Uns erreichen in der Redaktion immer mal wieder Anfragen zu diesem sensiblen Thema. Eine erdgekoppelte Wärmepumpe muss doch in der Lage sein, die kostenlose Umweltenergie für die Estrichtrocknung zu nutzen. So - oder so ähnlich klingen die Anfragen von vielen Fachhandwerkern. Die meisten Hersteller verweisen nämlich darauf, dass eine Estrichtrocknung zur „Belegreife*“ nicht mit der Wärmequelle Erde durchgeführt werden darf. Stattdessen sollte man lieber den integrierten Heizstab nutzen, so die einhellige Aussage. Dies kostet allerdings den Bauherren ordentlich Geld für den eingesetzen Strom, und da kommt manch einer halt auf die Idee die ergiebige Erdquelle zu nutzen.
*Fachbegriffe Fix erklärt:
Estriche aus Nassmörtel müssen vor dem Belegen mit Holz, Fliesen oder sonstigen Belägen austrocknen, andernfalls sind Folgeschäden wie Ablöseerscheinungen vorprogrammiert. Besonders kritisch sind dampfdichte oder dampfempfindliche Beläge. Ein Estrich gilt dann als belegreif, wenn er mindestens seine Nennfestigkeit erreicht hat und auf die Gleichgewichtsfeuchte ausgetrocknet ist. Darunter versteht man den Zustand eines Baustoffes, bei dem sich sein Wassergehalt im Gleichgewicht mit der umgebenden Raumluftfeuchte befindet.
Die Quelle wird quasi „ausgelutscht“
Erdsonden bzw. Flächenkollektoren werden für max. 1800 bzw. 2400 Betriebsstunden pro Jahr (mit und ohne Warmwassererwärmung) und entsprechender Entzugsleistung ausgelegt. Mit einer normalen Betriebsweise und einer Begrenzung der Betriebsstunden bei Wärmepumpen mit Erdsonden wird die thermische Erholung des Erdreichs sichergestellt. Mit dem zusätzlichen Einsatz für eine Estrichtrocknung, bzw. Bautemperierung werden die maximal zulässigen Betriebsstunden erheblich überschritten.
Bsp.: Ein Estrichtrocknungsprogramm läuft durchschnittlich 28 Tage mit unterschiedlichen Temperaturen, je nach Estrichtyp. Von den 28 Tagen werden durchschnittlich 20-24 Tage geheizt. Von den durchschnittlichen Betriebsstunden kann man so schon einmal knappe 500 Stunden abziehen. Also gut ein Viertel der geplanten Betriebsstunden geht für die Estrichtrocknung innerhalb eines knappen Monats drauf. Hinzu kommt noch, dass sich in einem Neubau Unmengen von gebundenem Wasser befinden. Im ersten Jahr benötigt das Gebäude wesentlich mehr an zugeführter Wärmeenergie, so dass die kalkulierten Stunden sich schnell verbrauchen. Kommt noch ein strenger Winter dazu, wird es für die Belastung der Quelle nicht besser. Daher sollte die Bauaustrocknung unbedingt durch spezielle Geräte unterstützt und beschleunigt werden.
Die Gefahr lauert im Boden
Besonders bei einer Bauaustrocknung im Herbst oder Winter und dem Einsatz einer Wärmepumpe sollte ein zusätzlicher Elektro-Heizstab installiert werden, um den anfangs erhöhten Wärmebedarf zu decken. Dadurch wird, dass die Erdsonde umgebende Erdreich zu stark abgekühlt, im Extremfall gefriert es sogar. Ein unterschiedliches Dehnverhalten von Erdreich und Sonde kann beim späteren Auftauen zur Bildung von Hohlräumen führen. Die Wärmeübertragung wird gemindert oder sogar unterbunden. Die Erdsonde bringt die geforderte Leistung nicht mehr und muss ersetzt werden. Nur so einfach geht das natürlich nicht. Die „neue“ Erdsonde muss in einem entsprechenden Abstand ca. 3-5 m zur „alten“ Quelle gebohrt werden.
Wollen wir also hoffen, dass die Planung einer Sondenbohrung mit dem Bohrunternehmen gründlich geplant und auch sauber ausgeführt wird. Lassen Sie sich auf jeden Fall Referenzen geben und beauftragen Sie nur zertifizierte Unternehmen.