Bei jeder Drosselung des Volumenstroms in der Heizungsanlage entstehen erhebliche Druck- und Mengenschwankungen. Heizkörperventile sind Mengenregler, d. h. bei Veränderung des Ventilkegels verschiebt sich der Betriebspunkt der Pumpe auf ihrer Kennlinie. Ein Überströmventil auch Bypass genannt wird zwischen dem Vorlauf und dem Rücklauf einer Heizungsanlage hydraulisch eingebunden.
Die Folgen sind:
• Der Pumpendruck ist ständig von der Ventilregelung bzw. -drosselung abhängig und kann viel zu hohe Werte annehmen.
• In der Anlage kann es zu lästigen Fließgeräuschen kommen.
• Falls eine Mindestumlaufwassermenge verlangt wird, kann diese nicht mehr garantiert werden.
• Die Kesselrücklauftemperatur kann bei Schwachlast zu stark absinken (evtl. Tieftemperaturkorrosion). Nur relevant für ältere und Feststoff-Wärmeerzeuger.
Um diese möglichen Gefahren auszuschalten, baut man vielfach Überströmventile ein, die bei Überschreiten eines bestimmten Differenzdruckes zwischen Vor- und Rücklauf einen Bypass öffnen.
Weitere Hinweise:
• Die Einstellung des Überströmventils richtet sich nach dem Druckverlust der Anlage. Ist der tatsächliche Anlagenwiderstand unbekannt, werden alle Heizkörperventile (oder Absperrschieber im Vor- und Rücklauf) geschlossen und das Ventil so eingestellt, dass es gerade öffnet und dabei die geforderte Mindestumlaufwassermenge Überströmen lässt.
• Ein Überströmventil ist kein „Allheilmittel“ für falsch berechnete Anlagen. Mit ihm soll z. B. nicht die Druckdifferenz zwischen der falschen und tatsächlichen Rohrnetzkennlinie „weggedrosselt“ werden. Nachteilig ist allerdings, dass auch bei Teillastbetrieb ein unnötig großer Volumenstrom von der Pumpe gefördert wird; es entsteht dadurch ein an sich vermeidbarer Mehrverbrauch an elektrischer Energie. Was hier erst einmal als „Nachteil“ genannt ist, macht manchmal durchaus technischen „Sinn“. Bei Wärmeerzeugern die eine Mindestumlaufwassermenge fordern, z.B. bei Wärmepumpen. Die Mindestumlaufwassermenge garantiert die Mindestlaufzeit des Kompressors, meistens 3-5 Minuten. Während dieser Mindestlaufzeit führt ein mehrmaliges Zwangsabschalten des Kompressors durch den Pressostaten zu einer verriegelnden Hochdruckabschaltung.