Logger vom Hogger
Das Fallrohr sei gerissen, die Feuchte würde schon nach innen durchschlagen. Es solle doch mal jemand rauskommen.
Cheffe nahm mich mit. Und als Sie die Tür öffnete musste ich zweimal hinschauen. Tolle Frau, nicht mein jugendliches Alter, aber sehr interessant. Sie zeigte uns sofort das Schlafzimmer und die, wie Sie es nannte, Stockflecken an der Außenwand.
Schimmel- und Ursachenforschung
Tatsächlich hatte der Schimmel ganze Arbeit geleistet. Auf fünfzehn Zentimeter Breite hatte er die Tapete von der Decke bis zum Fußboden überzogen. Die Dame des Hauses öffnete das Fenster und wies uns auf die außen verlegte Fallleitung hin. Man hatte diese Leitung, wohl um sie optisch verschwinden zu lassen, in einer Klinkernische eingelassen. Äußerlich war das Rohr völlig intakt. Aber der Feuchtebefund auf der Innenseite der Wand, genau dort, wo außen das Fallrohr verlief, war für mich eindeutig. Also raus mit dem Fallrohr, neues rein und gut ist.
Auf den Grund gehen
Für Cheffe schien es jedoch nicht so klar zu sein. Er fragte die Schöne, ob dieser Schimmel ständig auftreten würde. Sie verneinte. Im letzten Winter hätte Sie den Befall erstmalig bemerkt. Der Schimmel habe sich aber im Frühjahr wieder verzogen. Jetzt, seit Ende des Herbstes, habe sie die Undichtigkeit wieder bemerkt. Für mich wurde immer klarer, das Rohr musste raus. Die feuchten Tage im Winter hatten anscheinend die Außenwand durchnässt und der lange trockene Sommer hatte den Befall wieder beseitigt. Aber Cheffe bohrte weiter. Ob Sie den ausreichend lüften würde fragte er sie. Ich zuckte zusammen und wollte mich schon fremdschämen. Wie konnte er dieser Lady eine solche Frage stellen? Auch sie zuckte zusammen und lief leicht rot an. Bejahte dann aber ausdrücklich, dass sie genügend lüften würde. Cheffe blieb ruhig und holte etwas weiter aus. Er wolle sie natürlich nicht beleidigen, aber hier würden sämtliche Indizien für eine zu hohe Raumluftfeuchte sprechen, die sich dann an eisigen Tagen an einer Kältebrücke der Außenwand zeigt. Diese Kältebrücke sei die Schwachstelle an der das Fallrohr innerhalb der Außenwand verlegt sei. Er könne dies gerne mit einer Messreihe verifizieren, also nachweisen. Dazu würden über mehrere Tage in kurzen Abständen Messungen der Feuchte und Temperatur durchgeführt. Jetzt kam ich sicherlich wieder ins Spiel und war hellwach. Er würde mich bestimmt hier für mehrere Tage parken und ich könnte ständig und äußerst wichtig mit irgendwelchen Messgeräten rumlaufen, klasse! Die Dame des Hauses würde mir sicher mal einen Kaffee reichen und ich hätte insgesamt einen lauen Lenz, mitten im Winter.
Logger dir einen
Wie sie sich das vorstellen sollte fragte Madame dann interessiert und schaute zu mir rüber. Cheffe sagte ihr, dass wir ca. 32000 Messwerte aufnehmen könnten. Mir fiel die Kinnlade runter und ich sah mich schon über Wochen bei der Dame messend durch die Wohnung eiern. Zuviel des Guten. Cheffe ergänzte dann aber sofort, dass ein winziger Datenlogger die Temperatur und Feuchte über mehrere Tage aufzeichnen könnte. An einem Computer könnte man die Aufzeichnungen dann später auslesen. Sie schien erleichtert und ich war es auch. 32000 Messungen per Hand ade. Cheffe holte einen Stift aus der Tasche, nicht viel größer als ein USB-Stick. Er befestigte diesen Datenlogger an der befallenen Außenwand und drückte einige winzige Knöpfchen auf dem Gerät.
Auslese
Nach zwei Wochen holte ich das Messgerät mit den Langzeitmessergebnissen bei der Schönen wieder ab. Beim auslesen im Computer konnt ich dann dabei sein.
Zwei Kurven wurden dargestellt. Die eine zeigte die Temperatur, die andere die relative Feuchte der Luft. Hie konnte man leicht nachvollziehen, dass über Nacht die Feuchte im Raum stark anstieg. Wir Menschen geben über die Atemluft ständig auch Feuchte ab, erläuterte mir Cheffe. Am frühen Morgen sank die Temperatur und Feuchte schlagartig ab. Die kurze Absenkung dauerte laut Diagramm weniger als 5 Minuten. Madame öffnete also tatsächlich das Fenster, aber leider nicht ausreichend lange. Dann erholte sich der Wert für Feuchte und Temperatur wieder und stieg bis auf 85 Prozent an. Die Temperatur lag dann bei unter 18 °C. Cheffe erklärte mir, dass diese Zustände bereits kritisch wären und dass der Schimmelbefall eindeutig auf diese Zusammenhänge zurückzuführen sei. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung könnte der Dame helfen. Die kurze Zeit des Lüftens am Morgen reiche nicht aus, aber dann müsse die Schöne ja zur Arbeit und schließe natürlich das Fenster. Wir fuhren gemeinsam zu ihr, um die Kurvenergebnisse nochmals zu erläutern. Was für ein Job, was für ein Cheffe...