Bevor es mit der Arbeit richtig losgeht, macht man sich für ein paar Sekunden Gedanken. Erinnerungen an eine ähnliche Aufgabe sind im Gehirn abgelegt, sind dort mit einem Marker versehen, mit positiv oder negativ gekennzeichnet. Durch die Bewertung schafft man Hürden oder beseitigt Sperren.
Der Gedanke „Wie“ ist gut
Jeder kennt aus der eigenen Erfahrung das sogenannte „Wenn-Denken“: „Wenn ich mehr Zeit hätte, dann …“, „Wenn der Kunde nicht immer so enge Termine setzen würde, dann …“, „Wenn ich mehr Informationen hätte, dann …“. Wenn-Denken bringt keine Lösung, es versperrt das Chancen-Denken. Es vermittelt sogar ein wenig das Gefühl von Ohnmacht. Es ist besser, die Wenn-Gedanken in Wie-Gedanken umzuwandeln. Damit kommt man der Lösung ein Stück näher, es ist der Start für positives Denken.
Wie-Denken geht so:
„Wie schaffe ich es, mehr Zeit zu haben, damit ich mich auf diesen Fall optimal vorbereiten kann?“,
„Wie komme ich an die wichtigen Informationen, damit ich den Fall bearbeiten kann?“,
„Wie können wir zukünftig Missverständnisse vermeiden, damit Rückfragen überflüssig werden?“
Das geht auch mit der Was-Frage, z. B. „Was müssen wir tun, um …“. Es kommt eben da
rauf an, wie ein Problem hinterfragt wird. Gedanken zu hinterfragen ist eine gute Alternative: „Geht es auch anders?“, „Sollen wir es mal probieren?“, „Was kann schlimmstenfalls passieren?“. Fragen fördern den Gedankenfluss. Nur so kann man neue Möglichkeiten erkennen.
Der Gedanke „Aber“ ist eine Blockade
Mit dem „aber“ lehnt man eine Idee oder das Vorgehen bei der Arbeit gedanklich ab. Die eigenen Gedanken blockieren Ideen und Vorschläge, es kommt noch nicht einmal zur Diskussion darüber. So werden Chancen und gute Ideen ausgebremst. Beispiel: „Ja, das klingt gut, aber das macht der Vorarbeiter sicherlich nicht mit.“ oder „Unser Angebot ist super, aber dem Kunden zu teuer“.
In der Welt der Gedanken wird das „aber“ nicht unter die Lupe genommen. Mit diesem Wort schränkt man ein, was man gerade denkt. Man hat dann nicht mehr den Mut, die eigene Idee zu realisieren, einen Vorschlag zu machen, jemanden zu überzeugen. Beispiel: „Das hört sich gut an, aber wir haben das noch nie so gemacht“. Wenn man „aber“ durch „allerdings“ ersetzt, entsteht eine andere Perspektive. Beispiel: „Das hört sich gut an, allerdings haben wir diese Arbeit noch nie so gemacht“. Ob gedacht oder gesagt, dass Wort „aber“ lässt sich in vielen Fällen ersetzen und man erzielt damit eine andere Wirkung.
Gedanken bieten immer die Wahlfreiheit, man kann mit Gedanken spielerisch jonglieren, sie einfach verdrehen, ergänzen oder hinterfragen. Gedanken beeinflussen das Verhalten stärker als man es wahrhaben will. Das alles passiert unbewusst. Holen wir Gedanken ins Bewusstsein, können wir sie bearbeiten. Denkt man, von einer Aufgabe überfordert zu sein, dann kommt es tatsächlich dazu. Die gedankliche Barriere führt tatsächlich zur schnellen Überforderung. Man erfüllt sich das, was man vorausgedacht hat.
Viele glauben, dass die innere Einstellung gar nicht so wichtig sei. Schließlich muss die Arbeit erledigt werden. Da fragt doch niemand, was man gerade denkt. Negative Gedanken beeinflussen und haben die Leistungsfähigkeit nie positiv beeinflusst. Im Gegenteil! Man ist es gewöhnt, kritisch zu sein, alles so lange zu hinterfragen, bis man zu einem negativen Ergebnis kommt. Problemdenken kann gut sein, aber wo bleibt der positive Gedankenfluss? Beim Nachdenken ist der erste Gedanke wichtiger als die folgenden. Ist der erste negativ, wird es schwer sein, auf positiv umzupolen. Haben sich negative Gedanken erst einmal entwickelt, ist es schwierig, sie nehmen an Fahrt auf und machen sich dadurch breiter.
Der Gedanke „Noch“ ändert viel
Diese vier Buchstaben verändern viel. Im Dialog mit sich selbst beeinflusst jeder Gedanke Handlungen und Entscheidungen. Ob man ablehnt oder noch Chancen sieht, hängt von Gedanken ab. Statt: „Mir ist nicht klar, wie ich das schaffe.“ besser „Mir ist noch nicht klar, wie ich es schaffe.“ Statt: „Ich kann mich nicht entscheiden.“ besser: „Ich kann mich noch nicht entscheiden.“ Damit öffnet man Wege für Veränderungen. „Noch“ deutet an, dass man bereit ist, etwas zu tun, es muss in die Selbstbotschaft eingebaut werden. Auch im Gespräch mit dem Kollegen kann man dieses Wort einbauen. Die Aussage „Ich bin nicht überzeugt“ wird durch „noch nicht“ verändert. Der Kollege denkt nach, was er tun muss, um zu überzeugen.
Der Gedanke „Muss“ schafft Druck
„Ich muss jetzt Herrn Mustermann anrufen“, „Ich muss mich jetzt anstrengen“, „Ich muss meine Mails checken“. Kennen Sie diese Selbstanweisung? Manchmal „muss“ man auch mit jemandem dringend sprechen. „Müssen“ ist eine der beliebtesten Gedanken und Aussagen. Natürlich gibt es Tätigkeiten, die wichtig sind, die man gleich erledigen muss. Aber wo bleibt die Motivation, wenn man etwas muss? Wer sein Vorhaben ständig als etwas bezeichnet, was er tun muss, empfindet die Handlung als Pflicht, als Anweisung. Die Handlung ist dann fremdbestimmt und macht nicht immer Freude.
Wie wäre es, das „müssen“ durch „können“, „dürfen“ oder „wollen“ zu ersetzen? Gedanken beeinflussen und erzeugen Gefühle. „Muss“ erzeugt Druck. Hier der Unterschied: „Ich muss meine Mails noch checken“ oder „Ich möchte/will …“. Dieser kleine Austausch eines Wortes bedeutet keinen großen Unterschied. Wer „muss“ durch „will“ ersetzt, verwandelt den inneren Druck in ein inneres Bedürfnis.
Ich muss mich konzentrieren
oder:
Ich will mich konzentrieren
Ich muss den Kunden jetzt anrufen
oder:
Ich will ihn jetzt anrufen
Ich muss heute noch damit fertig werden
oder:
Ich will damit fertig werden.
Immer … Alle … Keiner … Nie …
Mit extremen Gedanken ruft man die extreme Situation hervor. Genau das gilt es zu vermeiden, denn eine Situation ist selten extrem. Es kommt darauf an, die Seltenheit extremer Fälle zu erkennen und dann die Gedanken danach zu richten. Es ist besser, die eigenen Gedanken schon beim Entstehen kritisch zu hinterfragen, um nicht in eine Falle zu laufen. Fast jeder erlebt Vorurteile, weil er an Glaubenssätzen festhält, z. B. „Nie ist der Kollege zur Stelle, wenn ich seine Hilfe brauche.“ oder „Immer muss ich aufräumen, keiner hilft mir.“ Wenn man Vorbehalte gegen eine bestimmte Arbeit oder eine Person hat, spricht das Unterbewusstsein mit uns. Meist denkt man in Übertreibungen: „Das ist immer schiefgelaufen“, „Das hat noch nie geklappt“. In der Welt der Gedanken entscheidet meist der erste Gedanke, er sollte kritisch hinterfragt werden: Ist das wirklich immer so? Sind denn wirklich alle Kunden so? Hat das tatsächlich noch nie funktioniert?
Ich … Wir … Man …
In der Gedankenwelt haben auch die sogenannten Botschaftsformen eine Bedeutung. Da gibt es die „Ich-Gedanken“, die sehr oft vorkommen. Mit dem „Ich“ steht man selbst im Mittelpunkt und schließt andere aus. Jedes „Ich“ ist subjektiv, in den eigenen Gedanken treten andere in den Hintergrund, ganz bewusst und oft zutreffend. Beispiele: „Ich schlage vor, dass ...“, „Also, da bin ich mir ganz sicher ...“, „Meiner Meinung nach ...“. Jeder ist sich selbst am nächsten.
Mit dem Wir-Gedanken steht das Team im Zentrum der Überlegungen. Beispiel: „Wir besprechen das mit dem Chef“, „Für uns kommt das nicht in Frage“. Dann gibt es noch den „Man-Gedanken“, er wirkt unpersönlich: „Man sollte das mit dem Chef besprechen.“ Wer ist schon man? Gedanken oder auch Aussagen dieser Art bleiben unverbindlich, es wird niemand direkt angesprochen. Mit „Man“ nimmt man sich selbst aus dem Schussfeld und wird nicht aktiv. Wer sich bewusst nicht festlegt, trifft keine Entscheidung. Wird der Gedanke verändert, ändert sich auch die Ausgangslage. Statt „Man kann es auch so sehen“, besser „Ich sehe es so“.
„Vielleicht“ schafft neue Möglichkeiten
Wenn man sich innerlich sagt „das schaffe ich nicht“ ist das festgeschrieben. Durch den Zusatz „vielleicht“ wird der Gedanke etwas positiver: „Vielleicht schaffe ich das doch.“ „Das habe ich noch nie so gemacht.“ wirkt endgültig. Besser ist der Gedanke: „Vielleicht mache ich es einfach mal so.“ Die Gedanken „möglicherweise“ oder „eventuell“ haben die gleiche gewünschte Wirkung. Dadurch bleiben Handlungsmöglichkeiten offen, bis alle Details der Arbeit geklärt sind.
Andererseits zeigt „Vielleicht“ eine innere Unsicherheit, sowohl in Gedanken als auch in Aussagen. Ähnlich ist es mit „würde, wäre, hätte und könnte“. Wer stark auftreten will, denkt und äußert sich selbstbewusst.
Ich würde vorschlagen …
oder:
Ich schlage vor …
Ich hätte da noch eine Idee …
oder:
Ich hab da noch eine Idee …
Könntest du mal prüfen, wie …?
oder:
Kannst du mal prüfen, wie …?
Es wäre vielleicht besser, wenn …
oder:
Es ist besser, wenn …
Einschränkende Glaubenssätze
Fast jeder lebt mit Vorurteilen, die nicht immer bewusst sind. Vorurteile nehmen Einfluss auf unsere Handlungen bei der Arbeit. Gedanken werden nicht hinterfragt, sie werden einfach als Fakten hingenommen. Beispiele für pauschale Gedanken und Aussagen: „Wer unpünktlich ist, auf den kann man sich nie verlassen.“ Oder: „Wenn ich jemanden um Hilfe bitte, kann das als Zeichen von Schwäche ausgelegt werden.“ Oft stehen Glaubenssätze im Zusammenhang mit dem Selbstbewusstsein. Durch die Pauschalierung der Gedanken oder auch Aussagen legt man sich fest und vergisst, dass es auch Ausnahmen gibt. Es hat sich bewährt, den ersten Gedanken, der auftaucht zu hinterfragen, z. B. „Warum denke ich so? Gibt es auch Alternativen?“ Man bleibt eigenmächtig, wenn man nicht nur dem ersten Gedanken bei einer Arbeit hinterherläuft. Gedanken können Potenziale fördern oder einschränken, es sind immer nur Details, die uns beeinflussen.
Literaturempfehlung und Quelle: Heike Holz: „Kleine Schritte sind große Veränderungen“, Menani Verlag 2016