Es gibt viele Gründe, warum auch im Jahr 2016 noch immer etwa drei Viertel der Heizungen in Deutschland nicht effizient arbeiten. Unkenntnis über das enorme Einsparpotential und Angst vor hohen Kosten gehören dazu. Das neue Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums liefert nun wichtige Anreize zur Erhöhung der Sanierungsquote: Mit bis zu 30 Prozent bezuschusst der Staat den Austausch von mindestens zwei Jahre alten Heizungspumpen durch Hocheffizienzpumpen. Auch bei der Optimierung der Heizungsanlage durch den hydraulischen Abgleich und beim Austausch veralteter Regelungstechnik, also zum Beispiel der Thermostatventile, winkt dem Hausbesitzer eine Kostenerstattung von 30 Prozent. Energiesparende Technologien, wie moderne Pufferspeicher oder Strangventile, sowie intelligente Regelungen und die optimale Einstellung des Heizkessels werden zu gleichen Bedingungen gefördert.
Heizungsbranche in den Startlöchern
So sollen bis 2020 jährlich 2 Millionen Pumpen ausgetauscht und zusätzlich 200.000 Heizungsanlagen optimiert werden. „Die Heizungsbranche ist bereit für diese Herausforderung“, erklärt Michael Herma, Geschäftsführer des Spitzenverbandes der Gebäudetechnik VdZ. Um das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung zu erreichen, gelte es jetzt mehr denn je, Endkunden über das riesige Einsparpotential in ihrem Heizungskeller aufzuklären und sie zum Handeln aufzufordern. „Durch die Förderung amortisieren sich die geringinvestiven Maßnahmen nun noch schneller“ betont Herma. „Mit unserer Kampagne ‚Intelligent heizen‘ wollen wir deshalb in Zukunft noch mehr Endkunden erreichen“. Das beste Argument liefere dabei die Technologie selbst: Allein der Wechsel auf eine Hocheffizienzpumpe könne jährlich so viel Strom einsparen, wie für bis zu 500 Waschmaschinengänge benötigt werde.
Die VdZ informiert über die Förderung:
Das wird gefördert:
1. Der Austausch von Pumpen
Jeder Haushalt hat mindestens zwei Pumpen: Eine Warmwasserzirkulationspumpe für Trinkwasser (also auch für die warme Dusche) und eine Umwälzpumpe, die das warme Wasser aus dem Heizkessel in die Heizkörper im ganzen Haus transportiert. Je nach Größe des Hauses gibt es bis zu vier Umwälzpumpen. Der Austausch beider Pumpenarten wird gefördert – also bis zu fünf Pumpen pro Haushalt. Das BAFA erstattet 30 % der auf der Rechnung für den Pumpentausch aufgeführten Kosten.
2. Die Optimierung der Heizung durch den hydraulischen Abgleich
90 % der Heizungen in Deutschland sind nicht hydraulisch abgeglichen. Das Energiesparpotenzial dieser Anlagen ist enorm. Der hohe Energieverbrauch ist einem einfachen physikalischen Prinzip geschuldet: Durch kurze dicke Rohre fließt mehr warmes Wasser als durch lange dünne. Bedeutet: Wenn das heiße Heizwasser unkontrolliert durch alle Heizkörper strömt, kommt in Heizkörpern in der Nähe des Heizkessels, also z. B. im Erdgeschoss, mehr heißes Wasser an als in Heizkörpern auf dem Dachboden. Damit die Heizkörper auf dem Dachboden trotzdem ausreichend warm werden, wird das Wasser im Heizkessel viel stärker erhitzt als eigentlich nötig. Das Ergebnis: Schwitzen im Erdgeschoss, wo zu heißes Wasser durch die Heizkörper fließt, und Energieverschwendung im Heizungskeller.
Beim hydraulischen Abgleich wird die Durchflussmenge an den einzelnen Heizkörpern reguliert, sodass nicht zu viel heißes Heizwasser im Erdgeschoss „hängen bleibt“, sondern gleichmäßig im ganzen Haus verteilt wird. Der Wärmebedarf und der Energieverbrauch sinken also – daher wird Hausbesitzern auch für den hydraulischen Abgleich 30 % des Rechnungsbetrages erstattet.
Für folgende energiesparende Technologien gibt es, in Kombination mit einem hydraulischen Abgleich, ebenfalls 30 % Kostenerstattung:
- Voreinstellbare Thermostatventile: steuern, wie viel Wasser durch einen Heizkörper fließt
- Einzelraumtemperaturregler: programmierbare Thermostate für jeden Raum
- Strangventile: für einfachere Einstellung der Thermostatventile
- Pufferspeicher: speichern überschüssige Wärme
- Außerdem werden gefördert: Technik zu Volumenstromregelung, Benutzerinterfaces sowie separate Mess-, Regulierungs- und Steuerungstechnik
Kunde stellt Förderantrag
Der Förderantrag erfolgt in zwei Schritten: Zunächst registriert sich der Endkunde bereits vor Maßnahmenbeginn auf der Internetseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Dort erhält er eine Vorgangsnummer. Nach der Umsetzung der Maßnahmen kann auf dem BAFAPortal ein Antragsformular ausgefüllt werden, das anschließend mit den notwendigen Unterlagen an das BAFA geschickt wird – eine Kopie der Rechnung ist dafür ausreichend. Zwei Dinge gilt es dabei zu beachten: Bei einem Pumpentausch muss die neue Pumpe beim BAFA als förderfähig gelistet sein. Zudem darf die gestellte Rechnung nur die förderfähigen Maßnahmen beinhalten.
Die VdZ zeigt anhand eines Rechenbeispiels warum sich die Förderung für den Einzelnen lohnt.
Kosten Einbau neue Pumpe | 350 Euro |
Rückerstattung 30 % aus staatlichem Fördertopf | -105 Euro |
Investitionskosten gesamt | = 245 Euro |
Ersparnis pro Jahr (alte Pumpe: 90 Watt, neue Pumpe: 10 Watt) | 120 Euro |
Der Austausch einer Pumpe amortisiert sich in nur zwei Jahren. Allein mit dem dadurch gesparten Strom könnte man jedes Jahr 3 Tonnen Kleidung waschen, 38.000 Toasts toasten, 7.300 Tassen Kaffee kochen oder 1,3 Millionen Bärte rasieren. Neue, effiziente Pumpen in Kombination mit einem hydraulischen Abgleich und modernen Thermostatventilen senken den Heizenergiebedarf um bis zu 20 %.