Wenn beim Duschen die Warmwassertemperatur plötzlich um 13 Grad steigt, dann ist das sehr unangenehm. Als der unfreiwillige Wechsel-Duscher deshalb die Miete kürzte, verklagte ihn der Wohnungseigentümer. Beim Gerichtsprozess geriet die Installation ins Visier des Sachverständigen.
Für das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg stand nach der Beweisaufnahme fest, dass in der Mietwohnung des Beklagten, die Warmwassertemperatur sowohl in der Dusche als auch in der Badewanne plötzlich von maximal circa 47 bzw. 48 Grad Celsius auf 60 bzw. 61 Grad Celsius stiegen. Und zwar immer dann, wenn auch nur ein weiterer Mieter in dem Mehrfamilienhaus Wasser aus dem Leitungssystem entnahm. Ein Sachverständiger untersuchte die Installation und konnte die Temperatursprünge schließlich auf zwei gravierende Schwachstellen zurückführen: zum einen waren die Leitungsdurchmesser zu gering, zum anderen lag es an der Bauart des Durchlauferhitzers.
Die plötzliche und unerwartete Temperaturänderung von 13 Grad Celsius stufte das Amtsgericht als „erheblichen Mangel“ ein. Nicht gelten ließ das Gericht den tatsächlich ernst gemeinten Hinweis des Eigentümers, dass der Mieter anstelle der Dusche ja auch die Wanne nutzen könne. Denn beim Einlassen des Badewassers würden sich die Temperaturschwankungen nicht in dem Maße störend auswirken. Das Gericht argumentierte, dass der Mieter die Wohnung mit Dusche gemietet und daher auch einen vertraglichen Anspruch darauf, dass diese ordnungsgemäß – ohne die beschriebenen Temperaturschwankungen – funktioniert, insbesondere auch im Hinblick auf den um ein Vielfaches höheren Wasserverbrauch den ein Vollbad verursacht.
Das Amtsgericht sprach dem angeklagten Mieter eine relativ hohe Minderung von 13 Prozent bezogen auf die Bruttowarmmiete zu (AZ 204 C 349/02). Es begründete dieses Urteil mit den körperlich überaus unangenehmen Auswirkungen des Mangels und der in einem Mehrparteienhaus anzunehmenden Häufigkeit dieses Effekts.
Quelle: www.berliner-mieterverein.de
