Vorgesetzte stellen sich nicht gerne der Kritik, dabei ist es für die eigene Standortbestimmung wichtig. Es ist besser, vom Mitarbeiter Rückmeldung über die Führung zu erhalten, als dass der Monteur die Stelle wechselt oder zumindest innerlich kündigt.
Wer sich kritisch äußert, ist ein „kostenloser Berater“, man müsste sich eigentlich bei ihm bedanken. Obwohl nicht jede Kritik des Monteurs realistische Anregungen zu Verbesserungen enthält, zeigt sie doch, dass das Personal mitdenkt.
Jeder fürchtet, dass er durch ein Feedback in Ungnade bei Vorgesetzen fallen könnte. Gerade für jüngere Mitarbeiter ist es daher nicht leicht, sich zu äußern. Wer will schon als Nörgler eingestuft werden? Es kommt auf die innere Einstellung an. Will ich mich beim Chef über meinen Ärger abreagieren?
Keinesfalls darf der Fall, um den es geht, übertrieben werden. Oft werden Führungsfehler unbewusst gemacht, oder sie werden nur aus Sicht eines Monteurs als Fehler gesehen.
Kritik kann der Monteur auch ausgleichen, und zwar mit der Methode 1 zu 1, das heißt, für jeden kritischen Punkt lobt er auch die Führung, spricht Anerkennung aus. Man nennt diese Methode auch „Sandwichtechnik“, unangenehme Themen werden verpackt in angenehme.
Wer seinem Chef beispielsweise mitteilt, dass er (mit einer einzigen Ausnahme) sehr zufrieden ist, öffnet den kritisierten Vorgesetzten.
Erfolgreiche Vorgesetzte zeigen Kritikfähigkeit, schließlich verlangen sie dies auch von ihren Mitarbeitern. Wer in der Kritik seiner Mitarbeiter Verbesserungschancen sieht, hat begriffen, worauf es ankommt. Ziel ist es, Verbesserungen einzuleiten, andererseits kann das Team nicht erwarten, dass in kurzer Zeit alles im „grünen Bereich“ ist. Änderungen verlangen Geduld und ein Zeitpolster.
So wie der Lieferant die Kundenzufriedenheit abfragt, könnte auch der Arbeitgeber die Zufriedenheit seines Teams checken. Mitarbeitermeinungen sind genauso wichtig wie die Meinung des Kunden nach Auftragsabwicklung.
„Anregungen“ sind besser als „Kritik“
Wer sich beim Chef „beschwert“, ist üblicherweise nicht positiv drauf. Die Gedanken kreisen um etwas, was ärgerlich ist, etwas wird reklamiert, kritisiert. Es ist besser, die Kritik an der Führung in Anregungen umzuwandeln. Der Monteur kann sich daher für den Begriff „Anregung“ entscheiden. Das setzt voraus, dass der Monteur auch Vorschläge macht, Ideen hat, die realisierbar sind. Wer nur klagt und keine Verbesserung weiß, wird nicht so ganz ernst genommen.
Eine Anregung kann nach der Sandwichmethode verpackt in eine positive Beurteilung gekleidet werden. Vor und nach der Anregung erklärt der Monteur, was ihm besonders an der Führung zusagt, was er schätzt, was ihn motiviert. Anregungen nimmt man eher an, wenn vor- und nachher eine ausdrückliche Anerkennung steht.
Wer seinen Arbeitgeber und den Arbeitsplatz bewertet, sollte dies nicht pauschal tun, sondern differenzieren. Im Alltag sind es immer wieder Spezialthemen, die für den Mitarbeiter besondere Bedeutung haben. Ein kritischer Tatbestand darf nicht übertrieben dargestellt werden. Das Gespräch mit dem Vorgesetzten sollte immer positiv beendet werden.
Ideal ist es, wenn die Mitarbeiter den Mut haben, offen darüber zu sprechen, was gefällt und was missfällt. Offenheit gehört zur Unternehmenskultur und Vorgesetzte beurteilen ihre Mitarbeiter auch, wenn es einen Anlass gibt, warum geht es nicht umgekehrt? Liegen Anforderungsprofile für den Vorgesetzten vor, kann er sich auf die Beurteilung einstellen. Es sollten nur Themen zum Führungsverhalten aufgenommen werden, an denen sich Führungskräfte messen lassen müssen und die zu ihrem Profil gehören.
Mögliche Beobachtungsfehler
Bewertungen der Führung sind für den Monteur ein Prozess der Wahrnehmung und verlangen gute Urteilsfähigkeit und Vergleichsmöglichkeiten, und zwar über einen längeren Zeitraum. Dabei kommt es zu verschiedenen Fehlern. Vom „Überstrahlungseffekt“ spricht man, wenn der Monteur von einem auffälligen Merkmal, von einem einzigen Vorfall auf ein Gesamtbild schließt. Eine einmalige Beobachtung darf nicht das Gesamtbild überstrahlen. Der „Sympathieeffekt“ kommt dem Vorgesetzen sogar zugute. Ist er sympathisch, wird man großzügig über das Eine oder Andere hinwegsehen und ihn positiv beurteilen, auch wenn Kollegen das ganz anders sehen. Wahrnehmungen werden dann beschönigt. An den weniger sympathischen Vorgesetzen werden höhere Erwartungen gestellt. Wer streng beurteilt, nimmt den Idealzustand der Führung als Maßstab und erwartet eine perfekte Führung.