingesparte Wasser nachträglich verbrauchen. „Sauberes Trinkwasser ist – als wichtigstes Nahrungsmittel – unser höchstes Gut. Wir müssen einerseits die negativen Folgen von unnötigem Wassersparen verhindern und die Trinkwasserhygiene gewährleisten. Andererseits sind wir einem verantwortungsvollen Handeln im Umgang mit Trinkwasser verpflichtet, das auch den Aspekt der Energieeffizienz – gerade bei Warmwasser – berücksichtigen sollte." Daher ist ein bewusster Wasserverbrauch jederzeit nötig, aber ein extremes Wassersparen nicht sinnvoll.