Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
WERBUNG
WERBUNG
WERBUNG
Krankheitsbedingte Fehlzeiten

Ausgeknockter Monteur

Inhalt

Den meisten ist es selbst peinlich, wenn sie wegen Krankheit oder Unwohlsein fehlen. Die eigene Enttäuschung über die Abwesenheit ist verständlich, verstärkt sogar das Gefühl der Peinlichkeit. Oft denkt der angeschlagene Mitarbeiter: „Ich versuch‘s mal. Vielleicht geht es mir im Laufe des Tages besser.“ Wer jedoch mit einem Infekt zur Arbeit kommt, läuft Gefahr, die Kollegen anzustecken. Insoweit kann die pflichtbewusste Anwesenheit sogar kontraproduktiv sein. Bleibt man jedoch der Arbeit fern, stellt sich das schlechte Gewissen ein, man befürchtet als faul zu gelten.

Die gesunden Kollegen

Abwesende verursachen bei den anwesenden Kollegen Mehrarbeit und dadurch Hektik. Denn wer den kranken Kollegen vertritt, muss schneller und mehr arbeiten und ist oft am Limit seiner Leistungsfähigkeit, wodurch die Fehlerquote in den Betrieben um bis zu 30 Prozent steigen kann. Bei dauerhafter Überforderung riskiert man seine eigene Gesundheit. Fehlerkorrekturen kosten wiederum Zeit, die Situation verschlimmert sich.

„Präsentismus“ bedeutet, dass der kranke Mitarbeiter ein schlechtes Gewissen hat, wenn er wegen starkem Husten und Heiserkeit zu Hause bleibt. Fehlzeiten zu vermeiden, darf nicht dazu führen, einen kranken Kollegen „auf die Beine zu stellen“. Eine vorhandene Krankheit könnte sich verschlimmern, die Fehlzeit später wäre länger. Wer krankheitsbedingt angeschlagen ist und trotzdem arbeitet, bringt nicht die volle Leistung.

Zur Solidarität gehört es, den Kranken nicht in die Ecke zu stellen, ihn nicht als „Weichei“ zu bezeichnen.

Eine alte Lebensweisheit besagt: „Wenn du krank bist, bist du krank!“

Bild: Getty Images/iStockphoto

Eine alte Lebensweisheit besagt: „Wenn du krank bist, bist du krank!“

Der kranke Kollege

Die typische Situation: Morgens klingelt der Wecker um 6:00 Uhr, der Mitarbeiter wacht mit Unwohlsein auf, mit Kopfschmerzen, Kratzen im Hals oder einem Gefühl von Übelkeit. Zu Hause bleiben oder zur Arbeit gehen?

Da macht er sich so seine Gedanken: Wichtige Arbeit bleibt liegen, Montagetermine werden nicht eingehalten, die Loyalität gegenüber den Kollegen ist gefährdet, der Chef könnte enttäuscht sein. Andererseits steigt auch das Selbstbewusstsein, wenn man weiß, wie sehr der Betrieb und die Kollegen auf die Arbeitskraft angewiesen sind. „Die brauchen mich doch.“

Wer krank ist, freut sich auf den Kontakt mit den gesunden Kollegen, per Handy, App oder SMS. Die Wünsche für gute Besserung dürfen auch vom Chef kommen. Vom Kranken erwartet man, dass er alles unternimmt, um bald wieder einsatzfähig zu sein. Dazu zählt auch die Einnahme von Tabletten. Niemand ist verpflichtet, über seine Krankheit und über die Ursache Auskunft zu geben. Es ist daher ein Zeichen großen Vertrauens, wenn den Kollegen und dem Chef über das Befinden und die Therapie berichtet wird.

Corona und andere Viren suchen und finden immer wieder einen Wirt. Man kann sich vorbereiten und entsprechend bewaffnen! Aber mit absoluter Sicherheit eine Infektion verhindern kann man nicht

Bild: Getty Images/iStockphoto

Corona und andere Viren suchen und finden immer wieder einen Wirt. Man kann sich vorbereiten und entsprechend bewaffnen! Aber mit absoluter Sicherheit eine Infektion verhindern kann man nicht

Prima Klima

Generell gilt: Je angenehmer die Arbeitsbedingungen sind, desto geringer sind die krankheitsbedingten Abwesenheiten. Wer die Wertschätzung vom Chef und den Kunden spürt, hat mehr Arbeitsfreude und größere Immunität, steckt sich also nicht so schnell an. Schlechtes Betriebsklima verringert die Motivation und erhöht die Fehlzeiten. Ist alles ok? Steht Kollegialität hoch im Kurs, wird es weniger Absenzen geben, oder kürzere. Ist das Betriebsklima angespannt, erhöht sich die Anzahl der Fehltage aufgrund von Arbeitsunfähigkeit. Wer große Arbeitsfreude hat, fehlt seltener.

Dann fühlt man sich nicht so schnell krank. Wer nie oder selten fehlt, ist stolz darauf und erwartet bei passender Gelegenheit Anerkennung vom Chef oder den Kollegen. Das darf aber nicht jemand anderen diskriminieren, der gerade fehlt.

Krankheit wegen psychischer Probleme ist ein wachsendes Problem. Häufig können die Kollegen und Vorgesetzten nur durch Anteilnahme zu einer Erleichterung beitragen. Empathie ist ein wirksames Signal, das dem Betroffenen helfen kann. Private Probleme können selbst einen robusten Mitarbeiter auf Dauer in den Krankenstand bringen. Die Besserung dauert meist länger als bei einem physischen Leiden.

Welche Einflüsse lassen sich im Zusammenhang mit Krankmeldungen herstellen?

Bild: IBH

Welche Einflüsse lassen sich im Zusammenhang mit Krankmeldungen herstellen?

Vorbeugen ist besser als heilen

Zum betrieblichen Gesundheitsmanagement zählen neben den gesetzlichen Vorschriften vor allem Vorsorgemaßnahmen. Die Grippeschutzimpfung im Herbst ist eine effektive und kostengünstige Präventivmaßnahme, die von den Krankenkassen angeboten wird. Etwa 40 Prozent der Fehlzeiten hängen mit dem Risikofaktor Grippe zusammen. Die Impfung belastet den Körper selten, eine Virusgrippe mit Fieber ist eine weit höhere Belastung. Betriebe können, nach Absprache mit der Krankenkasse, die Impfaktion direkt am Arbeitsplatz durchführen lassen. Wenn der Chef seine Mitarbeiter über Vorsorgemaßnahmen aufklärt, besteht die Chance, dass der Grippeschutz akzeptiert wird.

Erkrankungen der Wirbelsäule und Verspannungen im Nacken entstehen auch durch falsche Körperhaltung. Die Berufsgenossenschaft gibt Tipps zu ergonomisch richtigem Verhalten bei körperlicher Arbeit. Schmerzen dürfen nicht ignoriert, sondern müssen als Warnsignal bewertet werden.

Selbstmedikation

Kleinere Beschwerden kann man gut selbst und ohne Arzt auskurieren. Medikamente sind schnell und ohne Rezept in der Apotheke inklusive Beratung leicht erhältlich. Zu Hause heißt es aber, den Beipackzettel gründlich zu lesen und die Wechselwirkung von Medikamenten genau zu beachten. Im Rahmen der Fürsorgepflicht sollte die Firma z. B. für Kopfschmerzen und Unwohlsein Tabletten anbieten können.

Das Rückkehrgespräch

Bei längeren Fehlzeiten werden die Ursachen der Abwesenheit im Rückkehrgespräch geklärt, um Präventivmaßnahmen zu treffen. Fehlzeiten müssen zwar angesprochen werden, aber das Gespräch darf nicht zur Strafpredigt ausarten. Der Monteur darf Fürsorge seines Arbeitgebers erwarten. Beim Rückkehrgespräch geht es darum, dem Mitarbeiter deutlich zu machen, dass er geschätzt wird und seine Abwesenheit eine Lücke hinterlassen hat. Der Rückkehrer wird informiert, was in seiner Abwesenheit an wichtigen Dingen geschehen ist.

Rückkehrgespräche haben vor allem einen präventiven Charakter. Es soll besprochen werden, wie man weitere Fehlzeiten verhindern kann. Kranke Mitarbeiter sind nicht verpflichtet, von zu Hause aus die betrieblichen Fragen telefonisch oder per E-Mail zu beantworten. Es verpflichtet den Betrieb aber zu Dank, wenn jemand im Krankenstand für die Firma erreichbar ist und Fragen beantwortet. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass der Arbeitgeber die Diskretion verletzt, wenn er fragt, wie sich der Mitarbeiter auskuriert hat. Auch ohne Ausfragen kommt es vor, dass man dem Rückkehrer Empfehlungen gibt, wie man sich gesund erhält oder schneller wieder fit wird.

Morgens eine Krankmeldung an den Chef schicken und abends auf dem Rummelplatz feiern kann den Unmut des Chefs und der Kollegen nach sich ziehen

Bild: Getty Images/iStockphoto

Morgens eine Krankmeldung an den Chef schicken und abends auf dem Rummelplatz feiern kann den Unmut des Chefs und der Kollegen nach sich ziehen

Tipp

Trockene Luft am Arbeitsplatz ist schlecht für die Schleimhäute. Der natürliche Schutzfilm, den die Schleimhäute bilden, ist dann nicht mehr stark genug. Das kann zu Entzündungen führen. Hilfsmittel zur Luftbefeuchtung sind zumindest in der kalten Jahreszeit angesagt.

Da sich über die Hände etwa 50 % der Viren übertragen, sollte auch das gewohnte Händeschütteln überdacht werden. Auch auf der Toilette lauert die Ansteckungsgefahr. Deswegen installieren viele Betriebe Desinfektionsspender am Waschbecken.

Autor

Dipl.-Betriebswirt Rolf Leicher
ist Fachautor und Referent; Telefon: (0 62 21) 80 48 82

WERBUNG