Statistisch gesehen waren im Jahr 2015 mehr als die Hälfte der aufgrund einer Brandgefahr zurückgerufenen Produkte mit einem Lithium-Akku ausgestattet“, weiß Dr. Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS). Das sei alarmierend.
Allein im vergangenen Jahr wurden weltweit fünf Milliarden derartiger Akkus verkauft, die meisten davon in der Unterhaltungselektronik. Doch auch diese hat der moderne Handwerker in Zeiten der zunehmenden App-gestützten Gebäudeautomation mittlerweile stets am Mann, quasi als Arbeitsmittel des täglichen Gebrauchs.
Risiken häufig unterschätzt
Allerdings gilt: Ob Tablet oder Bohrmaschine - insbesondere bei vertrauten Dingen werden die Risiken häufig unterschätzt. „Mit der steigenden Zahl der Akkus erhöht sich auch die Anzahl der dadurch ausgelösten Brände. Die meisten Menschen gehen zu sorglos mit den Akkus um“, so Drews. Denn die hohe Energiedichte der Akkus macht sie unter bestimmten Bedingungen brandgefährlich.
Brandauslöser können technische Mängel oder unsachgemäßer Umgang sein. Besonders kritisch ist die Ladephase. Dort entstehen laut IFS die meisten Brände. Die wichtigsten Ursachen sind falsche, nicht kompatible Ladegeräte oder -kabel, beschädigte Akkus oder eine Tiefentladung. Die tritt auf, wenn der Akku längere Zeit nicht genutzt oder in der Werkstatt beziehungsweise im Servicefahrzeug bei Kälte gelagert wurde. In diesen Fällen können beim Ladevorgang hohe Temperaturen entstehen, die zum sogenannten „thermischen Durchgehen“ führen – der Akku gerät hierbei in Brand oder explodiert sogar. „Eine defekte Lithium-Zelle kann sich bis auf 800 Grad erhitzen und eine Kettenreaktion hervorrufen. Die Explosion kann dann sehr heftig sein“, so Drews.
Damit einem der Lithium-Akku nicht um die Ohren fliegt, sollte der Akku ausschließlich mit den dafür vorgesehenen Ladegeräten geladen werden. Außerdem sollte der Handwerker das Ladegerät und insbesondere den zu ladenden Akku nicht in der Nähe brennbarer Materialien platzieren und den Raum beziehungsweise die Werkstatt mit einem Rauchmelder ausstatten. Besonders kritisch ist das Laden von Lithium-Akkus, wenn diese längere Zeit nicht genutzt wurden.
Ebenso sollte der Handwerker darauf achten, dass Lithium-Akkus bei kalten Temperaturen und Winterwetter nicht in der unbeheizten Werkstatt, im Werkstattwagen oder auf der Baustelle lagern. Beschädigte oder bereits aufgeblähte Akkus sollten außerdem nicht mehr in Betrieb genommen, sondern fachgerecht entsorgt werden, denn mechanische Beschädigungen können zum Brand führen. Vor der Entsorgung der alten Lithium-Akkus sind die Kontaktflächen oder Akkupole abzukleben.