Der gefürchtete Negativpreis „Plagiarius“ wurde am 12. Februar 2010 auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ zum 34. Mal verliehen.
„Ausgezeichnet“ wurden Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate. Trophäe des von Prof. Rido Busse initiierten Preises ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase - als Symbol für die exorbitanten Gewinne, die die Produktpiraten sprichwörtlich auf Kosten innovativer Unternehmen erwirtschaften. Bereits seit 1977 rückt die Aktion Plagiarius e.V. die skrupellosen Geschäftspraktiken von Nachahmern - die 1:1 das äußere Erscheinungsbild bzw. technische Lösungen erfolgreicher Produkte kopieren - ins öffentliche Bewusstsein. Ziel ist, sowohl Industrie als auch Konsumenten praxisnah, z.B. mit Ausstellungen und Vorträgen, über Ausmaß, Schäden und Gefahren von Plagiaten und Fälschungen aufzuklären.
Bild:Handbrause “HANSACLEAR” mit transparentem Brausekopf aus Acrylglas Original: Hansa Metallwerke AG, Stuttgart
Plagiat: Zhejiang Cixi Chenxin Sanitary Wares Co., Ltd., Ningbo, VR China,Quelle:www.plagiarius.com
Angesichts der drastischen Zunahme von Produkt- und Markenpiraterie sind gerade die Industrienationen zur Erhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit darauf angewiesen, ihren Vorsprung im Design- und Technik-Know-how zu verteidigen und auszubauen. Ohne kreative Ideen gäbe es keine neuen Produkte - und ohne Innovationen auch keinen Fortschritt, keine Arbeitsplätze und keinen Wohlstand. Zum Schutz der Unternehmen, aber auch der Verbraucher, müssen illegale, teils minderwertige, Nachahmungen mit allen Mitteln konsequent bekämpft und verfolgt werden. Das Plagiat ist ein Schmarotzer des Originals und ohne seinen „Wirt“ ein Nichts. Originale sind es, die unsere Welt vorwärtstreiben. Sie stehen für Qualität, Sicherheit und Vertrauen.
Der Schaden durch Plagiate und Fälschungen lässt sich nur schwer beziffern. Die jährlichen Statistiken des Zolls vermitteln aber einen soliden Eindruck, welch gigantische Dimension diese Form der Wirtschaftskriminalität inzwischen angenommen hat. Allein an den EU-Außengrenzen haben Zollbeamte in 2008 mehr als 178 Millionen rechtsverletzende Artikel sichergestellt. Eine Zunahme um mehr als 100% im Vergleich zum Vorjahr.
Mehr als die Hälfte (54%) der beschlagnahmten Waren hatten dabei laut EU-Kommission ihren Ursprung in China. Produkt- und Markenpiraterie ist aber ein globales Problem. Der Fokus darf daher nicht nur auf diejenigen gerichtet werden, die die Nachahmungen herstellen, sondern auch auf diejenigen, die sie in Auftrag geben bzw. billig ein- und teuer weiterverkaufen. Bewiesenermaßen profitieren Firmen sowie Groß- und Einzelhändler aus aller Welt vom Handel mit Plagiaten und Fälschungen.
Um Produkt- und Markenpiraterie erfolgreich zu bekämpfen, müssen zwei Hebel gesetzt werden: Zum einen muss das Angebot eingedämmt werden. Und das funktioniert nur über eine Abschreckung mit deutlich höheren (Gefängnis-)Strafen. Solange die Devise „High Profit – Low Risk“ gilt, werden Fälscher ihre Machenschaften weiter ausbauen. Zum anderen ist es wichtig, die bewusste Nachfrage im Keim zu ersticken. Politik, Verbände und Unternehmen stehen gemeinsam in der Verantwortung, ihre Kommunikationsmaßnahmen zu verstärken und die Verbraucher noch intensiver für die Problematik zu sensibilisieren. Inhaltlich müssen dabei einerseits die Risiken und Schäden von Produkt- und Markenpiraterie thematisiert werden, und andererseits deutlicher als bisher der Wert von Originalwaren (Stichwort Preis-Leistungs-Verhältnis) kommuniziert werden. Es gilt, den Verbraucher zu überzeugen – insbesondere angesichts der Tatsache, dass nicht nur viele Fälschungen in Südostasien hergestellt werden, sondern zunehmend auch (Teile der) Originalprodukte. Der vermeintlich hohe Preis des Originals muss nachvollziehbar sein, dann sind die Kunden auch bereit, ihn zu zahlen.
Praxisnahe Sensibilisierung im Museum Plagiarius in Solingen
Eröffnet am 1. April 2007, zeigt das Museum Plagiarius in Solingen mittlerweile mehr als 350 Originale und Plagiate aus unterschiedlichsten Branchen im direkten Vergleich. In Führungen vermitteln die Mitarbeiter des Museum wichtige Hintergrundinformationen und erreichen im Gespräch oftmals eine geänderte Einstellung gegenüber Nachahmungen.
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