Der Monteur vergleicht sich oft mit Kollegen, vor allem mit Gleichaltrigen. Fällt die Bilanz für ihn schlecht aus, fühlt er sich unterlegen. Es kommt Eifersucht auf, wenn man bei schwierigen Arbeiten nicht so schnell weiterkommt, während der Kollege diese Arbeit spielend leicht schafft. Dem Kollegen ist das nicht immer bewusst, er möchte vielleicht gar nicht beneidet werden. Der Neider sollte nicht vergessen, dass sich der Beneidete um seine Fähigkeiten bemüht hat. Es gibt zwar auch Glückspilze, aber viele haben sich technisches Know-how und Fachkompetenz hart erarbeitet. Man kann den Erfolg des anderen auch kopieren, sich die beneidenswerten Eigenschaften aneignen.
Neid entsteht aber auch, wenn der Monteur sich durch das Verhalten seines Kollegen zurückgesetzt fühlt. Manchmal ist auch der Chef daran beteiligt, wenn er einen bestimmten Kollegen bei der Arbeitseinteilung bevorzugt, weil er ihn für geeigneter als einen anderen hält. Dann hilft nur eine offene Aussprache, weil es dem Chef oft nicht bewusst ist, dass er jemanden zu sehr oder gar ohne Grund bevorzugt hat.
Gründe für Neid
Der Grund für Neid sind versteckte Wünsche. Neid weist darauf hin, dass dem Neider etwas fehlt, was der Kollege hat, z. B. die Beachtung von anderen, das bessere Auto, schlagfertiges Auftreten, Beliebtheit, Aussehen und mehr Fachwissen als die Kollegen.
Neid gibt es auch im Privaten, wenn z. B. der eigene Bruder der Lieblingssohn ist. „Neid ist eine normale Emotion, die zum beruflichen und privaten Leben gehört“, betont die Psychologin Prof. Mahena Stief von der Hochschule Augsburg. Empfindet der Monteur die Eigenschaft des Kollegen wenig attraktiv, wird er nicht missgünstig reagieren.
Neid ist ein Tabuthema. Wie wäre es aber, wenn man dem Kollegen ganz offen sagt: „Entschuldige bitte, ich beneide deine Fähigkeit, bei Stress so cool zu bleiben.“ Damit hat man das Gefühl in den Griff bekommen und der Kollege fühlt sich anerkannt. Anerkennung macht beliebt, aber sie verursacht auch Arroganz. Der Beneidete kann die Gefühle des Neiders nur schwer nachvollziehen.
Dabei gibt es zwei Reaktionsmuster: Das eine kehrt sich nach innen, man sieht nur das, was einem noch fehlt und entwertet sich damit selbst. Das andere geht nach außen, d. h. der nach außen gerichtete Neid führt zu Sticheleien, zu Kritik und Provokationen dem Kollegen gegenüber. Neid ist nicht grundsätzlich schlecht, er kann anspornen und es kann sich daraus Ehrgeiz entwickeln. „Positiver Neid“ will den Kollegen nicht zerstören, sondern wird im besten Fall zum Motivationsschub.
Neid erkennen und beeinflussen
Der erste Schritt ist, die eigenen Emotionen in einem frühen Stadium differenziert wahrzunehmen. Neidgedanken sollten schon beim Entstehen erkannt werden, damit man schnell darauf reagieren kann. Es ist wie auf hoher See, wo es darauf ankommt, dass der Kapitän den aufkommenden Sturm schnell erkennt und gleich reagiert.
Man kann nur beeinflussen, was man bewusst erkennt, worüber man sich Gedanken macht. Die meisten verdrängen ihr Gefühl, das dann später wieder kommt und sich festsetzt. Oft werden Gefühle zwischen gut und schlecht unterschieden und nicht transparent gemacht. Warum kann man über eine beneidenswerte Eigenschaft des Kollegen nicht sprechen? Aussprache schafft Klarheit und entlastet. Oft hilft die sogenannte „Selbstkommunikation“: Man gibt sich selbst die Anweisung, das augenblickliche Gefühl zu akzeptieren und später zu hinterfragen. Man nennt das „Chair-Person-Prinzip“, man lässt Gefühle zu und verarbeitet sie. Da Neid ein Mangelgefühl ist, (der Kollege hat etwas, was mir fehlt) muss man jetzt für einen gedanklichen Ausgleich sorgen: Wo liegen meine eigenen Stärken? Wie kann ich sie weiter entwickeln? Was muss ich tun, damit andere das erkennen?
Man sollte sich immer fragen, wie wichtig die Sache ist, die neidisch macht, und mit wem man sich vergleicht. Der ältere Kollege spielt mit seiner Erfahrung in der ersten Liga, da kommt man später auch rein. Neid ist kein Grund sich zu verurteilen, es kommt darauf an, ihn zu verarbeiten. Das Neidgefühl wird akzeptiert und in die richtige Richtung gesteuert, statt sich selbst zu schämen. Wenn man den Beneideten angemessen bewundert, verbessert sich die Beziehung zu ihm. Es heißt, die Nähe zum Beneideten zu suchen, nicht auf Distanz zu gehen.