Smartphone & Co. beherrschen uns, die Nutzung ist zwangsläufig, auch während der Arbeit. Die Angst, etwas zu verpassen, nicht auf dem Laufenden zu sein, ist weit verbreitet. Die ständige Erreichbarkeit und die Bereitschaft, für soziale Netzwerke offen zu sein, reduziert die Konzentration auf die Arbeit, auch wenn das bestritten wird.
„Fear of missing out“
Aufs Handy ganz verzichten? Geht gar nicht. Schnelle Erreichbarkeit hat schon Leben gerettet. Digital ist in. Mit dem Smartphone kann man auch texten, alles ist viel einfacher. Und was einfach ist, kann auch übertrieben werden. Den Account zu löschen ist so befreiend, wie mit dem Rauchen aufzuhören. Viele User empfinden es als Zwang, ständig das Handy dabei zu haben, Post-Ins zu teilen, zu liken und zu kommentieren. Unter dem Motto „Tschüss Handy“ möchten sie es am liebsten beiseite legen. Wenigstens zeitweise.
Ein paar Stunden nicht im Netz zu sein, da gibt’s für manchen schon Entzugserscheinungen. Ein Zeichen von Mediensucht? Man fürchtet, in die soziale Isolation zu geraten, etwas zu verpassen, wenn das Handy fehlt. „Fomo“ steht für „Fear of missing out“, die Angst, etwas zu verpassen. Eine gewisse Abhängigkeit geben selbst Betroffene zu, denn sie merken selbst, wie gereizt und nervös sie reagieren, wenn das Handy für ein paar Stunden nicht genutzt werden kann.
Arbeitsunterbrechung durchs Handy
Der gelegentliche Blick aufs Display unterbricht die Arbeit für Sekunden. Auch ohne sofortige Reaktion auf eingehende Kontakte hat eine Unterbrechung der Arbeit stattgefunden. Um sich nach der Unterbrechung wieder hineinzufinden, bedarf es großer Konzentration, das kostet Ressourcen und Energien. Der Mix von Arbeit und Mediennutzung (Multitasking) funktioniert auf Dauer nicht, man trainiert sich Konzentrationsstörungen an. Die negativen Folgen einer Arbeitsunterbrechung verdrängt man gerne, oder unterschätzt sie. Ideal wäre es, wenn das Mobiltelefon gar nicht am Arbeitsplatz ist, denn wenn es vibriert, kreisen die Gedanken nur noch um die eingegangene Nachricht. Wenn man immer gleich antwortet und immer erreichbar ist, erhält man immer mehr Mails, Apps oder Anrufe. Digitale Kommunikation macht uns zu Sklaven. Akustische oder optische Signale zeigen an, wenn auf dem Smartphone eine Nachricht eintrifft. Dann siegt meist die Neugier, man unterbricht die Arbeit und schaut kurz nach, was da gekommen ist. Meist ist es unwichtig und duldet einen Aufschub. Wer sofort reagiert, erweckt beim Versender den Eindruck, viel Zeit zu haben. Es gehört Disziplin dazu, sich durch nichts stören zu lassen, wenn man gerade voll konzentriert sein muss. Beim Arbeiten am Stück erreicht man ein höheres Arbeitstempo und erledigt die Aufgabe schneller.
Regelung der Handynutzung
Was soll der Chef zulassen, was verbieten, wenn Mitarbeiter zwischendurch ihr Handy nutzen? Für die Frage der Nutzung des Handys ist die juristische Betrachtungsweise allein nicht ausreichend. Er muss mit dem Einwand des Mitarbeiters rechnen, dass die Handynutzung in anderen Betrieben großzügig geregelt ist. Mitarbeiter, die durch besondere Leistungen positiv auffallen, möchten das Recht haben, zwischendurch ihr Handy zu nutzen. Das ist die Geburtsstunde der Ausnahmeregelungen. Was man dem einen gestattet, kann man einem anderen schwer ablehnen. Manche verdrücken sich bei der Arbeit in eine stille Ecke, um ungestört zu telefonieren. Man kann private Handynutzung auch als Arbeitszeitdiebstahl sehen.
Bin ich schon abhängig?
Zählt starke Nutzung schon zum Suchtverhalten? Die Antwort auf diese Frage hängt vom Einzelfall ab. In der Einleitungsphase ist die Abhängigkeit noch nicht spürbar. Die Konzentrationsfähigkeit ist noch nicht beeinträchtigt. Die kritische Phase beginnt, wenn man nach Ausreden für die Handy-Nutzung sucht, ungeduldig reagiert, wenn eine erwartete Nachricht ausbleibt. Findet Kommunikation nur noch digital statt, , spricht man von der „Chronischen Phase“. Drei Phasen folgen oft aufeinander:
1. Einleitungsphase:
Die Gedanken kreisen immer öfter um das Smartphone, es ist immer in Griffnähe, auch bei Tagungen und Treffen mit Berufskollegen. Es gibt fast nur noch digitale Beziehungen. Für die Handynutzung gibt es immer ein Argument.
2. Kritische Phase:
Durch den Verzicht aufs Handy kommt Ungeduld und Nervosität auf. Alles wird der digitalen Kommunikation untergeordnet. Informationen werden nicht mehr bewertet, unkritisch aufgenommen. Die Konzentration leidet.
3. Chronische Phase:
Man hat für nichts anderes mehr Interesse. Kommunikation findet nur noch digital statt. Das Handy beherrscht den Nutzer, der es für unabkömmlich hält.
Bleiben Sie daher im eigenen Interesse kritisch gegenüber der dauernden Nutzung digitaler Medien.
Gründe gegen ein allgegenwärtiges Smartphone
Bis zu 8-mal täglich unterbricht das Handy bei der Arbeit.
Die Hälfte der Unterbrechungen ist vermeidbar.
Viele erkennen, dass Unterbrechungen Stressoren sind.
Die meisten Unterbrechungen werden schicksalhaft hingenommen.
Arbeitsunterbrechungen können den Tagesablauf durcheinander bringen.