Bekanntlich wird der Informationswert nicht durch die Menge des Texts gesteigert. Zu viele Informationen belasten den Leser, wenn er den Nutzwert nicht erkennt. Oft hilft die einfache Frage danach, was denn passiert, wenn man eine Information nicht gründlich liest oder nicht berücksichtigt. Während des Lesens kann man auch nicht gleich feststellen, ob der Text einen Nutzen bringt. Am besten stellt man sich schon während des Lesens die Frage: Was bedeuten diese Informationen für mich und meine Kollegen? Welchen Nutzen haben sie? Wie ausführlich muss ich mich informieren? Primär kommt es auf die Leseziele an. Wozu liest man? Um sich zu informieren? Oder um eine Entscheidung zu treffen? Oder sind die Informationen für einen Vorgang wichtig? Muss der Fall gleich bearbeitet werden? Ist er wichtig oder eilig?
Effizientes Lesen
Was für die berufliche Ausbildung und die Prüfung wichtig ist, liest man konzentriert und meist zweimal. Am besten macht man sich schon beim ersten Lesen Randbemerkungen: Fragezeichen für Unklarheiten, einen Haken für Verstanden, P für Prüfung, B für Besprechung mit einem Kollegen, E für Eilig und W für Wichtig. Und für Termine eine Zahlenangabe. Markierungen helfen, den Text schon für das zweite Lesen vorzubereiten. Markierungen beim ersten Lesen kosten nicht viel Zeit und sind Erinnerungsstützen für das zweite Lesen. Wer darauf verzichtet, liest nicht effizient.
Unterstreichungen oder Markierungen auf einem Arbeitsauftrag schaffen eine gute Übersicht, wenn Textstellen gesucht werden. Gut lesbare Angaben des Monteurs auf seinem Montagebericht sind für das Büro wichtig. Wenn eigene Notizen bei der Arbeitsausführung unvollständig oder unklar sind, kommt es zu Rückfragen, damit die Rechnungsstellung der Firma korrekt erfolgt. Wer notiert (der Sender), trägt die Verantwortung dafür, dass der Lesende (der Empfänger) die Textverarbeitung problemlos vornehmen kann.
Auch die innere Einstellung des Monteurs hat Bedeutung. Wissbegierde und Neugier sind gute Eigenschaften für den Lese- und Lernvorgang. Um sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen, braucht der Leser eine positive innere Einstellung. Und es heißt auch: Geduld haben, sich mit einem neuen Inhalt anzufreunden. Typisch für Jüngere ist die größere Ungeduld beim Lesen, sie überfliegen in der Slalomtechnik die Zeilen. Wer den konkreten Bezug zwischen dem Leseinhalt und dem Nutzen für sich gefunden hat, empfindet weniger Leseabwehr und liest interessierter.
Das Lesetempo
Bei einer Leseflut hilft eine höhere Lesegeschwindigkeit selten, denn dabei kommt es oft zur oberflächlichen Aufnahme des Textes, so dass man ihn zweimal lesen muss. Schnell-Leser wissen den Inhalt der Lektüre beim schnellen Durchgang nicht mehr genau. Wer sehr viel liest und wenig Zeit hat, entwickelt Lesestrategien, braucht aber hohe Konzentration, um das Lesetempo längere Zeit durchzuhalten. Die Empfehlungen für Schnell-Leser (speed reader) müssen trainiert werden wie ein Muskel.
Der Monteur muss Lektüre nur selten unter Zeitdruck aufnehmen, für ihn kommt es darauf an, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Beim ersten Lesen heißt es zu entscheiden, welche Relevanz die jeweilige Information hat. Welche Informationen sind für die Arbeiten vor Ort wichtig? Müssen Daten und Fakten an den Kunden weitergegeben werden?
Bei großer Bedeutung des Textes ist halbiertes Lesetempo wichtig. Das Lesen einer Information Wort für Wort entspricht der Schrittgeschwindigkeit beim Autofahren. Wer beim Lesen nachdenkt, ist auch noch kreativ.
Wie liest man den „SBZ Monteur“?
Die meisten Titel haben einen Langzeitcharakter, müssen gesammelt und geordnet werden, damit man sie im Bedarfsfall schnell wiederfindet. Für die berufliche Entwicklung braucht man schnellen Zugriff zu Informationen, von denen man heute noch nicht weiß, ob und wann man sie wieder benötigt. Das Internet bietet eine Fülle von Informationen, hinter denen oft Werbung steckt. Etwas anders ist es bei Print, wo man auch Skizzen, Tabellen und Grafiken abrufen kann, die auf derselben Seite dargestellt sind.
Die Bedeutung von Informationen
Lektüre wird in drei Bereiche unterteilt:
1. „Muss-Informationen“
Sie gefährden den Berufsschulabschluss, wenn sie nicht beachtet werden, oder führen zu Arbeitsfehlern vor Ort. Informationsmängel verursachen Montagefehler und führen zu Reklamationen. Info-Mängel führen dazu, dass während der Arbeit Fragen auftauchen. Der Monteur verliert durch telefonische Rückfragen in der Firma wertvolle Arbeitszeit. Außerdem verunsichert es ihn. Muss-Informationen betreffen auch Kunden. Auch der Kunde muss bei Arbeitsbeginn über den Arbeitsumfang und die Dauer informiert werden (Abstellen des Stroms, Geräuschbelästigung, Materialtransport durch das Haus usw.).
2. „Kann-Informationen“
Diese sind Informationen, die nicht zwingend nötig sind, keine große Aktualität besitzen und bei Bedarf abgerufen werden können. Der Monteur informiert sich oder seinen Kunden nur im Bedarfsfall. Über das, was den Arbeitsablauf nicht wesentlich beeinflusst, braucht man keine detaillierten Informationen.
3. „Plus-Informationen“
Sie haben jetzt noch keinen aktuellen Nutzwert, sondern erweitern eine Information durch Kommentare und Beispiele. Man punktet auch bei Kunden, wenn man mehr weiß als unbedingt notwendig. Allerdings muss man sich und andere nicht immer bis ins kleinste Detail informieren. Mit Plus-Informationen verschafft man sich auch vor Kollegen und dem Chef einen sehr guten Eindruck. Der Aufwand zur Beschaffung und Ablage der Infos ist meist erheblich. Wer ehrgeizig ist, kann in der Abschlussprüfung durch diese Informationen glänzen. Ein Übermaß an Infos wird als “Overkill“ bezeichnet.
Man unterscheidet bei der Informationsaufnahme zwei Lesertypen: Der „Detail-Leser“ kann kleine Informationseinheiten besser aufnehmen, er bevorzugt kleine Sequenzen. Der „Überblick-Leser“ übersieht zunächst Details, sucht durch Slalom-Lesen den Überblick, will das Gesamtbild der Informationen sofort erfassen. Er kann gut große Informationseinheiten verarbeiten und geht ungern gleich ins Detail.
O-Töne der Kollegen
„Ja, bei mir ist es immer eine Frage der Konzentration, ich gebe zu, dass ich oft „keinen Bock“ habe zu lesen. Der Chef sagt dann, wir sollen uns zu Hause mit der Lektüre über neue Techniken und Produkte beschäftigen. Ich muss doch schon genug für die Schule lesen.“
„Wenn es um Technik geht, bin ich immer dabei. Jetzt heißt es plötzlich, wir sollten uns mal mit dem Thema Arbeitsschutz beschäftigen und die gesetzlichen Vorschriften lesen. Darüber kann uns der Chef doch auch mündlich informieren.“
„Ich habe gute Erfahrungen mit Print und sammle bestimmte Beiträge aus unserer Fachzeitschrift. Allerdings ist das Ablagesystem wichtig und man muss auch wissen, was man sammelt, und gleich beim Lesen markieren, wenn man sich für die Prüfung vorbereitet.“