Kondensatmessung bei Brennwertanlagen
Nur wenige technische Prozesse können in der Praxis so weit ausgereizt wie die Verbrennung von Gas und Öl. Die Wirkungsgrade sind daher beachtlich hoch. Besonders dann, wenn Brennwertanlagen in Betrieb gehen.
Und sicherlich hat das Know-how der SHK-Branche einen erheblichen Anteil an diesem Erfolg. Der Anlagenmechaniker baut solche Heizungsanlagen, sorgt für einen sicheren und effizienten Betrieb und die qualifizierte Wartung. Um die Effizienz solcher Anlagen nachzuweisen gibt es ein interessantes Messverfahren, das in diesem Bericht vorgestellt wird.
Basis des Verfahrens
Bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Heizöl oder Erdgas entsteht immer Kohlendioxid und Wasser. Das liegt an der Zusammensetzung dieser Brennstoffe aus Kohlenwasserstoffen. Zusammen mit dem Luftsauerstoff reagieren diese Komponenten bei einer Verbrennung immer annähernd gleich. Am Beispiel von Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas, kann man sich das kurz anschauen.
Methan plus Sauerstoff reagiert zu Kohlendioxid plus Wasser
Methan ist chemisch CH4
Sauerstoff ist O2
Kohlendioxid ist CO2
Wasser ist H2O
CH4 + O2 = CO2 + H2O
Diese Gleichung stimmt stöchiometrisch noch nicht ganz. Richtig ist abschließend
CH4 + 2 O2 = CO2 + 2 H2O
Gedanklich kann man für diesen Vorgang die Anwesenheit von Stickstoff in der Luft vernachlässigen. Für die folgenden Betrachtungen ist das nämlich uninteressant.
Folgen für die Nutzung
Bleiben wir gedanklich beim Verbrennen von Methan als einen Hauptbestandteil von Erdgas. Nach der heißen Verbrennung von Methan befindet sich Wasser im Abgas. Es liegt gasförmig vor und könnte eigentlich direkt durch den Schornstein abgeleitet werden. Bietet man diesem Abgas jedoch eine kühle Fläche, so kondensiert der Wasserdampf, wobei die Kondensationswärme abgegeben wird. Flüssiges Wasser lässt sich dann ableiten als so genanntes Kondensat.
Der springende Punkt dabei ist aber, diese kühle Fläche. Wie soll man bitte eine solch niedrige Temperatur im Feuerraum eines Kessels anbieten?
Ganz einfach, man schickt das Wasser des Heizungssystems so kühl zurück zum Wärmeerzeuger, dass eine Temperatur von ca. 56 °C an der Tauscherfläche unterschritten wird. Man spricht dann vom Taupunkt und seiner Unterschreitung. Anlagen die auch die im Abgas enthaltene Kondensationswärme nutzen können nennt man bekanntlich Brennwertanlagen
Je deutlicher die Tauscherfläche an der dieses Abgas mit dem Wasserdampf entlang streicht unter dieser magischen Grenze bleibt, desto mehr Kondensat fällt an.
Ein praktischer Versuch den Sie zu Studienzwecken am Wochenende durchführen könnten, verdeutlicht dies.
Stellen Sie in einer schwülen Kneipenatmosphäre ein frisch gezapftes kühles Bier mit einer Temperatur von 8 °C auf den Tresen (ersatzweise funktioniert auch Cola). Die Oberflächentemperatur des Glases beträgt dann ca. 9 °C. Stellen Sie neben diesem frischen Bier ein bereits abgestandenes mit 15 °C Oberflächentemperatur des Glases.
Ergebnis? Klar, am kühleren Glas taut deutlich mehr Wasser aus als an dem abgestandenen. Wiederholen Sie den Versuch gegebenenfalls, so lange bis das Ergebnis Ihnen nicht mehr als zufällig erscheint.
Bedeutung für die Heizungsanlage
Für eine Brennwertanlage bedeutet dieser Zusammenhang, dass die Effizienz nicht alleine über das Typenschild einer Anlage definiert werden kann. Nur, weil Brennwert draufsteht, nutzt man nicht auch zwangsläufig den Brennwert. Fordert beispielsweise das System enorm hohe Temperaturen, so kann es passieren, dass das Wasser im Rücklauf zu warm ist um eine Taupunktunterschreitung zu erreichen. Drei Extrembeispiele sollen dies kurz verdeutlichen.
In drei baugleichen Häusern sind vor 20 Jahren verschiedene Heizsysteme installiert worden.
Die eine Anlage wurde ursprünglich mit einem Kokskessel und für 90 °C Vorlauftemperatur gebaut (Kokshaus).
Eine andere wurde bereits für Heizkörper mit einer Vorlauftemperatur von 55 °C ausgelegt (Heikohaus).
Die dritte Anlage enthält eine Fußbodenheizung die bereits für eine Vorlauftemperatur von 45 °C dimensioniert wurde (Fubohaus).
Erhalten nun diese drei Anlagen die gleiche Brennwertanlage, so wird sich der Brennwertnutzen erheblich unterscheiden.
Das spannende ist, dass man diesen Unterschied am Kondensatanfall auch messtechnisch erfassen kann.
Ganz grob würde an einem kühlen Novembertag im Kokshaus 2 Liter Kondensat anfallen im Heikohaus vielleicht 4 Liter und im Fubohaus 6 Liter. In allen drei Häusern wäre aber die Erwärmung der Räume auf normale Temperaturen erfolgt. Die Effizienz bei der Verbrennung des eingesetzten Brennstoffes wäre jedoch sehr unterschiedlich.
Kurze Begründung: Im Kokshaus konnten die Heizkörper sehr klein ausfallen, hatte man doch sehr hohe Temperaturen des Heizwassers zur Verfügung. Im Heikohaus waren die Heizkörper schon deutlich größer ausgefallen um mit der „sparsamen“ Temperatur die Bude trotzdem noch warm zu kriegen. Im Fubohaus hatte man die gesamte Raumbodenfläche zur Verfügung gestellt um die Beheizung vorzunehmen. Dadurch reichen nochmals niedrigere Temperaturen aus.
Geht´s noch genauer?
Das Gesamtkunstwerk „Heizungsanlage“ hängt in seiner Effizienz nicht nur vom Wärmeerzeuger ab. Theoretisch könnte bei der Verbrennung von 1 m³ Erdgas maximal 1,63 Liter Kondensat anfallen.
Ein Blick auf den Gaszähler verrät also den Anfangswert eines zeitlich begrenzten Tests. Sind nach der Verbrennung von einigen Kubikmeter Erdgas dann weniger als 1,63 Liter je Kubikmeter angefallen kennzeichnet dies gewissermaßen als Index, die Effektivität.
Beispiel:
Verbranntes Gasvolumen, abgelesen am Gaszähler: 10 m³
Theoretische Menge des Kondensatanfalls: 16,3 Liter
Tatsächliche Menge des Kondensatanfalls: 8,15 Liter
8,15/16,3 = 0,5 = 50 %
Eine Momentaufnahme
Um eine Brennwertanlage auf Effizienz zu prüfen, kann eine Momentaufnahme kaum hilfreich sein. Beispielsweise würde zu Beginn der Heizperiode im Herbst die vom Heizsystem angeforderte Vorlauftemperatur deutlich niedriger sein als an einem sehr kalten Tag im tiefsten Winter. Könnten im Herbst bei 15 °C Außentemperatur noch 35 °C für den Vorlauf ausreichen, müssten es bei - 12 °C vielleicht schon 60 °C im Vorlauf sein. Dem entsprechend würden sich also die Rücklauftemperaturen verhalten und unterschiedliche Kondensatmengen wären die Folge. Um eine Anlage schön zu rechnen (Seht nur, was für ein Index!) würde man diese im Herbst messen. Um die gleiche Anlage als ineffizient zu entlarven würde der Test bei Minusgraden entsprechend schlechter ausfallen.
Auch die Erwärmung von Trinkwasser oder der Betrieb nach einer Nachtabsenkung verändert das Bild einer solchen Anlage über den Kondensatanfall. Die Industrie bietet daher Messgeräte, die den Kondensatanfall über einen längeren Zeitraum registrieren. Solche Messgeräte könnten dann als Monitoring die Optimierung einer Brennwertanlage begleiten.
Was kann man tun?
Fällt der Index entsprechend schlecht aus, so kann der Anlagenmechaniker natürlich gegenlenken. Zuerst einmal kann natürlich die Heizkurve optimiert werden (SBZ Monteur, Heft 11/2011, „Optimierung in der Boxengasse“).
Denn oft sind die Regelungen aus falschem Sicherheitsverständnis mit viel zu steilen Heizkurven versehen. So werden unnötig hohe Vorlauftemperaturen erzeugt und die Effizienz geht in den Keller. Getreu dem sinnigen Hinweis, dass der Kunde ja nicht meckert wenn es auch mal zu warm wird ist der Sicherheitsaspekt zwar nachvollziehbar seitens des Installateurs, aber eben auch kostspielig für den Kunden.
Gleichzeitig sollte der hydraulische Abgleich der Anlage erfolgen (Tipps in diesem Heft oder auch SBZ Monteur Heft 04/2012 „Wasser lenken und Kosten sparen“). Denn wenn das Wasser in einem nicht abgeglichenen Netz bei geringer Spreizung und dann auch noch direkt zum Heizkessel zurück rauscht, verhindert dies die Taupunktunterschreitung.
Beide Maßnahmen, also die Anpassung der Heizkurve sowie der hydraulische Abgleich können bei gleichem oder sogar höherem Komfort zu einer Erhöhung des Kondensatanfalls führen.
Erste Untersuchungen können bei auffälligen Anlagen sicherlich per Augenschein und einem gewöhnlichen Haushaltseimer erfolgen. Schwierige Fälle können natürlich auch mittels kontinuierlicher Messung erfolgen.
Auf die Frage an Ihren Kunden, „Und, wie läuft´s?“ sollte also zukünftig ein deutliches „Et läuft!“ als Antwort kommen.