Die Start-upper: Anlagenüberwachung mit neuester Analysetechnik
Komplexe Zustandsüberwachungstechnik, „ConditionMonitoring-Systeme (CMS)”, ist derzeit eines der wichtigsten IT-Themen im Bereich Windkraft. Mithilfe dieser Technik sind Betreiber jederzeit über den momentanen technischen Stand ihrer Windenergieanlagen informiert. Zeigt das System beispielsweise einen Schaden am Getriebe an, kann umgehend ein Serviceteam beauftragt werden, um das Problem zu beheben. Das spart enorme Kosten, da technische Schwierigkeiten schnell erkannt und gelöst werden können – zudem macht es die Instandhaltung planbar. Besonderes Know-how kommt von Dr. Brit Hacke von cms@wind aus Hamburg. Das Start-upUnternehmen entwickelt und vertreibt CMS-Systeme der neuesten Generation. Das Einzigartige: Die Systeme von cms@wind gehen vom diagnostischen und sensorischen Anspruch her über aktuelle handelsübliche Überwachungssysteme hinaus. Sie eignen sich für neueste kompakte und langsamdrehende Antriebsstränge, denen handelsübliche CM-Systeme aufgrund der hohen Materialdämpfungseigenschaften nicht mehr gewachsen sind.
Die Qualitätssicherer: On- und Offshore-Zertifizierung
Mit der Erweiterung der Windenergie steigt der Bedarf an technischen Gutachten im On- und Offshore-Bereich. Entwickelt werden diese zum Beispiel von „Sachverständigen für Lastberechnungen in der Windenergie”. Diese helfen Anlagenentwicklern, unabhängige Vergleichsrechnungen durchzuführen und alle für die Auslegung angesetzten Lasten zu prüfen. Dafür simulieren sie beispielsweise mit Hilfe einer Simulationssoftware die Gegebenheiten an der Anlage, die vorherrschenden Winde sowie alle weiteren auftretenden Szenarien und berechnen die Belastungen auf die verschiedenen Komponenten. Einer der größten Arbeitgeber für diese Fachkräfte ist der TÜV NORD. Das Unternehmen zertifiziert als eine der führenden akkreditierten Zertifizierungsstellen nach allen international relevanten Richtlinien. Damit sichert es den Betreibern eine hohe Rechtssicherheit und Anlagenqualität. Das Know-how setzen die Experten auch im Offshore-Bereich ein. Als anerkannter Zertifizierer des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sind sie auch auf offener See aktiv; außerhalb von zwölf Seemeilen sind Zertifizierungen nach den BSH-Vorgaben für Betreiber verpflichtend.
Die Luftakrobaten: Servicetechniker für Windenergieanlagen
Ein Arbeitsplatz in 60 bis 120 Metern Höhe und mit Windgeschwindigkeiten von bis zu zwölf Metern pro Sekunde – das gehört zum Berufsalltag von Servicetechnikern in der Windenergie. Die Techniker reparieren beispielsweise Komponenten von Windenergieanlagen, warten diese regelmäßig und überprüfen, ob alle Windenergieanlagen problemlos laufen. Das Hamburger Unternehmen Senvion entwickelt, produziert und vertreibt Windenergieanlagen für nahezu jeden Standort mit Nennleistungen von 2 bis 6,15 Megawatt. Unter den 3.900 Beschäftigten sind auch Technikexperten, die überwiegend im Offshore-Bereich tätig sind. Diese sind beispielsweise im Schichtmodell am Service-Standort Helgoland aktiv und kommen bei Serviceaufträgen auf hoher See zum Einsatz. Wer eine Ausbildung zum Elektroniker oder Mechatroniker mitbringt, kann sich in einem mehrmonatigen Kurs zum Servicemonteur für die Windenergiebranche qualifizieren. Eine öffentliche Förderung des Kurses ist beispielsweise durch die Bundesagentur für Arbeit möglich.
Die Stahlexperten: Turmbau und -entwicklung für Windenergieanlagen
Ein Erfolgsfaktor der Energiewende ist die Wissensübertragung von allgemeinem technischen Know-how in den Bereich der Windenergie – so zum Beispiel beim Bau von Windkraftwerken, deren Fundamente und Türme meist aus Stahl gefertigt werden. Ingenieure, die ein technisches Studium absolviert haben und Experten für alle Material- und Fertigungsthemen in der Stahlverarbeitung sind, finden nun beispielsweise Jobs bei Siemens in der Produktionstechnik von Stahlbau-Türmen, Turbinen- und Maschinenhäusern für Windenergieanlagen. Dort entwickeln sie zum Beispiel neue Konstruktionen, erarbeiten Lösungen für Fertigungsabläufe und entwerfen und pflegen Design-Standards.
1.000 neue Arbeitsplätze durch Windenergie bei Siemens in Cuxhaven
Doch nicht nur Jobs in den vier zuvor beschriebenen neuen Berufen werden von Unternehmen wie Siemens gesucht. Immer mehr etablierte Berufsbilder passen sich etwa durch Zusatzqualifikationen den veränderten Einsatzgebieten der neuen Energiewelt an. Das wird derzeit deutlich bei Siemens in Cuxhaven. Dort baut das Unternehmen für rund 200 Millionen Euro eine neue Produktionsstätte für Offshore-Windenergieanlagen. Geplant ist die Fertigung von Maschinenhäusern für Offshore-Windturbinen, die Siemens seit vielen Jahren in Dänemark herstellt. Insgesamt sollen in Cuxhaven bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze in vielen unterschiedlichen etablierten und neuen Berufsfeldern entstehen. Zahlreiche Jobs schafft die Ansiedlung von Zulieferunternehmen – die so genannten sekundären Beschäftigungseffekte.