Rohrgewinde im Trinkwasser- und Gasbereich werden noch immer vielfach mit Hanf und Dichtungspaste abgedichtet. Doch sind auch andere Mittel im Gebrauch, darunter Bänder und aushärtende Flüssigkunststoffe. Welche Vor- und Nachteile haben sie und wie kann man die Nachteile überwinden?
Das Dichten von Rohrgewinden mit Hanf und Kitt hat eine lange Tradition. Viele Installateure sind stolz auf ihre Fertigkeiten, die sie im Lauf der Jahre im Umgang mit diesem Dichtmittel erlangt haben. Doch haben sich die Parameter in den Anwendungsbereichen teilweise verändert, sodass Hanf nicht immer das ideale Dichtungsmittel ist.
Hanf braucht ein bestimmtes Umfeld
Nein, nicht was ihr auch jetzt immer Denkt :-). Unser Hanf „Faserhanf“ wird aus Cannabinoidarmen Cannabis-sativa-L.-Sorten oder aus Flachsfasern hergestellt oder vermischt. Also bitte nicht Rauchen!
Die Eigenschaften der Hanffaser werden meist nicht weiter hinterfragt. Der Hanf hat die Eigenschaft, bei dem Kontakt mit Feuchtigkeit zu quellen. Durch das Quellen füllen sich eventuell vorhandene Hohlräume und die Verbindung ist dicht. Umgekehrt hat aber der Hanf die ungünstige Eigenschaft, sich bei Trockenheit zusammenzuziehen. So kann es passieren, dass Anlagen, die länger außer Betrieb waren, bei ihrer Wiederinbetriebnahme plötzlich Leckagen aufweisen. Als Naturprodukt unterliegt der Hanf aber auch einem Alterungsprozess, der seine Dichtwirkung allmählich geringer werden lässt. Auch bei dem mitverwendeten Kitt (Fermit) können nach längerer Standzeit Versprödungen entstehen. So ist bei gasförmigen Medien wie Druckluft oder Erdgas zu beobachten, dass die mit Hanf gedichteten Verbindungen zu Leckagen neigen. Die Verluste durch nicht entdeckte Leckagen an älteren Rohranlagen können bei Druckluftleitungen zum Kostenfaktor werden. Außerdem soll bei gasführenden Leitungen das Risiko von Leckagen nicht unterschätzt werden, dass von der Explosionsgefahr ausgeht. Aus den ungünstigen Eigenschaften des Dichtmittels Hanf lässt sich im Umkehrschluss ableiten, wie eine ideale Dichtung für Rohrgewinde beschaffen sein müsste:
· formstabil über die ganze Standzeit
· dauerelastisch und rüttelfest
· einfach und schnell aufzutragen
· justierbar und gut zu demontieren
Dichtungsbänder
Bei Dichtungsbändern (PTFE-Band) handelt es sich zwar um einen neutralen und
alterungsbeständigen Kunststoff der eher unter der Bezeichnung „Teflon“ bekannt ist, aber oft gelangt das Dichtmaterial nicht bis in die Tiefe der Gewindegänge, weil das Dichtungsband bei der Montage durch die Gewinde zerschnitten wird und sich nur begrenzt den Unebenheiten anpassen kann. In hydraulischen Systemen ist der Einsatz von PTFE-Bändern aufgrund der leichten Ablösung von Fasern nicht möglich, da die Fasern Ventile verstopfen können und dies zu äußerst aufwändigen Reparaturen führt.
Richtig dimensioniert wirken PTFE Bänder als Schmiermittel und lassen eine hohe Vorspannung zu. Nachteilig ist, dass diese Schmierwirkung bei dynamischer Belastung dann in die Losdrehrichtung wirken kann und nach einer gewissen Zeit Leckagen entstehen können.
Die Schmierwirkung kann aber auch zu einer hohen Vorspannkraft führen, was zu einer übermäßigen Dauerbelastung der Teile oder zum Brechen der Verbindung führt. Das Aufbringen der richtigen Menge des Dichtungsbandes auf das Außengewinde ist nicht ganz einfach, denn wurde zu viel aufgetragen, beginnt sich das Dichtmaterial beim Montieren vor dem Fitting zusammenzuschieben und zu stauen, während in der Verbindung nur Reste verbleiben.
Material und Einsatz
Für die Dichtwirkung sorgen zwei Komponenten: Der Dichtfaden besteht aus vielen feinen endlosen Polyamidfasern, die mit einer inerten Paste beschichtet sind. Diese beiden neutralen Hauptbestandteile des Dichtfadens bewirken die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die große Lebensdauer in der Gewindeverbindung. Die Wirkung ist mit einer dauerelastischen Dichtung vergleichbar. Diese Eigenschaft ist einer der Gründe für das Anwendungsspektrum dieses Dichtmaterials, das sich für dynamische wie statische Belastungen eignet, für Metalle und Kunststoffe verwendet werden kann und sich gegenüber nahezu allen Medien neutral verhält. Nur bei Leitungssystemen für reinen Sauerstoff, Chlor, sauerstoffangereicherte oder starkoxidierende Medien sollte dieser Dichtstoff nicht verwendet werden. Für Montagen, die mit Heizöl oder Treibstoffen wie Benzin, Diesel, Biodiesel in Berührung kommen ist er nicht geeignet.
Was ist mit einer Zulassung?
Das Produkt entspricht der EN 751-2 für ein nichthärtendes Dichtmittel der Klasse ARP und wurde auf deren Grundlage sowie nach DIN 30 660 vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) geprüft. Es erhielt die DVGW-Registriernummer DV-5142AU0166. Es ist zugelassen für den Einsatz in Leitungsanlagen von Brenngasen der 1., 2. und 3. Gasfamilie (Stadt-, Erd- und Flüssiggase) sowie von Kalt- und Warmwasseranlagen.
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