Auf dem Reisser Energie Campus in Tübingen werden Handwerker zum Thema Wärmepumpen intensiv geschult – vor allem praktisch!
Inmitten der Energiewende nimmt die Nachfrage nach umweltfreundlichen Heizlösungen stetig zu. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Wärmepumpen, deren Installation und Wartung fundiertes Fachwissen erfordern.
Der Energie Campus Tübingen des SHK-Fachgroßhändlers Reisser verfolgt einen praxisnahen Ansatz in der Weiterbildung von Installateuren und Heizungsbauern.
Die aktuelle Handwerkerschulung rund um das Thema Wärmepumpe zielt darauf ab, das erforderliche Know-how für ihre Installation und Wartung zu vermitteln.
Nah an der Praxis fortbilden
Die Schulungsinhalte reichen von technischen Grundlagen, über den sicheren Umgang mit den Geräten bis hin zu spezifischen Herausforderungen bei der Installation. In einem rund 200 m2 großen Warmschulungsraum können die Handwerker direkt an laufenden Wärmepumpen arbeiten und lernen. Dabei steht nicht nur die Theorie im Fokus: Durch den direkten Bezug zur Praxis können die Teilnehmer ihr Wissen unmittelbar anwenden und vertiefen.
Im Folgenden lesen Sie anschaulich beschrieben und mit O-Tönen von Teilnehmenden versehen, wie so eine Wärmepumpenschulung für Handwerker beim Reisser Energie Campus Tübingen abläuft.
Heiztechnik live erleben und testen
Auf dem Tisch sind allerlei Materialien ausgebreitet:
● Sicherheitsventile,
● automatisches Schnellentlüfterset mit Absperrventil,
● Stellantrieb 230 V,
● Neutralisationsbox mit Rückspüleinrichtung,
● Ventilarmatur Design 4 in 1,
● Magnetit Schlammabscheider.
Auf dem Heizkörper haben sich die weißen Boxen der drehbaren Luftabscheider hübsch in einer Reihe drapiert. An der Wand lehnt ein riesiger Karton mit der Aufschrift „Wärmepumpen Anschlusspaket mit 2 Gummiendkappen und 4 Klemmverschraubungen“. Ein riesiges schwarzes Rohr quillt heraus, rote Tütchen mit Klemmübergängen liegen darauf. Das Rüstzeug ist nur ein Teil der Schulung im Energie Campus. In der Tübinger Betriebsstätte von Reisser kann Heiztechnik live erlebt und getestet werden. Nach dem Motto „Wissen ist gut – Anwendung ist besser“ dreht sich alles um das Thema Wärmepumpe.
Zur Schulung haben sich heute 11 Teilnehmer eingefunden, darunter auch Rolf Schöll. In 3. Generation kümmert er sich um den Betrieb in Tübingen-Hagenloch, der sich seit 85 Jahren auf Sanitär, Flaschnerei und Heizungsbau spezialisiert hat. „Bisher hatte ich Gas im Fokus, mit der Wärmepumpe tue ich mich noch etwas schwer. Gerade die physikalischen Grundlagen sind eine Weile her, wenn ich an meine Ausbildung 1980 denke. Daher nutze ich diese Schulung, um unsere Leistungen in der modernen Haus- und Gebäudetechnik zu erweitern“, sagt der Geschäftsführer der Schöll GmbH.
Schöll will sich in die neue Technik einarbeiten, denn viele Kunden warten darauf, dass der Handwerksbetrieb das alternative System ausführt. Weil sich die jungen Kollegen mit dem Thema leichter tun, hat er zwei davon heute mitgebracht. „Es gibt viel zu tun. Doch um den Einbau von klimafreundlichen Wärmepumpen zu beschleunigen, braucht es Fachleute, die das auch machen.“ Die Bundesregierung plant den verstärkten Einbau: Bis 2030 sollen es 6 Millionen Wärmepumpen sein. Im vergangenen Jahr wurden gerade mal 150 000 geschafft, 2024 müssen es 500 000 sein.
Von Wasserkreislauf bis Hydraulik
Auf der großen Leinwand wechseln allerhand Folien, mal wird der innere Aufbau einer Wärmepumpe projiziert, dann Effizienzkurven, anschließend Varianten ober- und unterirdischer Hauseinführungen. Grundlagen zu Kältemittelkreislauf stehen heute genauso auf der Agenda wie Wasserkreislauf und Hydraulik. Mal geht es um Schicht-Pufferspeicher 300 bis 1000 l, Heizkreise und Trinkwasserverordnung, Anlaufdrehmomente und Spaltmaße, mal um Korrosion und Diffusion. Warum bereiten Sauerstoffmoleküle in älteren Fußbodenheizungen Probleme? Was hat es mit Temperaturzonen im Schichtspeicher auf sich? Und wie gelingt die wöchentliche thermische Desinfektion, wenn kaum Brauchwasser entnommen wird? Verordnungen, Untersuchungen, Studien und Statistiken tauchen immer wieder auf. Ein Teilnehmer will etwas über behandeltes Wasser und die VDI-Richtlinie 2035 wissen.
„Gibt es neue Ideen oder alte Fragen“, gibt Christoph Lichtblau in die Runde. Der Akademieleiter von LG Electronics ist extra aus Eschborn angereist, um heute als Referent zu fungieren. Er hat viel Fachwissen im Gepäck, das er mitunter humorvoll unterlegt und mit Beispielen aus der Praxis vermittelt.
● Warum wollen wir Rostbefall beim Wärmetauscher nicht haben?
● Wer kennt die Gradzahl, in der sich Legionellen im Tank wohlfühlen?
● Und woher kommt der Begriff historisch eigentlich?
● Gehen da bei euch die Alarmglocken an, was könnte passieren?
● Was tun wir für den Fall, dass wir draußen ein Frostproblem bekommen?
● Wie bekommen wir das in den Griff, was sind eure Vorschläge?
Lichtblaus Schulung gleicht mitunter einem Quiz, an dem sich die Teilnehmer gerne engagiert beteiligen. Eine seiner Weisheiten lautet: „Alles muss passen und es ist nicht wenig, was passen muss.“
An 7 verschiedenen Wärmepumpen schulen
Nicht nur anhand von Grafiken, Illustrationen und Fotos führt der Schulungsleiter gedanklich durch Vorgänge, Steuerungen und Sicherheitsaspekte wie das Drei-Wege-Ventil, den Abtauvorgang und die Brauchwasserherstellung. Vor allem nutzt er das Equipment in dem 200 m2 großen Warmschulungsraum.
Um dem qualifizierten Fachhandwerk den sicheren Umgang mit einer auf hohem Niveau befindlichen Technik zu vermitteln, bietet Reisser gemeinsam mit LG die Fortbildung an 7 verschiedenen Wärmepumpen an. Die SHK-Fachleute können ihre Kenntnisse rund um die modernen und effizienten Heizsysteme auffrischen, vertiefen und ausbauen. Dabei sind die Wärmepumpen in Betrieb, am laufenden Projekt und am betriebsbereiten Produkt wird profundes Know-how transportiert.
Dampfeinspritzungstechnologie, Wirkungsgrad und Störmeldungen per App: Im Fokus steht die Praxis. „Was ist ein Backup Heater?“, will der Referent wissen und zeigt im Raum an eine bestimmte Stelle. „Da hängt er an der Wand, ein elektrischer Heizstab von 3 bis 9 KW Leistung. Welche Aufgaben hat er bei der Zuheizung ab minus 7 bis 25 Grad? Und warum sollte man den Notbetrieb nicht automatisiert starten?“ Die Inhalte drehen sich um Nenndurchflussraten und Verrohrung, um die Sekundärseite der Wärmepumpe, um Primärkreislauf und Druckausgleichsbehälter. Was ist im Bestand gefordert? Was ist bei Privatgebäuden anders? Wie sieht die technische und physikalische Trennung bestimmter Komponenten aus? Das Seminar beinhaltet jede Menge Regelungstechnik, elektrische Aspekte, vielfältige Anforderungen. Ein Teilnehmer atmet laut auf und nickt mit dem Kopf – da war er wieder mal, so ein Aha-Moment…
Khaled Al Shafei ist bereits zum 2. Mal bei einer Schulung im Energie Campus Tübingen mit dabei. Der Installateur und Heizungsbaumeister des gleichnamigen Meisterbetriebs in Reutlingen baut bereits Wärmepumpen anderer Hersteller ein, nun macht er sich über LG schlau. „Man lernt im Handwerk nie aus, das ist wie im richtigen Leben“, unterstreicht er. Seit 33 Jahren ist er in der Branche tätig und von den Schulungen begeistert. „Wir erfahren von A bis Z, wie die Anlagen eingebaut werden und alles funktioniert. Durch meine langjährige Erfahrung bin ich mit den fachlichen Anforderungen vertraut. Wärmepumpen finde ich sogar einfacher als fossile Heizungsanlagen. Der Hersteller gibt uns alle nötigen Infos – von Hydraulikplan bis Verdrahtung.“
In den kleinen Gruppen mit maximal 15 Personen wird die Intensität der Schulung gewährleistet. Gerade haben sich die Teilnehmer im Halbkreis um den Monoblock 16 KW einphasig versammelt, manche knien vor dem Gerät, um noch bessere Einblicke zu haben. Der Referent will wissen, wofür der grün-gelbe Draht gedacht ist, ob man FI-Schalter verbauen kann, was es mit der Schieflastgrenze auf sich hat und warum die Wärmepumpe als geschlossenes System ohne Kupplungen agiert.
Er referiert über die internen Sicherheitsketten des Herstellers und zeigt an den Geräten die Details. LGMV – schon mal gehört? Wie ist es mit Steck-Klemmblock, Noise-Filter-Platine, Inverter und störenden Oberwellen? Der Kreis über zweipoliges Spannungsnetzgerät, 400 V und Inverter der neusten Generation schließt sich, wenn es um Aufstell- und Anlagebeispiele geht. Der Trainer mahnt: „In einem Kindergarten gelten höhere Sicherheitsstandards – falls ein Kind in der Pause draußen mit einem nassen Stock mal in die Wärmepumpe reinstochert.“
Neben umfassendem Fachwissen will Christoph Lichtblau den Teilnehmern auch Sicherheit geben. „Das Gerät sagt euch schon, was es braucht“, schmunzelt er und weiß, dass sich viel Stoff mit viel Freude am besten vermitteln lässt. „Es kommt einiges zusammen, damit die Installateure draußen im Feld wissen, was auf sie zukommt. Wir brauchen viel mehr Leute, die das lernen, sich auskennen, die wir auf einen idealen Wissensstand bringen und die das dann auch anwenden.“ Sein Wunsch ist es, Personen sowohl aus dem Heizungs- und Kälteanlagenbau als auch Handwerker aus dem Sanitärbereich zu motivieren. „Nur so lassen sich die Aufgaben der Zukunft bewältigen. Zu einem technischen Beruf gehören Interesse und die Bereitschaft, Neues zu lernen.“
Standorte und Termine: Schulungen des Reisser Energie Campus
Quelle: Reisser / ml
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