Auf der Suche nach dem größten Effekt
Eine pauschale Angabe über die mögliche Wirtschaftlichkeit einer Sparmaßnahme ist nicht immer möglich und kann sehr schnell ein Schuss ins Blaue werden. Der potenzielle Kunde möchte jedoch nutzvolle Investitionen tätigen. In diesem Bericht wird Grundsätzliches erläutert und es werden einige populäre Maßnahmen aufgeführt und kommentiert.
Zuerst einmal soll anhand zweier Beispiel-Häuser klar gemacht werden, wie schwierig es ist, eine Einsparung zu benennen. Die beiden Beispiel-Häuser sollen in der gleichen Straße stehen und sind daher annähernd denselben Witterungsbedingungen ausgesetzt. In den Häusern wohnt auf gleicher Wohnfläche je eine Familie mit zwei Kindern gleichen Alters. Die Komfortansprüche und das Heizverhalten seien ebenfalls sehr ähnlich. Beide Häuser seien mittels eines Ölkessels beheizt, der auch das warme Wasser erwärmt. Ein wesentlicher Unterschied besteht im Baujahr der betrachteten Häuser. Eines stammt aus den späten Fünfzigern, das andere aus Mitte der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Der hinkende Vergleich
Der Einbau neuer Thermostatköpfe kann für beide beschriebenen Beispielhäuser sinnvoll sein. Trotzdem ist es wohl nicht zweckmäßig den Einspareffekt pauschal und für beide Häuser mit der gleichen Zahl in Euro anzugeben. In den Fünfzigern wurden die Standards für den Wärmeschutz ungleich niedriger angesetzt als in den späten Neunzigern, als schon die dritte Wärmeschutzverordnung griff. Das bedeutet, dass der Verbrauch der betrachteten Häuser schon erheblich von einander abweichen wird. Selbst wenn das ältere Häuschen sicherlich schon neue Fenster erhalten hat, wird der "Grundumsatz" noch höher ausfallen als beim jüngeren Gegenstück. Neue Thermostatköpfe im Altbau bringen in der Regel eine größere geldliche Einsparung als im Neubau und trotzdem bleibt der Verbrauch im Altbau insgesamt auf höherem Niveau. Eine Erkenntnis kann also schon festgehalten werden. Die möglichen Einsparungen sind nur schwer in Eurobeträgen zu beziffern. Prozentangaben scheinen da eher hilfreich.
Der Schein trügt
Beide soeben beschriebenen Häuser sollen bei annähernd identischem Verbrauch an Warmwasser mit einer thermischen Solaranlage zur Unterstützung der Trinkwassererwärmung ausgestattet werden. Unterstellt man bei beiden Häusern einen Verbrauch von 300 Litern an Heizöl nur zur Warmwasserbereitung, sind auch die Einsparungen durch die Solaranlage in etwa gleich. 150 Liter Heizöl sind realistisch einsparbar bei einer vernünftigen Deckungsrate von 50 Prozent. Der Altbau, mit dem hohen Grundumsatz, hat vielleicht einen Bedarf von 2850 Litern Heizöl im Jahr nur zur Beheizung des Hauses, während der Neunziger-Jahre-Bau gerade mal 1350 Liter benötigt. Der Altbau spart also fünf Prozent (150/3000 = 0,05) am gesamten Aufkommen, während der Neubau satte 10 Prozent (150/1500 = 0,10) erringt. Für beide Kunden wäre eine Prozentangabe bezogen auf den Gesamtverbrauch des Hauses also unsinnig, da die Basis der Betrachtung eine völlig andere ist, nämlich einmal 3000 und dann wiederum 1500. Diese Zahlenspielchen könnte man stundenlang weiter betreiben. Fakt ist: Man kann sich als Installationsbetrieb nicht auf eine feste Vorhersage für Einspareffekte festnageln lassen. Im genannten Beispiel war ja das Heizverhalten als gleich vorausgesetzt worden. Und hier liegt der nächste wesentliche Einflussfaktor, der eine Prognose erheblich erschwert. Verschwender oder Geizheizer profitieren beispielsweise unterschiedlich stark durch das Nachrüsten von Thermostatventilen (THV) mit Zeitsteuerung. Dem eher gleichgültigen Verschwender werden am Abend um 23:00 Uhr die Heizkörper automatisch weggeschaltet die der Geizheizer vielleicht noch sorgsamer und schon um 2:100 Uhr geknebelt hätte. Der Verschwender-Typ spart mehr als der Geizheizer. Dem Geizheizer kommt es aber ungleich deutlicher auf die tatsächlich erzielten Einsparungen nach einem Jahr an. Probleme sind bei ihm daher vorprogrammiert. Es ist also Vorsicht angesagt.
Maßnahmen und Kosten
Eine sehr ansprechende Variante zur Darstellung von Einsparungen ergibt sich aus der Gegenüberstellung von Investitionskosten in Euro zur Realisierung von einem Prozent Energieersparnis. Die nebenstehende Tabelle zeigt eine Zusammenstellung mit Schätzungen, die beim Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. kurz BDH publiziert wird. Hiervon sollen einzelne Punkte nochmals kurz beleuchtet werden.
((Bitte Bild 0921-03 möglichst links oder rechts neben dieser Textspalte anordnen))
Ein Blick auf Bild 3
1) Der hydraulische Abgleich ist eine äußerst effektive Möglichkeit, wenn das Verhältnis von eingesetztem Geld zum resultierenden Effekt betrachtet wird. Ausgehend von vielleicht zehn Heizflächen im Einfamilienhaus und einer möglichen Einsparung von drei Prozent, ergibt sich ein Preis für die gesamte Maßnahme von 3 x 10 x 15 also 450 €.
2) Sind, noch keine voreinstellbaren THV installiert, ist die Investition höher. Wen wundert es? Aber der Effekt kann bei verhaltener Prognose auch höher ausfallen als in der ersten Maßnahme prognostiziert.
3) Hier wird unterstellt, dass die Thermostatköpfe ausgetauscht werden, was relativ günstig ist. Trotzdem scheint die Maßnahme mit 30 € teurer als die komplette Montage von Ventil und Thermostatkopf. Dies hängt aber weniger mit dem Gesamtpreis für die Maßnahme zusammen, denn der ist natürlich günstiger (alter Kopf ab, neuer Kopf drauf, fertig). Vielmehr ist der Einspareffekt nicht mehr so durchschlagend, da auch ein alter Thermostatkopf noch gewisse Regeleigenschaften aufweist.
4) Zeitsteuerungen begünstigen insbesondere die Einsparungen durch Nachtabsenkung und bei regelmäßiger Abwesenheit. Die Prozentpunkte müssen schon etwas teurer erkauft werden. Die Zeitsteuerung beschränkt sich bei den meisten Nutzern auf die häufig beheizten Räume. Schlafzimmer und Co. werden meist ausgenommen, da sie ohnehin nur sporadisch beheizt würden.
5) Die Regelung der Fußbodenheizung (FBH) bringt einen Einspareffekt, das ist klar. Nur ist der Aufwand deutlich höher, im Vergleich zur Nachrüstung der Regelbarkeit eines Heizkörpers (HK). Stellventile und zugehörige Raumthermostate (FBH) sind nun mal kostenintensiver als nur Ventil mit Kopf (HK). Auch ist, bedingt durch den deutlicheren Selbstregeleffekt der FBH, die wahrscheinliche Einsparung der FBH geringer.
6) Werden zur Einzelraumregelung einer FBH auch noch Kabelverlegungen notwendig, ist die Investition höher, der prognostizierte Effekt aber vergleichbar mit der Funkregelung.
7) Der hydraulische Königsweg für eine Bestandsanlage ist klar unter den "Top ten" zu finden.
8) Unbeheizte Kellerdecken sind wegen des relativ geringen Aufwands gepaart mit einem guten Spareffekt auch eine nützliche Geldanlage.
9 + 10) Effizientere Heiztechniken betreffend Wärmeerzeugung und Übergabe können natürlich Energie einsparen. Der hydraulische Abgleich und der Einbau von THV sind obligatorisch.
11) Die in Deutschland heiß geliebte thermische Solaranlage steht bei der Kosten/Nutzen-Betrachtung weit hinter dem für den Laien unsichtbaren hydraulischen Abgleich. Eine Situation, die auch deutlich macht, wie wenig rationell bei Fragen der Energieeinsprung gedacht und gehandelt wird.
12, 13, 14 +18) Die Verbesserung des Wärmeschutzes ist eine teure aber auch nachhaltige Angelegenheit. Wärmeenergie, die gar nicht erst angefordert wird spart Energie, egal wie effizient die Wärmeerzeugung im Anschluss arbeitet.
15, 16 + 17) Tolle Dämmung, gepaart mit effizienter Bereitstellung von Wärmeenergie, ist nachhaltig und stellt den absoluten Königsweg dar.
Kommt es also im Gespräch mit dem Kunden zur Frage der effektiven Energieeinsparmöglichkeiten, sollte man sich hüten, pauschal eine Standartlösung zu favorisieren. Hier muss man sich erst mal einen Überblick über Bausubstanz, Nutzerverhalten und Heizungsanlage verschaffen. Das zeigt auch dem Klienten, dass er individuell beraten wird.
Film zum Thema
Ein aufschlussreicher Film zum Thema „Energie sparen“ bringt leicht verdauliche Kost zum Thema.