Die Folgen der Finanzkrise: Die Preise an den Tankstellen sind überraschend niedrig, Deutschlands Kfz-Händler grinsen sich in die Gewinnzone und es gibt einen heißen Anwärter auf das Wort des Jahres. Abwrackprämie. Tolle Sache. So toll, dass mancher Branchenvertreter vor lauter Begehrlichkeiten unruhig träumt – und aktiv wird.
Erst die Abwrackprämie für automobile Rostlauben. Dann zahlen Zahnärzte eine Abwrackprämie auf alten Zahnersatz in Mecklenburg-Vorpommern. Der Zahnaufbau Ost, an dem sich 25 Zahnärzte und ein zahntechnisches Labor beteiligen, sei nur mit einer Bedingung verknüpft. Die Brücken und Kronen müssten mindestens acht Jahre alt sein.
Und alte Heizkessel? Gehören die nicht auch in die Metallpresse?
„Wir fordern von der Politik eine Abwrackprämie für technisch veraltete Heizungen!“ In deutlichen Worten formulierte in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), Michael von Bock und Polach, die Erwartungen des installierenden Handwerks an die Bundesregierung. Er sieht sich durch die Ergebnisse einer aktuellen EMNID-Umfrage bestätigt. Demnach zeigt sich fast jeder zweite Eigenheimbesitzer in Deutschland motiviert, bei Aussicht auf eine staatliche Prämie in moderne Heiztechnik zu investieren.
„Nur 12 Prozent aller Heizungsanlagen in Deutschland arbeiten energieeffizient und umweltschonend. Eine Abwrackprämie für alte Heizungskessel wird nach unserer Überzeugung den Modernisierungsstau im Heizungskeller schlagartig auflösen“, erklärte Hauptgeschäftsführer Michael von Bock und Polach heute auf der Jahrespressekonferenz des ZVSHK. 39 Prozent der von EMNID befragten Eigenheimbesitzer würden bei Aussicht auf eine staatliche Prämie ihre alte Heizungsanlage modernisieren. Das wären 4,7 Millionen neue Heizungen. „Ein solcher Investitionsimpuls würde nicht nur unmittelbar den Binnenmarkt ankurbeln, sondern gleichzeitig 18 Milliarden Kilowattstunden an Energie und 10 Millionen Tonnen C02 pro Jahr einsparen“, sagte von Bock und Polach in Berlin.
Nach Ansicht des vom ZVSHK vertretenen Heizungsbauerhandwerks reichen die bisherigen Anreize zur Heizungsmodernisierung nicht aus, um die Verschwendung von Energie und Geld bei der Wärmeerzeugung in den deutschen Haushalten abzustellen. „Unsere Befragung hat erneut bestätigt, dass noch zu viele Eigenheimbesitzer Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit ihrer Anlage falsch einschätzen.“ So haben 48 Prozent der Befragten gegenüber EMNID erklärt, sie hätten bereits eine effiziente Heizungsanlage. Drei von vier liegen mit dieser Einschätzung vollkommen falsch.
Dies ist auch der Grund, warum der ZVSHK keine großen Möglichkeiten mehr sieht, ohne den psychologischen Anreiz einer staatlichen Prämie den Heizungsbestand im Sinne von Energieeinsparung und Klimaschutz zügig zu modernisieren. „Die Politik muss jetzt handeln. Die Abwrackprämie für Altautos hat bewiesen, wie moderne Konjunkturpolitik erfolgreich funktionieren kann“, betonte von Bock und Polach. Aus Sicht des Handwerks spricht alles dafür, das bewährte Instrument der Prämie als Stützungsmaßnahme für die Konjunktur jetzt auf die Gebäudetechnik auszudehnen. „Zur Abwehr der Krise wird die Bundesregierung es nicht bei zwei Konjunkturpaketen belassen können“, ist der ZVSHK- Hauptgeschäftsführer überzeugt. „Eine Kesselprämie von 1.500 Euro schafft kurzfristig einen Konjunkturimpuls von 50 Milliarden Euro. Hier stimmt das Verhältnis von Aufwand und Ertrag – für die Wirtschaft und die Umwelt.“