Der zart besaitete Heizungsbauer ist eher die Ausnahme. Dicke Zange und den Blick zum Horizont, das ist ein Image, das Anlagenmechaniker täglich pflegen. Und grundsätzlich ist dagegen natürlich nichts zu sagen. Nur leider gelangen die damit verbundenen Klischees und Denkmuster auch in den Bereich, wo es um die eigene Sicherheit und Unversehrtheit geht.
Klischee Nummer 1
Es geht oft um Kraft und die Demonstration, den täglichen Anforderungen in besonderer Weise gewachsen zu sein. Da wird dann schon mal der Heizkörper alleine und in Vorhalte in den zweiten Stock getragen. Nicht unbedingt wenn keiner guckt, dann tut's auch die Sackkarre zur Unterstützung. Wohl aber wenn die Memmen von Strippenziehern im Bau rumlungern. Der Platzhirsch von der Baustelle gibt sich betont körperlich und zeigt, wer bei einer potenziellen Brunft den größten Erfolg haben würde. Leider kommt Brunfti abends nicht mehr aus der Badewanne, weil seine Rückenschmerzen ihn fast lähmen. Verdammt, hätte er doch nur die Sackkarre genommen, dann hätte er zwar den Showlauf auf der Baustelle nicht gewonnen, dafür aber die Früchte der Nacht genascht.
Klischee Nummer 2
Es geht auch um Aushalten von Schmerzen. Da wird beim Trennschweißen ohne die notwendige Schutzkleidung rumgebrutzelt. Lange Handschuhe aus Leder sind was für Luschen. Wenn sich dann doch eine verdammte Schweißperle oberhalb des Handgelenks in die immer noch nicht feuerfeste Haut des harten Monteurs eingräbt, sind Gestank und Geschrei groß. Beim nächsten Mal wird zumindest geguckt, ob der Chef nicht doch die langen (Luschen)-Lederhandschuhe rausgibt, es kann ja nicht schaden. Naja, die entzündete Brandwunde war ja nach einem Monat schon wieder verheilt.
Klischee Nummer 3
Die Pumpe am Heizungsverteiler muss raus, ist aber nicht im Heizungskeller vom Netz zu trennen. Mit spitzer Zange und einem isolierten Schraubendreher wird das Ding dann unter Spannung rausgefummelt. Beim Reinschieben der neuen Pumpe ergibt sich dann, wider Erwarten, doch ein Kontakt zwischen dem losen Draht und der Pumpe. Der Anlagenmechaniker zuckt zusammen und wirft die Pumpe in die Ecke. Nicht weil er das Ding dafür verantwortlich macht, sondern weil seine Muskeln mit 230 Volt fremdgesteuert wurden. Die Story wird abends in gemütlicher Runde nochmals erzählt und findet Beifall. Dabei hätte es auch anders ausgehen können. Man munkelt nämlich, dass ein Stromschlag auch tödlich sein kann.
Klischees nummer 4 und 5
Der Abbruchhammer wird sicherlich den ganzen Vormittag in Betrieb sein. In dem winzigen Gäste-WC entsteht nämlich auf 2,5 m2 ein neues Schmuckstück als Vorzeigeobjekt für den Kunden. Ein infernales Getöse wird entfesselt, die Bauherrin verlässt schon mal für drei Stunden das Haus. Monti (der Monteur) steht da ohne Ohrenstöpsel und ohne Staubmaske. Als die Dame des Hauses ihm in der Mittagspause einen frischen Kaffee anbietet, kann er fast nichts verstehen, das Ohrenpfeifen übertönt die zarte Stimme der Hausherrin. Als er dann doch den Kaffee akzeptiert, will ihm dieser nicht so recht schmecken. Der zugemüllte Nasen- und Mundbereich braucht mindestens zwei Tage, um wieder halbwegs korrekt zu funktionieren. Auf den Lungen lastet Feinstaub, mit dem der Körper irgendwie klarkommen muss.
Problemlösung
Natürlich kennt man die Lösungen der hier genannten Probleme bereits, einzig an der Umsetzung scheint es manchmal zu hapern. Zwar haben noch vor zwanzig Jahren Installateure und Heizungsbauer nur sehr selten mit Handschuhen gearbeitet, aber das hat sich mittlerweile geändert. Nicht nur die Erfahrungen mit den Macken, sondern auch der bereits eintretende Wandel in der eigenen Ein- und Wertschätzung haben zu einem besseren Umgang und der eigenen Gesundheit geführt. Und der Spruch von dem Handschuh, den man nicht tragen kann, weil man das Gefühl für den Stemmhammer damit nicht hätte, wirkt eben nicht mehr überzeugend. Was sollte sich denn da für ein Gefühl einstellen?
Die Liste ließe sich über viele Seiten fortführen. Sie entscheiden letztlich, wie wertvoll Sie sich und Ihre körperliche Unversehrtheit einschätzen. Schützen Sie sich!
Fazit zu den (Un)Tugenden
■ Natürlich werden schwere Gegenstände zu zweit oder mit Hilfsmitteln transportiert.
■ Selbstverständlich trägt man bei schwierigen Arbeiten eine entsprechende Schutzkleidung
■ Nur Bekloppte wechseln Pumpen unter Spannung aus
■ Enormen Lärmbelastungen darf man sich nicht ungeschützt aussetzen
■ Feiner Staub muss nicht eingeatmet werden, dagegen gibt es Staubmasken