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Kompetenz in Arbeitssicherheit

Superkräfte auf der Baustelle

Inhalt

Dazu verpflichtet sich der Arbeitgeber

Der Arbeitgeber ist gemäß PSA-Benutzungsverordnung in der Pflicht, seinen Beschäftigten geeignete PSA kostenfrei zur ­Verfügung zu stellen und sie im sicherheitsgerechten Umgang mit der PSA zu unterweisen. Außerdem muss der Arbeitgeber die Beschäftigten dahingehend bewegen, die vorgeschriebene PSA zu tragen und zwar auch dann, wenn sie nicht unter ­Beobachtung stehen.

Leider ist dieses Szenario bis dato noch pure Science Fiction ... In der wirklichen Welt ist ein SHK-Monteur den vielfältigen Belastungen gegenüber ziemlich wehrlos. Der naive Glaube, man habe bereits Superkräfte und brauche sich nicht zu schützen, hat schon so manchen Monteur schmerzhaft zurück in die Realität geholt.
Stand der Technik sind daher eine Vielzahl von technisch ausgereiften Produkten zur „persönlichen Schutzausrüstung (PSA)“. Betrachtet man die Schutzwirkung und den heutigen Tragekomfort, so können diese Ausrüstungen durchaus als Superkräfte bezeichnet werden.
Die Ausrüstung schützt bei konsequenter Benutzung den gestählten SHK-Körper vor schädlichen Belastungen im Arbeitsalltag.

Kann ich oder muss ich?

Wie sieht es nun aus? Kann oder muss ein Monteur PSA ­benutzen? Was ist vorgeschrieben?

Dazu verpflichtet sich der Arbeitnehmer

Für die Beschäftigten besteht die Verpflichtung, die bereit­gestellte PSA zu benutzen, vor jeder Benutzung eine Sicht-/Funktionsprüfung durchzuführen und festgestellte Mängel unverzüglich an den Vorgesetzten zu melden.

Was braucht der SHK-Monteur?

Die persönliche Schutzausrüstung hängt grundsätzlich von den auftretenden Gefährdungen in der jeweiligen Arbeitssituation ab. Die Gefährdungen werden durch den Chef oder den Vorgesetzten vor Beginn der Arbeiten beurteilt (Erstellen einer baustellenbezogenen Gefährdungsbeurteilung). Ist Spezialausrüstung (z. B. PSA gegen Absturz oder Schutz­anzug bei Arbeiten mit Schimmel) erforderlich, so ist der Unternehmer/Vorgesetzte verpflichtet, diese spezielle PSA zur Verfügung zu stellen sowie die Mitarbeiter zu unterweisen.
Als Grundausrüstung für viele Anwendungen im SHK-Handwerk empfiehlt beispielsweise das Kompetenzzentrum für Arbeitssicherheit:

Empfohlene PSA

Staubschutzanzug Typ 5/6
Schutzbrille
Staubschutzmaske FFP2
Gehörschutz in mehreren Varianten (z. B. Bügelgehörschutz, Gehörschutzstöpsel, zwei verschiedene Typen)
Hautschutzcreme vor der Arbeit
Handreinigungsmittel
Hautpflegelotion nach der Arbeit
Sonnenschutzmittel
geringe Anzahl Pflaster (für kleinere Verletzungen)
Schutzhandschuhe
Anstoßkappe oder Schutzhelm

Die genannte Ausrüstung gibt es in Form eines kompakten Rucksacks, aber auch einzeln. Im Rucksack ist auch Platz für persönliche Artikel wie Brotzeit und Getränke, Handy, Ladekabel etc.
Im Rucksack befindet sich ein Übergabeschreiben mithilfe dessen der Unternehmer/Vorgesetzte den Umfang der PSA dokumentiert an den Anwender aushändigen kann. Ebenso enthalten ist eine Materialliste, um defekte Teile oder abgenutzte Ausrüstung nachzubestellen.

PSA im Arbeitsalltag

Es gibt immer wieder Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen. Ein Großteil dieser Erkrankungen hätte durch die entsprechende Nutzung der PSA verhindert werden können. Der Chef gibt Schutzausrüstungen aus, aber diese werden selten konsequent benutzt.
Warum weigern sich Monteure, PSA bei der Arbeit zu tragen?
Diese Frage stellt sich so mancher Unternehmer, Kunde oder Architekt jeden Tag. Auch Aufsichtsbeamte von der Berufsgenossenschaft oder Gewerbeaufsicht sind ständig damit konfrontiert.

Die PSA-Empfehlungen des Kompetenzzentrums für Arbeitssicherheit in einem praktischen und gut sichtbaren Rucksack

Die PSA-Empfehlungen des Kompetenzzentrums für Arbeitssicherheit in einem praktischen und gut sichtbaren Rucksack

Häufig genannte Motivations­killer

„Das Tragen der PSA ist nervig, unbequem und schränkt die Bewegungsfreiheit bei der Arbeit ein.“
„Durch Masken/Brillen sieht man nichts und schwitzt darunter.“
„Der Alltag ist so schon stressig genug, da kann ich mich nicht auch noch um Schutzausrüstung kümmern.“

Motivationstipps aus Sicht des Vorgesetzten

Beim Neukauf von PSA werden die Mitarbeiter eingebunden. Es wird mit dem Hersteller eine Produktschulung vereinbart und zusammen mit den Mitarbeitern die PSA erprobt. Das Ziel ist, den Tragekomfort für die einzelnen Mitarbeiter zu erhöhen. Nur dann wird die PSA in der Praxis häufiger benutzt. Eine Möglichkeit zum Ausprobieren von PSA stellen auch Fachmessen dar.
Obermonteure/Vorgesetzte benutzen PSA als Vorbild. Dies ist insbesondere im Umgang mit Auszubildenden wesentlich!
Obermonteure und Vorgesetzte belohnen das Sicher­heitsbewusstsein einzelner Arbeiter durch deutliches Lob.
Es können auch interne Prämien oder Vergünstigungen vereinbart werden.

Nachteile gibt es unbestreitbar. Das Tragen von PSA wird niemals hundertprozentig angenehm sein ... außer vielleicht im Jahre 2736 :-) ...

Wenn alle Maßnahmen fehlschlagen, den Uneinsichtigen zu sicherheitsgerechtem Verhalten zu bewegen, sind Sanktionen oft das letzte Mittel. Wenn der Unternehmer wegschaut, ist er im Falle eines Unfalls haftbar, denn er ist nicht nur verpflichtet, die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu kontrollieren, sondern auch sie durchzusetzen. Demzufolge muss er in letzter Instanz den Verweigerer durch disziplinarische Maßnahmen (z. B. Abmahnung) zwingen, die PSA zu benutzen. Wenn eine Abmahnung wirkungslos bleibt, kommt sogar die Kündigung in Betracht, da die Beschäftigten den Arbeitgeber bei den Arbeitsschutzmaßnahmen zu unterstützen haben
(§ 15 DGUV Vorschrift 1).

Motivationstipps zum häufigeren Tragen von PSA (für den Monteur)

Heutige PSA ist nicht mehr vergleichbar mit PSA vor zehn Jahren, es gibt Lösungen, die einen hohen Tragekomfort bieten. Es ist relativ einfach möglich, das Material auszuprobieren. Internet, Fachmessen für Arbeitsschutz oder spezialisierte Dienstleister stellen hier eine gute Informa­tionsquelle dar.
Das Gewerbeaufsichtsamt sowie die Berufsgenossenschaften überwachen auch das Vorhandensein und die Benutzung von PSA. Liegt ein Verstoß vor, so können Bußgelder direkt vor Ort für einzelne Arbeitnehmer verhängt werden. Die Höhe solcher Bußgelder wird im Einzelfall entschieden.
Es gibt einem ein durchaus gutes Gefühl, wenn man am Abend (nach stundenlangen Brecharbeiten) noch etwas hören kann, kein Kopfweh hat und nicht Unmengen von Staub durch seine Lunge gezogen hat. Dieses Gefühl ist äußerst positiv, insbesondere dann, wenn nebenan der uneinsichtige Kollege minutenlang nicht mehr aufhört zu husten (eigene Erfahrung des Autors).
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Mit etwas Willenskraft kann man sich die häufigere Verwendung von PSA durchaus antrainieren. Nach einer gewissen Zeit hat man es dann automatisiert und irgendwann fällt es einem gar nicht mehr auf, dass man eine PSA benutzt. Es ist zur festen Gewohnheit geworden.

Abgesehen von den ganzen Vorschriften, Tipps und Verpflichtungen sollte sich jeder Monteur einmal Folgendes eigenverantwortlich vor Augen führen:
Die persönliche Schutzausrüstung dient der Erhaltung der persönlichen Gesundheit und nicht der des Chefs/Vorgesetzten oder Kunden.
Die persönliche Gesundheit ist die wesentlichste Grundvoraussetzung für:
– Mobilität
– Leistungsfähigkeit (körperlich und geistig)
– Spaß am Leben
– Unabhängigkeit/Freiheit

Ein schlauer Mensch hat in diesem Zusammenhang einmal Folgendes gesagt:
„Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern.“
(Sebastian Kneipp)

FILM ZUM THEMA

Ein interessanter Film zeigt die Wirkungen und ­Eigenschaften einer Schutzbrille

www.sbz-monteur.de ➔ Das Heft ➔ Filme zum Heft

Josef Köstner
Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister Josef Köstner ist Mitarbeiter im h/g/d Kompetenzzentrum für Arbeitssicherheit in Bayern. Das Kompetenzzentrum ist Dienstleister im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.
Telefon (0 80 61) 93 90 13-0

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