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Bad News – Wie man dem Chef absagt

Die Wünsche des Chefs zu erfüllen, „Ja“ zu sagen, zuzustimmen, ist einfacher als abzusagen. Der Mitarbeiter fürchtet das Wohlwollen seines Chefs zu verlieren, wenn er seinen Wunsch ablehnt. Wer sich seine Absage gut überlegt hat und diese richtig argumentiert, hat keinen Grund, sie später zu bereuen. Oder wollen Sie immer „everybody‘s darling“ sein? Wie bringt man seine Absage überzeugend rüber? Absagen müssen transparent sein, das geht nur mit einem ausführlichen Erklärungshintergrund des Mitarbeiters. Der Chef sollte die Gründe für seine Absage nachvollziehen können, um sie zu akzeptieren. Mit der üblichen Kurz-Ablehnung „Tut mir leid, aber das geht nicht“ kommt man nicht weiter. Auch die Floskel „Bitte haben Sie Verständnis, aber da bin ich überfordert“ ist nicht geeignet, hat daher an Wirkung verloren.

Besser ist es, wenn man erst mal Verständnis dafür äußert, dass der Chef über die Absage enttäuscht ist. „Ich habe für Ihre Enttäuschung Verständnis.“ Oder „Ich weiß, dass Sie jetzt enttäuscht sind“. Bewährt hat es sich, ihn in Ihre Lage zu versetzen: „Was würden Sie denn an meiner Stelle machen, wenn Sie selbst einen gebuchten Urlaub mit Freunden zusammen wegen Kundenterminen absagen sollten?“ Diese Methode nennt man „Perspektivenwechsel“, ein anderer wird in Ihre Position versetzt und soll aus dieser reagieren.

Sie sollten sich nicht über Extrawünsche ärgern. Und auch nicht schlecht über Vorgesetzte reden. Versetzen Sie sich als Mitarbeiter mal in seine Situation, mal in seine Lage – wie würden Sie da reagieren, wenn Sie selbst der Chef sind? Vorgesetzte überziehen bewusst ihre Forderungen, wollen mal testen, wo die Grenze beim Mitarbeiter liegt, wo das Ende der Fahnenstange ist. Chefs suchen sich denjenigen im Team aus, dem es schwer fällt eine Absage zu machen. Vielleicht treffen sie auf einen „Ja-Sager“, der sich zum Lieblingsmitarbeiter qualifizieren will.

Absagen in bestimmten Fällen:

  • Es werden schon wieder Überstunden verlangt.
  • Die Aufgabe überfordert den jungen Monteur.
  • Die Kundentermine sind viel zu eng, liegen zu dicht beisammen.
  • Der Urlaub des Mitarbeiters muss wegen Krankheit des Kollegen verschoben werden.
  • Selbstbewusst auftreten

    Mit Selbstzweifeln („Ich kann mich nicht durchsetzen, ich schaffe das nicht“), schadet man unbewusst dem eigenen Selbstwert und baut sich Hindernisse auf, um eine Absage durchzubringen. Man macht sich nur noch Gedanken über die Folgen einer Ablehnung, obwohl das noch gar nicht passiert ist. Skepsis und Bedenken, wie man bei einem „Nein“ dasteht, belasten gerade dann, wenn es darauf ankommt, selbstsicher aufzutreten. „Yes we can“ – können Sie sich noch an den US-Präsidenten Obama erinnern? Ihm ist auch nicht alles gelungen, sein Selbstbewusstsein war aber top. Wer schon befürchtet sich nicht durchzusetzen, wird sich auch nicht durchsetzen, selbst wenn er die besseren Argumente hat.

    Wer von seiner Meinung überzeugt ist, tritt selbstbewusst auf. Man kann durchaus über Voraussetzungen reden, unter denen Zustimmung zu den Wünschen des Chefs möglich ist, z. B. Qualifizierung durch Seminare oder Lieferantenschulung, um fachlich nicht überfordert zu sein. Wer seine Meinung ruhig, gelassen und ohne Druck vorträgt, gewinnt eher Zustimmung. Wer gute Argumente hat und sich auf Erfahrung in anderen Betrieben beziehen kann, hat es nicht nötig, Druck auszuüben. Für den Chef gilt: Die Zurückweisung des Monteurs darf er nicht persönlich nehmen. Im positiven Gesprächsklima wird es auch bei unerfreulichen Diskussionen keinen Verlierer geben.

    Überzeugen statt überreden

    Wer überzeugen will, braucht Argumente für seinen Standpunkt und sollte die mögliche Reaktion bei einer Absage bedenken. Ein Argument ist nicht einfach nur eine Behauptung, z. B. „Das kann ich nicht“. Eine Aussage wird erst zum Argument, wenn die Begründung und der Beweis mitgeliefert werden: „… weil mir die Erfahrung fehlt …, weil die Arbeit mehr Zeit beansprucht …, weil die Montage nur mit einem Kollegen möglich ist“. Je stärker ein Argument wirkt, desto weniger Einwände kommen vom Vorgesetzten. Der Umkehrschluss: bei schwacher Argumentation fallen ihm eine Menge Einwände ein, Sie sind nur mit der Beseitigung der Einwände beschäftigt. Man kann es auch positiv sehen, der Chef hält Sie für so gut, dass er nur Ihnen den Auftrag für eine komplizierte Arbeit gibt. Wenn Sie doch ablehnen, überlegen Sie, ob ein anderer im Team besser geeignet ist. Oder Sie suchen nach Unterstützung für Ihre Ablehnung, vielleicht Sicherheitsvorschriften?

    Die Beziehungsebene

    Ob Ihre Absage erfolgreich ist, hängt auch von den Beziehungen zum Arbeitgeber ab. Eine lange, gute und stabile Beziehung macht es dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer leichter, einen Kompromiss zu finden. Beide fühlen sich gerade wegen der guten Beziehung zueinander verpflichtet, eine Lösung zu finden. In anderen Fällen rückt keiner von beiden von seinem Maximalziel ab. Diskussionen sind nicht beliebt, deshalb sollen sie schnell beendet werden. Erstklassige Beziehungen zu Ihnen sind ein Motiv für den Chef, sich einsichtig zu zeigen, erst gar nicht mit seinen Forderungen zu Ihnen zu kommen. Sie können ihn auch fragen „Wieso kommen Sie gerade zu mir?“ Der Mitarbeiter, der etwas erreichen will, hat verschiedene Möglichkeiten, sich durchzusetzen: Wer fordert, kann als Bittsteller auftreten, der seinen Wunsch in höflicher Form vorträgt. Er kann seine Forderung damit begründen, dass er in letzter Zeit ausschließlich die Interessen des Betriebs bedacht hat und jetzt mal an die eigenen Interessen denkt.

  • Lasse dich nicht durch den Druck beeinflussen.
  • Ärgere dich nicht über eine extreme Forderung.
  • Äußere Verständnis für Wünsche des Arbeitgebers.
  • Beziehe dich auf Üblichkeiten in anderen Betrieben.
  • Nenne Voraussetzungen, unter denen du zustimmen kannst.
  • Erfüllst du die Forderungen, nenne die Konsequenzen für dich persönlich.
  • Fazit

    Wer „everybody‘s darling“ sein will, dem werden Absagen immer schwerfallen und er wird Konsequenzen befürchten. Häufig stellt der Chef Forderungen, um einfach mal zu testen, wie weit er gehen kann und mit welchem Mitarbeiter aus dem Team. Wenn man nie absagt, gewöhnt man ihn an Zusagen, Extrawünsche werden dann als normal betrachtet. Auch wenn sie höflich vorgebracht werden, müssen ausgefallene Wünsche abgelehnt werden.

    1 Der Arbeitgeber ist grundsätzlich weisungsberechtigt.

    2 Durch jeweiligen Perspektivwechsel lässt sich die Situation aus der Sicht des Anderen beurteilen.

    3 Nur der Typus „everybody‘s darling“ geht auf jede Forderung eines Chefs ohne Nachdenken ein.

    Überstunden sind im Handwerk nicht zu vermeiden. Aber eine ständiges Anhängen von Arbeitszeit kann auch die Laune vermiesen.

    Bild: DALL·E/Held/SBZ Monteur

    Überstunden sind im Handwerk nicht zu vermeiden. Aber eine ständiges Anhängen von Arbeitszeit kann auch die Laune vermiesen.
    Häufiger Zeitdruck sorgt für ungesunden Stress. Davor sollten Chef und Monteur gleichermaßen geschützt werden. Sonderwünsche kann man daher in besonderen Fällen auch mal absagen.

    Bild: DALL·E/Held/SBZ Monteur

    Häufiger Zeitdruck sorgt für ungesunden Stress. Davor sollten Chef und Monteur gleichermaßen geschützt werden. Sonderwünsche kann man daher in besonderen Fällen auch mal absagen.

    Autor

    Dipl.-Betriebswirt Rolf Leicher
    ist Fachautor und Referent; Telefon: (0 62 21) 80 48 8

    Bild: Leicher

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