Roboter kennen die meisten vor allem aus der Industrie: Cobots, die mit Menschen zusammenarbeiten, oder Riesenmaschinen, die ganze Autokarossen mühelos durch die Halle wirbeln. Doch die ausdauernden Helfer gibt es mittlerweile auch im Handwerk. Unvorstellbar? Wir zeigen einige Beispiele, in welchen Bereichen Roboter Fachhandwerker bereits entlasten und wohin die Reise gehen kann.
Bohrroboter für die Baustelle
Einen semi-autonomen Bohrroboter für Decken auf Baustellen bietet Hilti. Der Jaibot hat seine Stärken in der Gebäudetechnik-Installation und arbeitet nach einem digitalen Plan: Er kennzeichnet und bohrt die Löcher entsprechend diesem Plan und entlastet den Fachhandwerker von schweren und wiederkehrenden Aufgaben wie dem Bohren über Kopf. Das wiederum führt zu weniger Fehlern, einer höheren Genauigkeit und einem saubereren Bohrergebnis - wobei auch der eingebaute Staubabsauger hilft. Während der Bohr- und Markier-Prozesse synchronisiert sich der Jaibot selbstständig über WLAN und der aktuelle Stand des Projekts kann in Echtzeit mitverfolgt werden.
Ein Roboter, der verputzt
Wände verputzen ist anstrengend und zeitintensiv. Diese Arbeit kann der Putzroboter des japanischen Herstellers Okibo übernehmen. Ausgestattet mit Sensoren und KI-Algorithmen kommt die Maschine mit unterschiedlichen Oberflächen klar und erfordert nur minimale menschliche Eingriffe. Laut Okibo verrichtet der Roboter Verputzarbeiten in nur einem Bruchteil der Zeit, die bei herkömmlichen Verputzmethoden benötigt wird. Dabei hat die Maschine einen entscheidenden Vorteil: Sie wird nicht müde und kann vollkommen autonom 24 Stunden, sieben Tage die Woche durcharbeiten.
Der intelligente Roboter-Anzug
Cray X ist kein Roboter im eigentlichen Sinn, mehr ein intelligentes Kleidungsstück“. Das Exoskelett des Augsburger Herstellers German Bionic ist aus ultraleichten Karbonfasern hergestellt und unterstützt Handwerker und Produktions-Arbeiter beim Heben schwerer Lasten bis zu 28 Kilogramm.
Kletterer im Aufzugschacht
Die Installation von Aufzügen in Hochhäusern ist eine der schwierigsten und gefährlichsten Aufgaben auf Baustellen. Der Aufzughersteller Schindler hat dafür sein „Robotics Installation System for Elevators“ - kurz R.I.S.E - entwickelt. Der autonome, selbstkletternde Roboter arbeitet sich langsam den Aufzugschacht hoch, bohrt dabei Löcher in die Betonwände und setzt die Ankerbolzen zur präzisen Montage der Führungsschienen des Aufzugs. Auf der Plattform ist eine Kamera montiert, um eine konstante Fernüberwachung zu garantieren. Das System arbeitet jedoch unabhängig - es ist also keine menschliche Überwachung erforderlich.
Roboter-Team baut Fachwerkhaus
Was möglich ist, wenn Roboter untereinander zusammenarbeiten, zeigt die ETH Zürich im Projekt „Spatial Timber Assemblies“. Dabei arbeiten unterschiedliche Roboter Hand in Hand und orientieren sich am klassischen Fachwerkbau. Im ersten Schritt nimmt ein Roboter einen Holzbalken auf, bringt ihn zur Säge zum Zuschnitt. Nach einem automatisierten Werkzeugwechsel bohrt ein zweiter Roboter die erforderlichen Löcher für die Anschlüsse zu den verbindenden Balken vor. Abschließend kooperieren die beiden Roboter und ordnen die Balken gemäß Computerentwurf präzise im Raum an. Damit es beim Positionieren der einzelnen Holzbalken nicht zu Kollisionen kommt, berechnet ein Algorithmus den Bewegungspfad der Roboter anhand des Baufortschritts fortlaufend neu. Handwerker verschrauben die Balken anschließend manuell.
Der humanoide Roboter-Bauarbeiter
Dieser Roboter steckt zwar noch in den Kinderschuhen, könnte aber tatsächlich in einigen Jahren im Handwerk mit anpacken: HRP-5P ist ein humanoider Roboter und wurde vom National Institute of Advanced Industrial Science and Technology in Japan entwickelt, um autonome Bauarbeiten durchzuführen. HRP-5P ist 1,81 Meter groß, gut 100 Kilogramm schwer und kann beispielsweise selbstständig eine Trockenbauwand in mehreren Arbeitsschritten aufstellen. Der Roboter trägt eine Trockenbauplatte zu einer Holzunterkonstruktion der Wand, passt sie dort ein und verschraubt sie. Bislang ist HRP-5P allerdings noch eine Entwicklungs-Plattform.