Geruchverschlüsse sorgen dafür, dass aus den Ablaufstellen keine Kanalgase austreten. Dabei sind sie mehr als nur eine Wasservorlage. Unser Beitrag gibt einen Überblick über die Konstruktionen.
Geruchverschlüsse sind in Entwässerungsanlagen zahlreich zu finden. Schließlich müssen alle Schmutzwasserablaufstellen in einem Gebäude über einen so genannten Siphon entwässern. Dem Siphon im Gebäude kommen noch weitere Aufgaben zu. Nämlich der Begrenzung der abfließenden Wassermenge und der Verhinderung von Geräuschübertragungen aus den Entwässerungsleitungen.
Wie viel ist genug?
Auf den ersten Blick scheint die Aufgabe leicht gelöst. Da Kanalgase und damit auch Gerüche Wasser nicht durchdringen, hält man an der Ablaufstelle – durch die Konstruktion des Ablaufes – etwas Wasser zurück. Dieses Wasser, das gleichzeitig auch Schallbarriere ist, bezeichnet man als Sperrwasser. Das Höhenmaß um das der Wasserstand verringert werden könnte, ohne dass Gase austreten, wird Sperrwasserhöhe genannt. Wie groß muss diese Sperrwasserhöhe sein, damit der Siphon in jedem Fall seine Aufgaben erfüllt? Hier spielen gleich zwei Einflussfaktoren eine Rolle. Zunächst muss beachtet werden, dass die Geruchverschlüsse das Ende von Einzelanschlussleitungen darstellen. Mit anderen Worten: Fließt hier Wasser ab, strömt an dieser Stelle in den meisten Fällen keine Luft nach. Und so kann auch bei einer richtig dimensionierten und verlegten Abflussleitung
nicht verhindert werden, dass sich zeitweilig ein Unterdruck in der Leitung bildet. Das Sperrwasser schwappt nach dem Ablaufvorgang hin und her und ein Teil davon geht verloren. Ein Anteil, der durch die DIN 1986-100 [1] auf einen Maximalverlust von 25 mm Wasserhöhe begrenzt wird. Ferner spielt die Sperrwasserverdunstung eine Rolle. Im Durchschnitt reduziert sich die Sperrwasserhöhe eines ungenutzten Ablaufs täglich um einen Millimeter. Aus diesen Erkenntnissen heraus fordert die DIN 1986-100 für alle Schmutzwassergeruchverschlüsse eine Sperrwasserhöhe von 50 mm, bei Geruchverschlüssen an Regenwasserablaufstellen müssen es 100 mm sein. Mit der doppelten Sperrwasserhöhe für Regenwasser-Geruchverschlüsse wird die Wasserverdunstung in regenfreier Zeit berücksichtigt.
Klassiker mit Varianten
Die bekannteste Geruchverschlussform ist der Röhrengeruchverschluss. Früher aus Blei handwerklich gefertigt, heute maschinell aus Kunststoff oder Messing hergestellt, findet er in Bad, Küche oder als so genannter Waschmaschinensiphon seine Bestimmung. Für den Anschluss von Waschtischen wird üblicherweise die verchromte Messingausführung verwendet. Das Tauchrohr als Verbindung von Ablaufventil und Siphonbogen ist dabei nicht nur in unterschiedlichen Baulängen, sondern auch verschiedenen Ausführungen erhältlich. Hier kann man zwei „Sonderausführungen“ wählen. Die eine ermöglicht den Anschluss eines Waschmaschinenablaufschlauches, die andere den Anschluss einer Tropfwasserleitung eines Sicherheitsventils vom Gas-Kombi Wasserheizers. Bei nur geringem Abstand des Ablaufventils zur Wand (z. B. bei Handwaschbecken) haben Röhrengeruchverschlüsse eine zu große Ausladung. Platz sparender ist hier der Flaschengeruchverschluss. Bei diesem greift das Tauchrohr in die Wasservorlage und bildet so den Abschluss. Ausführungen ohne Tauchrohr arbeiten mit einer Doppelzunge oder einer Tauchwand. Die umfassendsten Variationsmöglichkeiten sind allerdings bei den Küchengeruchverschlüssen zu finden. Hier reicht die Palette vom einfachen Röhren-Siphon bis hin zum Doppelspülenanschluss mit Maschinenanschlussmöglichkeit.
Elegant barrierefrei
Geht es um die Einrichtung barrierefreier Bäder, stört der Röhren- oder Flaschengeruchverschluss unter dem Waschtisch. In diesen Fällen verlagert man den eigentlichen Siphon an die Wand oder unter der Fliese. Somit befindet sich unter dem Waschtisch nur noch die Verbindung zum Ablaufventil. Rollstuhlfahrer können dann problemlos an die Waschgelegenheit heranfahren. Diese Konstruktion hat inzwischen über den Anwendungsbereich hinaus auch für die Entwässerung von Wasch- und Geschirrspülmaschinen Zuspruch gefunden.
Eine weitere Sondervariante ist der Geruchverschluss mit Rückstausicherung. Gedacht ist diese Konstruktion für Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene, für die sich der Einbau einer Tauchpumpe nicht lohnt. Ein bei Rückstau selbsttätiger Verschluss (Betriebsverschluss) und ein Handverschluss sollen vor
Überschwemmungen schützen. Da mit diesen „Rückstaudoppelverschlüssen“ nur selten benutzte Entnahmestellen entwässert werden, empfehlen einige Hersteller den Handverschluss nur für die Zeit des Wasserablaufes zu öffnen. Dies wohl auch, weil aus dem Betriebsverschluss bei Abwasserrückstau bis zu 0,5 Liter Wasser innerhalb einer Zeitspanne von nur 10 Minuten austreten dürfen.
Auch ohne Wasser
In Bodenabläufen sind häufig Glockengeruchverschlüsse eingebaut. Bei dieser Konstruktion wird über das hoch gezogene Ablaufrohr eine Glocke gestülpt. Die Glocke greift dabei in das zurückgehaltene Sperrwasser und sorgt für den Abschluss. Zu Reinigungszwecken kann die Glocke heruntergenommen werden und bietet so einen guten Zugriff.
Wird mit einer Tauchwand gearbeitet, wird die Reinigung des Ablaufes durch eine Kontrollöffnung auf der Ablaufseite erreicht. Die Grundkonstruktion des Glockengeruchverschlusses stand auch Pate bei der Entwicklung eines Siphons, in dem an Stelle von Wasser eine Spezialflüssigkeit eingesetzt wird. Zu finden ist die Konstruktion in Urinalen, die keinen Wasseranschluss benötigen. Die Sperrflüssigkeit ist leichter als Urin, schwimmt oben und verhindert so den Austritt von Kanalgasen. Da die Sperrflüssigkeit zugleich Desinfektionsmittel ist, wird die geruchsintensive Zersetzung des Urins im Geruchverschluss verhindert. Damit sich in den Urinalbecken Urinreste nicht zersetzen, sind die Oberflächen mit einem biologisch abbaubaren Desinfektionsmittel beschichtet. Diese Beschichtung muss – je nach Frequentierung der Anlage –einmal monatlich bis einmal jährlich erneuert werden.
Verschiedene Konstruktionsarten von Geruchverschlüssen ermöglichen die optimale Anpassung an die jeweilige Einbausituation. Damit es nicht gluckert und stinkt in der Wohnung.
Literatur
[1] DIN 1986-100 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke