Schmierinfektion aus Fäkalien
Das Berufsbild des Anlagenmechanikers wird von den Laien zum Teil noch umschrieben mit der Formel Gas-Wasser-Scheiße. Das disqualifiziert diese Kommentatoren zwar, ist aber oft nicht böse gemeint.
Fakt ist jedoch, dass sich einer um den ordentlichen Abtransport von Fäkalien aus dem Hause kümmern muss. Und das sind häufig die Anlagenmechaniker. Egal, ob nur der WC-Topf gewechselt wird oder eine Verstopfung behoben werden soll, das Berufsbild des Anlagenmechanikers beinhaltet auch diesen, eher unappetitlichen Zweig. Der Brief eines SBZ Monteur Lesers ließ uns aufhorchen und ist Anlass nochmals deutlich zu warnen.
Der Leserbrief
Ich habe am 6.12.2018 ein Abfluss mit der elektrischen Spirale gereinigt. Ich hatte eine kleine Verletzung am linken Mittelfinger. Zu meinem Schutz trug ich Gummihandschuhe und zusätzlich darüber Lederhandschuh mit Nietenbesatz. Beim Abräumen der Baustelle ist Fäkalienflüssigkeit trotz Handschuh an die Finger gekommen Dies habe ich nicht sofort bemerkt, da die Hand ohnehin schwitzig war in diesem Gummihandschuh. Erst nach dem Abräumen des Arbeitsmaterials sorgte ich zeitnah für eine Desinfektion. Trotzdem schwoll der Mittelfinger nach 2 Tagen extrem an. Daher wurde ich beim ärztlichen Notdienst vorstellig. Der behandelnde Arzt kannte mich aus einer früheren Aktion. Ich hatte auch schon mal den Abfluss in seiner Wohnung gereinigt. Vielleicht auch deshalb, also weil er mein Berufsbild kannte, stand seine Diagnose sofort fest: "Phlegmone".
Ich wurde sofort ins Krankenhaus eingewiesen und es wurde eine Blutanalyse erstellt. Danach bestätigte sich: „Schmierinfektion durch Fäkalien“.
Ich hing sechs Tage am Tropf, bekam Spritzen ins Bein, und einen Gipsverband zur Ruhigstellung. Der Mittelfinger war zeitweise auf die 3-fache Dicke angeschwollen und ich konnte diesen nicht mehr bewegen. Zwei Tage nach der Einlieferung ins Krankenhaus sind der Handrücken und drei weitere Finger angeschwollen. Nach 7 Tagen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und noch eine weitere Woche krankgeschrieben. Ich musste auch weiterhin Penicillin einnehmen. Das Gelenk ist auch noch am zehnten Tage in der Bewegung eingeschränkt.
Obwohl ich alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen habe ist mir das passiert.
Und hier, im SBZ Monteur, wird geschrieben, das man nur durch die eigene Unachtsamkeit krank werden kann.
Ich habe den Finger oder mehr, nur durch das schnelle Erkennen des Arztes der, wie bereits beschrieben auch Kunde unserer Firma ist, nicht verloren. Diesem Arzt ist bekannt, welche gefährlichen Fäkalien-Viren und Bakterien vorhanden sind.
Man setzt sich als Anlagenmechaniker Gefahren aus, die ein normaler Mensch nicht gleich erkennen kann.
Das Schlimme ist auch noch, dass man die Gefahr nicht einmal bezahlt bekommt obwohl es laut Tarifvertrag festgelegt ist.
Und im SBZ Monteur wird der Monteur immer als kleines Dummerchen dargestellt.
Update zum Mittelfinger vom 07.03.2019:
Das Gewebe im Gelenk ist soweit geschädigt, das ich wahrscheinlich meinen Finger nie wieder so bewegen kann wie vor der Infektion. Der Mittelfinger steht beim Zugreifen immer etwas ab.
Stellungnahme vom SBZ Monteur
Erstmal vorweg: Natürlich wollten wir Sie nicht als kleines Dummerchen hinstellen. Selbst bei penibelster Vorgehensweise kann man sich versehentlich anstecken. Das darf nicht sein, passiert aber. Genauso wenig sollen Rechtsabbieger den Fahrradfahrer im toten Winkel des Autos übersehen, was dann doch immer wieder passiert. Wichtig ist, dass man den Berufskollegen diesen Umstand mitteilt und damit eine Warnung verbindet. Vielen Dank schon mal dafür!
Die entsprechende Schutzausrüstung hatten Sie bereits selbst angesprochen. Stabile, reißfeste Gummihandschuhe sollten Standard sein um sich zu schützen. Beim enormen Kraftaufwand der speziell beim Führen der Motorspirale notwendig wird ist der von Ihnen beschriebene Lederhandschuh mit Nieten ganz sicher eine gute Wahl. Was aber, wenn dann trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen erkennbar diese alte Brühe auf die Hautoberfläche mit keiner Wunde tropft? Die Schmierinfektion ist, so wie bei Ihnen geschehen, dann ja vorprogrammiert.
Nach unserer Auffassung geht dann die körperliche Unversehrtheit des Monteurs vor Heldenmut. Nach dem Motto, Augen zu und durch, ist hier sicher nicht zu verfahren. Medizinische Tipps von Seiten des SBZ Monteur sind natürlich nicht hilfreich. Es ist aber aus unserer Sicht realistisch einen Arzt aufzusuchen und diesen um Stellungnahme zu bitten. Scheut man diesen Gang, weil ohnehin schon so viel los und der Krankenstand im Betreib bedenklich ist, kommt vielleicht demnächst ein noch schmerzhafterer Ausfall dazu. Also im Zweifel sollte man einen Arzt aufsuchen.
Als kleine Lösung kann man natürlich auch die Hotline der Krankenkassen bemühen. Speichern Sie doch für solche Fälle einfach die Nummer Ihrer Kasse in Ihr Mobiltelefon und senken Sie auf diese Weise die Hemmschwelle für einen Anruf. Wenn die zuständigen Telefon-Profis dann zu einem Arztbesuch raten, dann können Sie auch mit besserem Gewissen den Tipp befolgen. Ihre Gesundheit geht vor einem reibungslosen Betriebsablauf!
Dem Chef sollten Sie übrigens klar machen, dass die Schmutzzulage durchaus weitergereicht werden sollte an den ausführenden Monteur. Denn der Ekel beim Schreiben der Rechnung hält sich doch meistens in engen Grenzen.