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Gewächshaus im Bioland

Hackschnitzel statt Kohle

Johannes Schlosser ist Zeit seines Lebens auf Nachhaltigkeit bedacht. Kein Wunder, beschäftigen sich doch schon sein Großvater und sein Vater in dem 1948 gegründeten Gartenbau-Betrieb mit ökologischer Pflanzenzucht und sind seit 1972 zertifizierter Biolandbetrieb. Da ist es nicht verwunderlich, dass Johannes Schlosser gemeinsam mit Vater August und Bruder Günter bei der Entscheidung zur Sanierung der Heizung der Gewächshäuser ausschließlich auf ein Biomassekonzept setzen. Über Kollegen erfuhren sie, dass sich die Hans van Bebber Heizungsbau GmbH im nordrheinwestfälischen Straelen auf flexibilisierte Biogas- und BHKW-Heizanlagen mit Großpufferspeichern spezialisiert hat. Die wiederrum arbeitet seit vielen Jahren eng mit der Herz-Energietechnik und deren Schwesterunternehmen Binder-Energietechnik zusammen. So ergibt sich eine Dreiergemeinschaft für ein ungewöhnliches Heizkonzept.

Drei Familien bewirtschaften die Schlosser Grünerlei GbR im Baden-Württembergischen Jagstzell. Basis des Betriebs sind 5.000 Quadratmeter Gewächshaus- sowie 19 Hektar Freilandfläche. Davon werden sieben Hektar für Gemüse und der Rest für Fruchtwechsel genutzt. Schwerpunkt des breiten Produktsortiments sind Gemüseanbau, Saatgut-Vermehrung und Jungpflanzenanzucht. Im Sommer liegt der Schwerpunkt auf Tomaten, Gurken, Paprika, Stangenbohnen und Auberginen. Im Winter werden in den Gewächshäusern hauptsächlich Schnittlauch produziert und Jungpflanzen gezüchtet. Für letztere hat Johannes Schlosser ein spezielles Klimakonzept ausgetüftelt, bei dem über eine Bodenheizung mit niedriger Flies-Abdeckung circa 20 bis 30 Zentimeter über dem Boden der Luftraum verkleinert und die Isolierung verbessert wird. 1.500 Quadratmeter der Bodenheizung sind bereits verlegt, weitere 1.500 Quadratmeter sollen in Kürze folgen.

Vor ein paar Jahren haben die Schlossers bereits in einen Klima-Computer investiert. Im Jahr 2020 war es an der Zeit, auch die beiden alten 950 kW Anthrazitkohle-Kessel aus dem Jahr 1992, von denen einer reparaturbedürftig und der andere bereits durchgerostet war, gegen eine neue Wärmeversorgung auszutauschen.

Die alten Schachtkessel mussten den ganzen Tag am Glühen gehalten werden, auch ohne Bedarf oder Abnahme. Pufferspeicher waren nicht vorhanden. 150 Tonnen Kohle wurden so übers Jahr verfeuert. Dieser fossile Brennstoff hätte sich nicht nur durch die CO2-Steuer kontinuierlich verteuert. So entschloss sich die Gartenbau-Familie durch ein neues Konzept den Energiebedarf deutlich zu senken. Ab jetzt wird Biomasse eingesetzt.

Der neue Kessel von Herz

Bild: Herz

Der neue Kessel von Herz

Paten für das neue Konzept

Interessant sind Hackschnitzel, weil es im nahen waldreichen Umland regionale Anbieter gibt. Hier entsteht aus dem Kontakt zu van Bebber die Idee, in eine 440 kW Hackschnitzelanlage plus Pufferspeicher zu investieren. Die Hans van Bebber Heizungsbau GmbH & Co. KG ist ebenfalls ein Familienunternehmen. Geschäftsführer Thomas Paes übernahm den Betrieb 2007 vom Großvater Hans van Bebber, der das Unternehmen 1965 gründete. Bereits in Kindertagen wurde der nahe der niederländischen Grenze aufgewachsene Paes mit dem Thema Heiztechnik konfrontiert. Wurden doch am Küchentisch die Projekte des Großvaters konzipiert und skizziert. So blieb es nicht aus, das Paes 1998 die Lehre zum Heizungsbauer und Installateur begann und 2002 als jüngster Meister in NRW abschloss. Großvater Hans ließ ihn von Anfang an eigene Ideen im Unternehmen realisieren. Vor allem das landwirtschaftlich geprägte Umland bringt ihm die Ideen für ökologisch anspruchsvolle Konzepte. Auch von größeren Dimensionen ließ sich Paes dabei nicht erschrecken. So werden heute mit 15 eigenen Mitarbeitern Pufferspeicher bis zu 5.000 Kubikmeter selbst gefertigt oder Biomassekessel bis zu 20.000 kW realisiert. Die Hans Van Bebber Heizungsbau GmbH und Co KG kennt man heute als Spezialisten für flexibilisierte Biogas- und BHKW-Heizanlagen mit Großpufferspeichern. Viele Kunden setzen oft einen Mix aus verschiedenen Energieträgern und Heizkesseln ein, beispielsweise zur Deckung von Spitzenlasten. Mittlerweile ist Thomas Paes weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt. Dabei hat sich eine interessante Umsetzungsmethodik in Straelen durchgesetzt. Konzepte werden gemeinsam mit den Kunden entwickelt. Die Planung erfolgt im Straelener Büro von Thomas und seinem jüngeren Bruder Bernd. Der kümmert sich als Elektromeister um die Steuerungen. Danach werden in der Produktion alle Komponenten vorgefertigt. Just in Time versandt gelangen sie schließlich an den Einsatzort, wo sie von den Montageteams aufgebaut werden.

Bild: Herz

Aufbau des Firematics
1. Zwischenbehälter mit Infrarotlichtschrankensystem
2. RSE (RückbrandSchutzeinrichtung) und
SLE (Selbsttätige Löscheinrichtung)
3. Zentrale Regeleinheit
4. Automatische Zündung mit Heißluftgebläse
5. Stufen- bzw. Vorschubrost mit automatischer Reinigung
6. Zwei-Zonen-Brennkammer
7. Röhrenwärmetauscher mit Turbulatoren und automatischem Reinigungsmechanismus
8. Lambdasondenregelung
9. Drehzahlgeregelter Saugzugventilator
10. Frontseitige Aschenbehälter für Verbrennungs- und Flugasche
11. Wärmedämmung
12. Brennraummodul
13.Wärmetauschermodul
Zwei Energiespeicher: Im Vordergrund der blitzblanke Pufferspeicher und rechts der Hackschnitzeltank mit der sogenannten Rührwerksfederaustragung

Bild: Schlosser

Zwei Energiespeicher: Im Vordergrund der blitzblanke Pufferspeicher und rechts der Hackschnitzeltank mit der sogenannten Rührwerksfederaustragung

Umsetzung im Bioland

Bei den Schlossers ist schließlich das Herz-Montageteam für die Inbetriebnahme der Herz Firematic Biomassekessel zuständig. Die Firematic-Kessel sind speziell zur Verfeuerung von Hackschnitzel oder Pellets geeignet. Van Bebber und die Schlossers haben sich dafür entschieden, weil die Anlage äußerst kompakt, besonders sparsam und extrem wirtschaftlich ist. Durch die Ausführung in Modulbauweise mit Brennraum und Wärmetauscher Modul ist die Einbringung sowie Montage schnell und einfach erledigt. Auch in dem bereits vorhandenen Heizraum mit geringem Platzangebot. Der Saugzugventilator der Anlage kann wahlweise hinten oder seitlich (rechts oder links) angebracht werden. Zusätzlich ist das Abgasrohr schwenkbar, wodurch ein flexibles und einfaches Platzieren und Anschließen der Anlage möglich ist. Für den laufenden Betrieb ist für Johannes Schlosser wichtig, dass die Brennkammer sowie die Wärmetauscher automatisch gereinigt und dadurch sauber gehalten werden. Komfortabel findet er die automatische Entaschung, welche die Asche automatisch in die Aschentonne befördert. Für den Biolandbetrieb ist die Verbrennungstechnologie entscheidend. Aus der bei Herz im eigenen Haus entwickelten Treppenrosttechnologie, der kompakten Brennraumgeometrie und der serienmäßig eingebauten Lambdasonde, welche Luftzuführung als auch Materialmenge steuert, resultieren flexible Einsatzmöglichkeiten von Brennstoffen wie Hackgut oder Pellets und niedrigste Emissionswerte. Somit ist keine Rezirkulation notwendig und es kann größtenteils (je nach Emissionsvorgaben) auf zusätzliche Entstaubungsanlagen oder Filter verzichtet werden. Ebenfalls wichtig ist für Schlosser, dass ihm mit der bedienerfreundlichen Farb-Touch-Display-Regelung ein multifunktionales Regelungskonzept zur Verfügung steht. Mit diesem Herzstück des Kessels können viele Prozesse und Parameter optimal aufeinander abgestimmt werden. Bei Bedarf auch online über van Bebber oder direkt mit dem Herz-Kundendienst.

Bleibt noch zu erwähnen, dass Johannes Schlosser als kleiner Junge gehört hat, dass jemand sein Wohnhaus ins Gewächshaus gebaut hat. Dieser Gedanke geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Und weil nicht genug Bauplatzfläche auf dem eigenen Grundstück vorhanden ist, hat er die alte Idee umgesetzt und sein Wohnhaus in eines der Gewächshäuser gebaut. Dort wohnt er jetzt mit Frau und zwei Kindern. Und im Winter erwärmt durch die Herz-Firematic. Die Umsetzung dieser ungewöhnlichen Idee hat auch Thomas Paes Spaß gemacht. So konnte wieder etwas Ungewöhnliches umgesetzt werden.

Das Haus im Gewächshaus

Bild: Schlosser

Das Haus im Gewächshaus

Ziel der Lambdasonde

Die Lambdasonde steuert die Primär- und Sekundärluftzuführung und erreicht somit eine saubere Verbrennung auch im Teillastbetrieb.

In Abhängigkeit der abgenommenen Leistung wird auf eine durch die intelligente Regelung ermittelte optimale Abgastemperatur geregelt.

Die Ergebnisse sind geringer Brennstoffverbrauch und niedrigste Emissionswerte auch bei unterschiedlichen Brennstoffqualitäten.

Automatische Reinigung

Die Wärmetauscherflächen werden automatisch durch die integrierten Turbulatoren (die sich heben und senken) auch während des Heizbetriebes gereinigt und somit ohne händischen Arbeitsaufwand sauber gehalten.

Ein gleichbleibend hoher Wirkungsgrad durch gereinigte Wärmetauscherflächen sorgt für niedrigen Brennstoffverbrauch.

Die anfallende Flugasche wird mittels Schnecke in den frontseitigen Aschenbehälter befördert.

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