Fehlzeiten sind teuer, und das nicht nur für den einzelnen Betrieb. Mit einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von 17,3 Tagen je Arbeitnehmer ergaben sich im Jahr 2019 insgesamt 712,2 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage. Ausgehend davon schätzt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) die volkswirtschaftlichen Produktionsausfälle auf insgesamt 88 Milliarden Euro. Das macht summa summarum einen Ausfall an Bruttowertschöpfung von 149 Milliarden Euro.
Und das sind lediglich die über alle Berufe gemittelten Zahlen. Im Handwerk waren Mitarbeiter im Jahr 2019 laut IKK Krankenstandsanalyse im Durchschnitt 19,6 Kalendertage krank. Vor allem Muskel- und Skeletterkrankungen machen den Großteil der Krankschreibungen aus. Besonders betroffen sind Männer ab 50 Jahren, wobei die meisten Krankentage im Bau- sowie im Holzgewerbe zu finden sind. Aber auch im Elektro- und Metallgewerbe ist der Krankenstand hoch.
Was können Chefs und Mitarbeiter also gemeinsam gegen krankheitsbedingte Ausfälle tun? Einiges, wenn man den Experten für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) glaubt.
Was ist ein BGM?
Ein BGM soll die Gesundheit der Beschäftigten im Unternehmen fördern. Und das geht auf unterschiedlichste Art und Weise. In erster Linie sind es aber nicht einzelne Maßnahmen wie eine ergonomische Tastatur hier, ein Rückenkurs dort und vielleicht noch ein Obstkorb zur freien Verfügung. Das sind auch gute Ideen, haben aber mit einem Betrieblichen Gesundheitsmanagement wenig zu tun. Denn ein BGM sollte systematisch und gezielt vorgehen.
Dazu ist es wichtig, besondere Belastungen und gesundheitsschädliche Arbeitssituationen zu kennen. Das kann zum Beispiel das wiederholte Heben schwerer Gegenstände sein. Dann geht es daran, gesundheitsfördernde Maßnahmen ganz gezielt und planvoll umzusetzen. Anschließend heißt es nach einer gewissen Zeit nachzuschauen, ob diese ihr Ziel auch erreicht haben.
Je nach Betrieb kann sich ein BGM auch auf Teilbereiche konzentrieren, etwa Bewegung, Ernährung, eine ergonomische Arbeitsumgebung oder der Umgang mit Stress. Wichtig zu wissen: Auch kleine Betriebe können ein solches BGM entwickeln und umsetzen.
Die Umsetzung
1. Schritt: Ziel festlegen
Was soll das BGM erreichen? Sollen die Fehlzeiten runter? Oder sollen sich die Mitarbeiter wohler fühlen, etwa, weil die Fluktuation sehr hoch ist?
2. Schritt: Verantwortlichen benennen
Es braucht einen Mitarbeiterkreis, der den Hut in Sachen BGM auf hat und Entscheidungen trifft. Dazu gehört unter anderem der Chef, aber auch der Verantwortliche für den Arbeitsschutz.
3. Schritt: Gründliche Analyse
Wo hakt es am meisten? Gibt es häufige Unfälle? Einen hohen Krankenstand? Sind die Mitarbeiter unzufrieden? Diese Daten müssen Sie zusammentragen und auswerten.
4. Schritt: Maßnahmen auswählen
Die Verantwortlichen legen fest, mit welchem Aufwand welche Maßnahmen eingeführt werden. Es gilt: Konkrete und gezielte Verbesserungen wirken besser als pauschale Maßnahmen. Pro Mitarbeiter können Betriebe einen Betrag von 500 Euro pro Jahr für die betriebliche Gesundheitsförderung investieren und diesen steuerlich absetzen.
5. Schritt: Verbessern
Nach einer gewissen Zeit sollten Sie auswerten, was die Maßnahmen gebracht haben. Im Zuge dessen können Sie weiterhin kleinere oder größere Stellschrauben nachjustieren. Wichtig ist dabei: Chef und Mitarbeiter sollten zusammenarbeiten. Denn es bringt nichts, wenn Angebote oder Vorgaben eingeführt, diese dann aber nicht akzeptiert werden. Auch ist eine ordentliche Portion Geduld gefragt, denn ein BGM ist ein langfristiges Projekt, das nicht von heute auf morgen wirkt.