Aufgrund der Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) müssen neue und sanierte Gebäude heute einen immer niedrigeren Jahres-Primärenergiebedarf nachweisen. Dies führt dazu, dass die Gebäudehüllen immer dichter werden. Allein mit baulichen Maßnahmen im Bereich der Wärmedämmung sind die geforderten Werte jedoch kaum einzuhalten. Daher spielen die technischen Anlagen für Heizung, Lüftung und Warmwasserbereitung zur Erreichung der energetischen Zielwerte eine Schlüsselrolle.
Um die strengen Grenzen für den Energieverbrauch bei Neubauten einzuhalten und gleichzeitig eine ausreichende Abführung der Feuchtigkeit sicher zu stellen, hat sich das Prinzip der kontrollierten Wohnraumlüftung durchgesetzt.
Feuchteschutz bei Sanierung von Wohngebäuden
Das Thema Feuchteschutz spielt auch in der Sanierung von Gebäuden eine erhebliche Rolle. Nach dem Austausch von Fenstern oder nachträglicher Dämmung von Fassade oder Dach steigt der Lüftungsbedarf, da der natürliche Luftwechsel über vormals vorhandene Undichtigkeiten in der Gebäudehülle unterbunden wird. So beschreibt es auch die DIN 1946-6:
Nach DIN 1946-6 muss auch für Modernisierungen mit lüftungstechnisch relevanten Änderungen ein Lüftungskonzept erstellt werden. Lüftungstechnisch relevant ist, wenn:
- mehr als 1/3 der vorhandenen Fenster ausgetauscht werden
- mehr als 1/3 der Dachfläche abgedichtet werden
Somit ist fast jede Modernisierung betroffen, ein Lüftungskonzept nachzuweisen.
Auch nach Teilsanierungen steigt das Risiko von Feuchteschäden, z. B. durch die Verschiebung von Wärmebrücken. Laut Umfragen unter Immobilienbesitzern und Mietern sind ca. 17 % der Wohnungen in Deutschland von Schimmelpilz befallen (Institut für Bauforschung e.V. – “Schimmelpilzschäden: Schadenbilder – Ursachen – Folgen“). Ursachen für diese Schäden ist unzureichendes oder falsches Lüftungs- und Heizverhalten. Mit einer kontrollieren Wohnraumlüftung kann der notwendige Mindestluftwechsel nutzerunabhängig sichergestellt werden. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung trägt also im Neubau oder nach der Sanierung dazu bei, die Gebäudesubstanz vor Feuchteschäden zu schützen.
Wärmeverluste in einem Niedrigenergiehaus
Die Wärmeverluste eines Gebäude setzen sich aus Transmissionswärmeverlusten und Lüftungswärmeverlusten zusammen. Um Transmissionswärmeverluste zu verringern werden Gebäude heute immer stärker gedämmt. Ist ein bestimmter Dämmstandard erreicht, wird der Aufwand zur weiteren Reduzierung der Transmissionswärmeverluste immer größer und eine weitere energietechnische Sanierung (zusätzliche Dämmung) führt zu sehr langen Amortisationszeiten.
Dagegen stellt die Reduzierung der Lüftungswärmeverluste durch Wärmerückgewinnung das größte Einsparpotential in Niedrigenergiegebäuden dar. Ein vergleichbar hohes Einsparpotential bietet nur eine Komplettsanierung von z. B. Dach, Fassade und Fenstern. In Mehrfamilienhäusern ist die Außenfläche der Wohneinheiten im Vergleich zu freistehenden Ein- und Zweifamilienhäusern relativ klein. Nur eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung stellt hier ein entsprechend großes Einsparpotential dar. Um Wohnkomfort, Energieeffizienz und Schutz der Gebäudesubstanz sicherzustellen, sollten Gebäudehülle und Anlagentechnik immer aufeinander abgestimmt sein. Im modernen Neubau und der energetischen Sanierung spielt die kontrollierte Wohnraumlüftung neben der Heiztechnik eine entscheidende Rolle.