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Bleileitungen sind ein No-Go

Inhalt

Bleirohre in Trinkwasserinstallationen

Stellen Sie sich bitte mal den Aushang in einem Mehrfamilienhaus mit folgendem Text vor. „In diesem Wohnhaus sind noch Bleileitungen als Trinkwasserleitungen verbaut. Das kann Ihre Gesundheit erheblich beeinträchtigen“

Bleileitungen in Trinkwasserinstallationen können die Trinkwasserqualität 
erheblich gefährden
(Bild: thinkstock)
Bleileitungen in Trinkwasserinstallationen können die Trinkwasserqualität erheblich gefährden (Bild: thinkstock)

Undenkbar, oder? Aus diesem Grund berichten wir nochmals über dieses Thema und rufen zur Wachsamkeit und entsprechendem Handeln auf, was diese Art von Installationen angeht. Zwar sind entsprechende Empfehlungen die Bleirohre aus Trinkwasserinstallationen verbannen bereits älter als mancher Installateur, aber es gibt sie noch. Und ab Dezember 2013 gilt ein neuer, verschärfter Grenzwert für Blei der bei 10 μg/l liegt.

Was ist da so schlimm?

Neue Untersuchungen die durch das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht wurden zeigen, dass Blei auch nach niedrigeren als vor Jahren noch für sicher gehaltenen Aufnahmemengen toxisch (giftig) wirkt. Es kann zur Beeinträchtigung von Intelligenz-, Aufmerksamkeits- und Reaktionsleistungen sowie die Verschiebung der Hörschwelle bei Kindern führen. Der kritische Referenzwert für diese neurotoxischen (nervengiftigen) Wirkungen wurde daher auf 100 μg/l Blei im Vollblut abgesenkt werden. Derzeit mehren sich sogar Hinweise dafür, dass Blei auch noch unterhalb von 100 μg/l Pb einige neuropsychologische Endpunkte schädigen könnte. Das heißt, dass es ist nicht auszuschließen, dass Aufmerksamkeit, Wachheit, Sprache, die Ausführung komplexer Handlungen sowie Wahrnehmung und Gedächtnis bereits durch sehr geringe Mengen von Blei im Blut beeinträchtigt werden können.

Das Umweltbundesamt empfiehlt für Kleinkinder und Säuglinge eine täglich duldbare Aufnahme von Blei in Höhe von nur 1 μg/(kg.d) Blei bezogen auf die Körpermasse. Diese Belastung wäre bei Säuglingen bereits nach Aufnahme von 0,4 Litern Trinkwasser je Tag mit 10 μg/l Pb zu 100 % und bei Kleinkindern nach Aufnahme von 1,5 Litern je Tag zu 50 % ausgeschöpft.

Auch bei Einhaltung eines Grenzwertes von 10 μg/l an Blei sollten Säuglinge aus Vorsorgegründen grundsätzlich nicht mit Trinkwasser versorgt werden, das durch Bleileitungen geflossen ist.

Es bedarf also keiner Diskussion, dass Bleileitungen nicht mehr in Trinkwasserleitungen vorhanden sein dürfen.

Andere Bleischleudern?

Der Deutsche Bundestag setzte Mitte der 1980er-Jahre den Blutbleiwert von 300 μg/l (30 μg/100 ml) für Säuglinge und Kleinkinder als Anzeiger eines potenziellen Gesundheitsrisikos fest. Darauf aufbauend wurde das verbleite Benzin durch geeignete neuartige Kraftstoffe ersetzt. Das europaweite Verbot des Zusatzes von Alkyl-Bleiverbindungen zum Kraftstoff für Ottomotoren minderte entscheidend die Bleibelastung von Mensch und Umwelt auf dem Luftpfad. Der mittlere Bleigehalt des Blutes der 25- bis 69-jährigen deutschen Bevölkerung fiel durch diese Maßnahme erheblich.

Nach diesem Erfolg rückte das Trinkwasser aus bleiernen Hausinstallationen als zahlenmäßig bedeutendster Verursacher für die Weitergabe an den Menschen in den Fokus. Untersuchungen wiesen nach, dass ein Zusammenhang besteht zwischen vorhandenen Bleileitungen in einer Trinkwasserinstallation und der Konzentration von Blei im Blut der Nutzer solcher „Trinkwässer“. Dementsprechend kann die Aufnahme von Blei durch Minimieren oder Meiden der Aufnahme von bleihaltigem Trinkwasser effektiv gesenkt werden.

Aus diesem Grund ist der alsbaldige Austausch aller Bleileitungen gegen Rohre aus gesundheitlich besser geeignetem Material dringend geboten.

Warum hat man Blei eingesetzt?

Blei als Wasserleitung ist wirklich uralt. So findet man in Ausgrabungen aus der Zeit des römischen Reiches noch intakte Leitungen. Das Material ist gewissermaßen unkaputtbar. Aber es bildet keine ausreichende Schutzschicht aus, wie dies beispielsweise bei Kupferrohr der Fall ist. Daher löst sich Blei im Wasser, insbesondere nach mehrstündigem Stillstand des Wassers. Schon drei Stunden Stagnation sind im Zweifel ausreichend um einen gefährlichen Anstieg der Blei-Konzentration im Wasser zu bewirken. Das Blei als Rohr-Material wird gewissermaßen zwar abgetragen, führt aber nur zu einer unerheblichen Schwächung der Rohrwand. Die Blei-Leitungen bleiben also über große Zeiträume intakt und dicht, können so aber zu einer schleichenden Vergiftung führen.

Was sagt das Gesetz?

Der Grenzwert für Blei liegt laut Trinkwasserverordnung ab dem 01.12.2013 bei 0,010 mg/l gleich 10 μg/l

Gleichzeitig gilt ab dem 1. Dezember 2013, dass der Vermieter die betroffenen Verbraucher zu informieren hat, wenn Leitungen aus dem Werkstoff Blei in der von ihnen betriebenen Anlage vorhanden sind, sobald sie hiervon Kenntnis erlangen. Die Vermieter, haben die ihnen zugegangenen Informationen allen betroffenen Verbrauchern („Mietern“) schriftlich oder durch Aushang bekannt zu machen (siehe auch folgenden Auszug aus der Trinkwasserverordnung).

§ 21 Information der Verbraucher und Berichtspflichten

... Ab dem 1. Dezember 2013 haben der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage ... die betroffenen Verbraucher zu informieren, wenn Leitungen aus dem Werkstoff Blei in der von ihnen betriebenen Anlage vorhanden sind, sobald sie hiervon Kenntnis erlangen. Der Unternehmer und der sonstige Inhaber einer Wasserversorgungsanlage ... haben die ihnen nach Satz 1 zugegangenen Informationen unverzüglich allen betroffenen Verbrauchern schriftlich oder durch Aushang bekannt zu machen.

Das zeigt zweifelsfrei, dass die Gefährdung durch Bleileitungen in Trinkwassersystemen auch durch den Gesetzgeber sehr ernst genommen wird.

Wie erkennen?

Es gilt als recht sicher, dass Häuser die nach 1973 errichtet wurden nicht mit Bleileitungen ausgestattet wurden. Trotzdem schadet es nicht die Augen auf zu halten. Leider haben Bleileitungen keinen Aufdruck mit dem der Rohrwerkstoff zweifelsfrei identifiziert werden kann. Aber es gibt typische Eigenschaften solcher Installationen, die leicht nachvollzogen werden können.

Bleileitungen erkennen

  • Die Verbindungen von Bleileitungen sind immer gelötet, die Lötstellen sind wulstig
  • Geschraubte Verbindungen zwischen Bleileitungen gibt es nicht
  • Bleirohre klingen beim Anklopfen mit einem metallischen Gegenstand dumpf
  • Blei lässt sich leicht einritzen, der entstandene Ritz glänzt metallisch
  • Die Leitungen sind in weiten Bögen verlegt (siehe auch Bild), Winkelstücke aus Blei gibt es, im Gegensatz zur Kupferinstallation, nicht
  • Bleirohre lassen sich leicht biegen
  • Bleirohr können durch einen Schlag mit einem harten Gegenstand leicht eingedrückt werden
  • Bleileitungen sind im ungestrichenen Zustand grau

Werden Bleirohre im nicht sichtbaren Bereich vermutet, beispielsweise als Steigeleitungen unter Putz, kann es sinnvoll sein, eine Wasserprobe zu entnehmen. Eine solche Messung ist allemal kostengünstiger als schon bei dem bloßen Verdacht auf Bleileitungen die Wände aufzuschlagen. Zu beachten ist, dass zur Messung des Bleigehalts das Wasser etwa vier Stunden in der Leitung gestanden haben sollte um einen aussagekräftigen Messwert zu erhalten.

Bleileitungen wurden übrigens gelegentlich auch für Abwasserinstallationen verwendet, was hygienisch unkritsch ist.

Wie reagieren?

Wenn Sie eine Installation mit Bleileitungen entdecken gilt es zu handeln. Ihr Chef sollte verständigt werden, denn der wird sich dann sicherlich mit den verantwortlichen Personenkreisen, also dem Hausbesitzer oder dem Vermieter, in Verbindung setzen. Dies wird er in der Regel auch schriftlich machen. Denn die verantwortlichen Personenkreise sind nicht zwingend einsichtig was den Austausch der Bleirohre angeht, eine Sanierung kostet schließlich Geld. Sind diese Leute aber schriftlich, also nachvollziehbar in Kenntnis gesetzt worden, können diese sich kaum der Verantwortung entziehen.

Ein Anlagenmechaniker hat jedoch keine polizeilichen Aufgaben zu übernehmen. Eine Meldung oder gar ein Warnschild für die Hausbewohner ist also nicht gefordert. Einen eventuellen Gewissenskonflikt sollte man nach Einschätzung der SBZ Monteur-Redaktion im Sinne der Beteiligten lösen. Steht also im Hausflur eines betroffenen Hauses ein Kinderwagen oder kommt einem eine Schwangere in diesem Haus entgegen, könnte man den Betroffenen ja nach Feierabend und als Privatmensch einen anonymen Hinweis in den Briefkasten werfen. Diese potenziell gefährdeten Personenkreise können dann ja auf die Verwendung von Trinkwasser zur Nahrungszubereitung verzichten, bis das letzte Bleirohr entfernt wurde. In diesem Fall dürfen wir auch einmal als Anwalt im Sinne des Gesundheitsschutz tätig werden.

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